Kapital

Am Beispiel:

In der Volkswirtschaftslehre gibt es – neben den Produktionsfaktoren „Arbeit“ und „Grund und Boden“ – den dritten Faktor „Kapital“. Der Begriff stammt vom italienischen Ausdruck „capitale“ ab, was übersetzt „Hauptsumme, Reichtum“ heißt.

Man verwendet den Begriff Kapital auch als Synonym für Finanzierungsmittel, mit denen Investitionen gemacht werden können. Man unterscheidet in Real-Kapital, wie Maschinen, Werkzeuge, Rohstoffe, Fabrikanlagen usw., und Geld-Kapital, das zur Finanzierung von Investitionen verfügbare Geld.

In der Betriebswirtschaftslehre wird Kapital als das Gesamtvermögen definiert, das ein Einzelner oder eine Gesellschaft zu einem bestimmten Zeitpunkt besitzt – im Gegensatz zum Einkommen. Das Kapital ist die zur Verfügung stehende Geldmenge und bildet sich entweder aus dem Gewinn oder aus der Vermögensübertragung (Erbschaft). Das Ziel ist die Erhöhung des Gewinns bzw. die Kapitalvermehrung.

Die Volkswirtschaftslehre des 19. Jahrhunderts verstand unter dem Begriff „Kapital“ nur dasWirtschaftsvermögen. In neuerer Zeit wird Geldkapital durch andere für ein erfolgreiches Wirtschaften ebenso wichtige Formen des Kapitals ergänzt. Gesprochen wird von „Humankapital“ (Bildung/Qualifikationen der Bevölkerung), „Sozialkapital“ (geselllschaftlicher Zusammenhalt, Netzwerke unter Menschen) sowie von „Naturkapital“ (vorhandene Naturressourcen, intakte Umwelt). Zudem gibt es den Begriff „Lokalkapital“, der das Vorhandensein dieser Formen des Kapitals in einer Region oder Kommune bezeichnet.

Kapitalismus

Wirtschaft umfasst die Einrichtungen und Vorkehrungen zur Deckung des (menschlichen) Bedarfs an Gütern und Dienstleistungen. Als Kapitalismus wird
nun jene Wirtschaftsform bezeichnet, in der die Erzeugung dieser Güter und Dienstleistungen „arbeitsteilig“ erfolgt. Jene, die über Kapital (Geld) verfügen, investieren dieses in Unternehmen. Mit diesem Geld werden Produktionsanlagen sowie die Löhne der Arbeitenden, die die Güter und Dienstleistungen mithilfe der Maschinen herstellen, finanziert. Die Kapitalgeber (Kapitalisten) erhalten dafür den erwirtschafteten Mehrwert (Profit).

Das Zusammenwirken von Kapitalismus, freier Marktwirtschaft (Preise bilden sich am Markt nach Angebot und Nachfrage) sowie immer neuen Technologiesprüngen durch Forschung und Wissenschaft) hat zu einer hohen Produktivität der Wirtschaft geführt. Pro Stunde Arbeitszeit wird immer mehr an Wirtschaftsleistung erbracht.

Der Kapitalismus wurde aber immer wieder von Krisen geschüttelt, etwa der Großen Weltwirtschaftskrise in den 1930-Jahren. Etwas vereinfacht gesagt geschieht in einer solchen Krise das Folgende: Wenn Kapitaleigner (Kapitalisten) zu wenig Chancen auf Profite sehen, etwa weil es an kaufkräftigen Schichten für Güter mangelt, dann begrenzen ode beenden sie ihre Investitionen. Die Wirtschaftstätigkeit geht zurück, die Arbeitslosigkeit steigt, die Nachfrage an Konsumgütern sinkt weiter. Daraus entsteht eine Abwärtspirale, die in Massenarbeitslosigkeit und große sozialen Krisen endet.

Kritik am Kapitalismus

Kritik gibt es auch am gegenwärtigen System der kapitalistischen Marktwirtschaft. Das Geldvermögen wurde in den letzten Jahrzehnten immer mehr in Finanzspekulationen „investiert“, in der Hoffnung so mehr Gewinn zu erzielen als in der Realwirtschaft. Dies hat wesentlich zur Destabilisierung des Finanzsystems und zum Ausbruch der großen Finanzkrise Ende 2008 beigetragen.
Ein Kritikpunkt gilt der zunehmenden Anonymisierung des Wirtschaftsgeschehens. Anders als UnternehmerInnen, die selber im Betrieb verankert sind, würden AktionärInnen nur mehr an ihrer eigenen Rendite interessiert sein und nicht mehr am langfristigen Wohl des Unternehmens.

Kritisiert wird, dass es im Kapitalismus zu einer immer stärkeren Konzentration der Vermögen und Besitztümer in der Hand einiger weniger kommt. Dies ist eine Art „systemischer Zwang“ – wer bereits viel hat, bekommt durch Einkommen aus Zinsen, Aktiengewinnen oder Immobilienvermietung immer mehr dazu (Matthäuseffekt“). Dieser Konzentrationsprozess führt zur Erosion der Demokratie und zu einer soziaen Spaltung der Gesellschaften.

Kritisiert wird schließlich auch der Wachstumszwang des Kapitalismus, der immer mehr an Konsumgütern produziert, um immer höhere Gewinne ausschütten zu können. Dies führt zu massiver Werbung für Produkte, die nicht immer gebraucht werden, zu Konsumismus jener, die ohnedies bereits genug haben, und zu einem (viel zu) hohen Naturverbrauch. Jene Menschen vor allem in den Entwicklungsländern, die Güter dringend bräuchten, vor allem Grundgüter wie ausreichend Nahrung oder sichere Wohnungen, können sich diese nicht leisten, weil ihnen die Kaufkraft fehlt. Dies ist ein eklatantes Wirtschaftsversagen, in der Fachsprache eine Fehlallokation von Gütern.

Als Gegenmaßnahmen werden vorgeschlagen:

  • der Schutz bzw. Ausbau des Sozialstaates, der für eine gewisse Umverteilung der Vermögen und Einkommensorgt, der aber auch den sozialen Frieden für ein dauerhaftes Wirtschaften und eine stabile Demokratie sichert;
  • die Begrenzungen der Finanzspeukulationen etwa durch deren höhere Besteuerung oder durch Verbot besonders riskanter Spekulationsformen;
  • der Übergang zu einem Wirtschaften ohne Wachstum, einer Steady economy, in der die Menge an erzeugten Konsumgütern wahrscheinlich schrumpft, aber dafür die Lebensqualität wieder steigt, weil die Arbeitszeit verkürzt werden kann und die Umweltqualität zunimmt;
  • manche fordern eine grundsätzliche systemische Umstellung des Wirtschaftens („Systemneustart“), in dem z. B. Einkommens- und Vermögensunterschiede politisch begrenzt werden (durch Eingriffe in Eigentum), Gewinne nur mehr im Unternehmern selbst ausgeschüttet/investiert werden dürfen (Verbot von Aktiengesellschaften), die ArbeiterInnen in Betrieben mehr Mitbestimmung und Verantwortung auch über die Ziele der Wirtschaftsprozesse erhalten. Schließlich soll das Prinzip der Konkurrenz durch jenes der Kooperation ersetzt werden.

(hh)

Links:

attac Österreich (abgerufen am 10.1.2018)

Informationsstelle Militarisierung e.V. (abgerufen am 10.1.2018)

Werkstatt Frieden & Solidarität (abgerufen am 10.1.2018)

AG Friedensforschung Universität Kassel (abgerufen am 10.1.2018)

Quellen:

Hans Georg Schachtschabel (1979). Lexikon der Wirtschaftspolitik. München, Wilhelm Goldmann Verlag.

Nikolaus Piper (2002). Geschichte der Wirtschaft. Einheim/ Basel/ Berlin, Beltz Verlag; ISBN 3-407-75310-1

Volker Happe u. a.: Das Wirtschaftslexikon. Begriffe, Zahlen, Zusammenhänge. Dietz, Bonn 2009.

Wikipedia: Kapital. Bearbeitungsdatum: 05.11.2007, 11:44 UTC; (abgerufen am 12.11.07 sowie.am 23. 8. 2010, zugleich aktuelles Bearbeitungsdatum)

WfGW – Werkstatt für Geisteswissenschaften: Glossar zum Wirtschaftsleben. Bearbeitungsdatum: Dezember 2006;  (abgerufen am 10.1.2018)

Christian Felber. 50 Vorschläge für eine gerechte Welt. Gegen Konzernmacht und Kapitalismus. Deuticke Verlag, Wien 2006

Christian Felber: Gemeinwohl-Ökonomie. Das Wirtschaftsmodell der Zukunft. Deuticke Verlag, Wien 2010.www.gemeinwohl-oekonomie.org (abgerufen am 10.1.2018)

Franz Groll: Von der Finanzkrise zur solidarischen Wirtschaft. VSA, Hamburg 2009.

Hans Holzinger: Wirtschaften jenseits von Wachstum. Befunde und Ausblicke. Salzburg/Wien 2010. Download unter www.wachstumimwandel.at (abgerufen am 10.1.2018)

Bildquelle: pexels.com (abgerufen am 18.1.2021)