Krieg laut AKUF
Die „Arbeitsgemeinschaft Kriegsursachenforschung“ (AKUF) schlägt folgende Definition von „Krieg“ vor:
In Anlehnung an den ungarischen Friedensforscher István Kende (1917–1988) definiert die AKUF „Krieg als einen gewaltsamen Massenkonflikt, der alle folgenden Merkmale aufweist:
(a) an den Kämpfen sind zwei oder mehr bewaffnete Streitkräfte beteiligt, bei denen es sich mindestens auf einer Seite um reguläre Streitkräfte (Militär, paramilitärische Verbände, Polizeieinheiten) der Regierung handelt;
(b) auf beiden Seiten muss ein Mindestmaß an zentralgelenkter Organisation der Kriegführenden und des Kampfes gegeben sein, selbst wenn dies nicht mehr bedeutet als organisierte bewaffnete Verteidigung oder planmäßige Überfälle (Guerillaoperationen, Partisanenkrieg usw.);
(c) die bewaffneten Operationen ereignen sich mit einer gewissen Kontinuierlichkeit und nicht nur als gelegentliche, spontane Zusammenstöße, d. h. beide Seiten operieren nach einer planmäßigen Strategie, gleichgültig ob die Kämpfe auf dem Gebiet einer oder mehrerer Gesellschaften stattfinden und wie lange sie dauern.
Kriege werden als beendet angesehen, wenn die Kampfhandlungen dauerhaft, d. h. für den Zeitraum von mindestens einem Jahr, eingestellt bzw. nur unterhalb der AKUF-Kriegsdefinition fortgesetzt werden.“ (vgl. Arbeitsgemeinschaft Kriegsursachenforschung, Stand: 09.01.2018)
Zum Beispiel: Irak
Der Krieg im Irak, zwischen den sogenannten Koalitionstruppen unter Führung der USA, und der irakischen Regierung auf der einen und diversen Rebellengruppen auf der anderen Seite, wurde von der AKUF bereits seit 1998 als „Krieg“ bezeichnet und eingestuft.
Nachdem sich Ende 1998 die Spannungen zwischen dem irakischen Regime unter Saddam Hussein und der amerikanischen Regierung erheblich verschärft hatten, da der Irak die Zusammenarbeit mit den UNO-Waffeninspektoren aufgekündigt hatte und nicht mehr bereit war, die nach dem Golf-Krieg verhängten Flugverbotszonen über Teilen des Landes zu akzeptieren, begannen die USA und Großbritannien mit kontinuierlichen Luftangriffen auf den Irak. Nach Amtsantritt von George W. Bush und den Anschlägen von New York und Washington wurden die Angriffe im August 2002 intensiviert. Als Begründung für das verschärfte Vorgehen wurde immer wieder die „unmittelbare Bedrohung durch Massenvernichtungswaffen seitens des Irak“ angeführt – eine Bedrohung, die sich später als nicht gegeben herausstellen sollte.
Nachdem sich der Sicherheitsrat der UNO Anfang 2003 nicht auf eine Position zum Irak hatte einigen können, stellte Bush Saddam Hussein ein Ultimatum – dieser sollte binnen 48 Stunden ins Exil gehen, ansonsten würde man mit militärischen Konsequenzen zu rechnen haben.
Als dieses Ultimatum ohne Reaktion verstrichen war, begann am 20. März die Operation „Iraq Freedom“, die in der Öffentlichkeit immer wieder als Dritter Golfkrieg bezeichnet wird.
Bereits Anfang Mai 2003 wurde die Beendigung der offiziellen Kampfhandlungen verkündet. Seitdem ist es den Koalitionstruppen und den neu geschaffenen irakischen Sicherheitskräften jedoch nicht gelungen, die Situation im Irak zu stabilisieren. In den folgenden Jahren wurde von den verschiedenen irakischen Rebellengruppen eine Vielzahl von Anschlägen verübt und es kam immer wieder zu blutigen Auseinandersetzungen mit offiziellen irakischen Sicherheitskräften und den westlichen Koalitionstruppen, denen fast immer auch Zivilisten zum Opfer fielen.
Auch die Aufstockung der Koalitionstruppen konnte an der miserablen Sicherheitslage im Irak nicht ändern.
Quellen, Links und Lesetipps
AKUF – Arbeitsgemeinschaft Kriegsursachenforschung
Social Science Open Access Repository (Wissenschaftliche Texte über den Irak)
Bildquelle: Wikipedia