Klimawandel als Ursache für Konflikte und Kriege
Der Klimawandel gilt als Konfliktreiber. Auch wenn der Klimawandel alleine nicht monokausal zu Konflikten führt, so steigert er in Ländern, die besonders von Instabilität, Fragilität, Armut und Ungleichheit geprägt sind, die Gefahr von gewaltsamen Auseinandersetzungen. Daher ist Klimapolitik zugleich auch Friedenspolitik.
Klimawandel als Risikomultiplikator
In der Wissenschaft herrscht der Konsens, dass der Klimawandel erheblich negative Folgen auf die Menschheit haben wird. Allerdings bedeutet das nicht, dass der Klimawandel monokausal zu Konflikten und Kriegen führt. Vielmehr geht man davon aus, dass der Klimawandel in bereits jenen Staaten zu Kriegen oder gewaltsamen Konflikten führen wird, die bereits durch Armut, Ungleichheit, bestehende Konflikte und Instabilität gekennzeichnet sind. Der Klimawandel fungiert daher quasi als „Brandbeschleuniger“ bzw. Risikomultiplikator. Die Wirkungszusammenhänge sind deshalb zu komplex, um von „reinen“ Klimakriegen zu sprechen, zumal die Konflikte auch soziale, wirtschaftliche und politische Ursachen haben bzw. haben werden. Wirtschaftlich stabile Staaten mit einer funktionierenden demokratischen Regierung weisen deswegen ein niedrigeres Risiko für klimabedingte Konflikte auf als politisch, wirtschaftlich und sozial instabile Staaten. Während zudem einige Industriestaaten vergleichsweise weniger stark von dem Klimawandel betroffen sein werden, gelten einige jener Staaten, die besonders stark vom Klimawandel betroffen sein werden, als politisch und gesellschaftlich instabil oder gar als „failed state“ (z.B. in Subsahara-Afrika) – dort ist das Konfliktpotenzial daher als sehr hoch einzuschätzen. Generell geht man davon aus, dass die Konflikte eher innerstaatlicher Natur sein werden, wobei jedoch auch zwischenstaatliche Konflikte durchaus möglich sind.
Wie der Klimawandel das Risiko für Konflikte erhöht
Gründe warum der Klimawandel die Konfliktwahrscheinlichkeit erhöht:
- Extreme Wetterereignisse und Katastrophen: zerstören u.a. die Infrastruktur und die Lebensgrundlage von Menschen, schwächen das Wirtschaftswachstum, erhöhen den Druck auf staatliche Institutionen und treiben Menschen in die Flucht
- Anstieg des Meeresspiegels: vertreibt Menschen aus ihrer Heimat
- Ressourcenkonflikt aufgrund von Wasser- und Nahrungsmittelknappheit: Wasser und Nahrungsmittel werden knapp und daher auch teuer; zudem verlieren Menschen, die etwa in der Landwirtschaft arbeiten, ihren Job
- Klimabedingte Migration („Klimaflüchtlinge“): Menschen flüchten in andere Staaten, wodurch es im Zielland als auch in ihrer Heimat zu Spannungen kommen kann
- Streit um Rohstoffe: Durch das Abschmelzen von Polareis gibt es neue Zugänge zu Erdöl und Erdgas, worum sich Staaten streiten könnten
Eine effektive Klimapolitik kann daher auch als eine Form von Friedenspolitik angesehen werden.
Beispiele für klimabedingte Konflikte
Hier eine Auswahl an Beispielen von klimabedingten Konflikten bzw. Konflikten, wo der Klimawandel eine Rolle spielte:
- Darfur: Der Konflikt zwischen der Zentralregierung und politisch und wirtschaftlich marginalisierten Bevölkerungsgruppen, der im Jahr 2003 entstand, wurde immer mehr zu einem Konflikt um Land und Wasser. Oft wird er als erster „Klimakrieg“ bezeichnet.
- Syrien-Krieg: Eine Dürre von 2007 bis 2010 führte dazu, dass viele bäuerliche Familien vom Land in die Städte flüchteten. Dies heizte die soziale und politische Unzufriedenheit weiter an. Demonstrationen wurden vom Assad-Regime mit Repression begegnet, was letztlich zum Kriegsausbruch im Jahr 2011 führte.
- Ägypten (Arabischer Frühling): Die Proteste im Jahr 2011 wurden durch steigende Lebensmittelpreise verstärkt (aufgrund einer Nahrungsmittelkrise), da die Regierung die Lebensmittel nicht mehr angemessen subventionierte.
- Mali: Durch eine schwere Dürre 2009 konnte Al-Qaida die Schwäche des Staates und die Verzweiflung der Menschen nutzen, um Kämpfer*innen zu rekrutieren und ihr Gebiet zu erweitern. Darüber hinaus eskalierte im Jahr 2015 der Konflikt rund um Ackerflächen zwischen den halbnomadische Fulani und Dogon gewaltsam.
- Tschad-See-Region: Junge Männer, die auf die Landwirtschaft angewiesen sind und aufgrund von Dürreperioden ohne wirtschaftliche Perspektive dastehen, werden von Terrororganisationen angeworben (z.B. Boko Haram).
(red) (Stand: April 2025)
Links und Lesetipps
Adelphi Berlin (2019). Climate change is a critical factor in Lake Chad crisis conflict trap -„Shoring Up Stability“ report (abgerufen am 22.03.2025)
Adelphi Berlin (2015). Drought, Migration and Civil War in Darfur (ECC Factbook Conflict Analysis) (abgerufen am 22.03.2025)
Brzoska, Michael (2019). Konflikt und Klima. Drohen uns Klimakriege? (abgerufen am 22.03.2025)
Bundeszentrale für politische Bildung (2015). Klimawandel und Konflikte (abgerufen am 22.03.2025)
Feichtinger, Walter (2011). Klimakriege – Schreckgespenst oder reale Gefahr? (abgerufen am 22.03.2025)
Klare, Michael T. (2015). Klima und Krieg. Der Pariser Gipfel als Friedenskonferenz (abgerufen am 22.03.2025)
Österreichisches Bundesheer (2020). Feichtinger kompakt: 52 – Wie realistisch sind Klimakriege? (abgerufen am 22.03.2025)
Panzinger, Thomas (2013). Umweltzerstörung als Kriegsursache? (abgerufen am 22.03.2025)
Plattform Zivile Konflikt Bearbeitung (o.J.). Klimawandel, Konflikte & Frieden (abgerufen am 22.03.2025)
Rühl, Bettina (2019). Klimakrise und Kriege. Kreislauf der Gewalt (abgerufen am 22.03.2025)
Rüttinger, Lukas (2020). Klimawandel als Risikomultiplikator und Konflikttreiber (abgerufen am 22.03.2025)
Sontheimer, Leonie (2021). Da brennt’s (abgerufen am 22.03.2025)
Schwarz, Elisa (2020). Konflikte. Lebensraum von einer Milliarde Menschen im Jahr 2050 bedroht (abgerufen am 22.03.2025)
Vivekananda, Janani (2019). Tschadsee: Klimawandel und nachhaltiger Friede (abgerufen am 22.03.2025)
Welthungerhilfe (o.J.). Klimaflüchtlinge – Was hat Klimawandel mit Flucht zu tun? (abgerufen am 22.03.2025)
Quellen
Brzoska, Michael (2019). Konflikt und Klima. Drohen uns Klimakriege? (abgerufen am 22.03.2025)
Bundeszentrale für politische Bildung (2015). Klimawandel und Konflikte (abgerufen am 22.03.2025)
Feichtinger, Walter (2011). Klimakriege – Schreckgespenst oder reale Gefahr? (abgerufen am 22.03.2025)
Janssen, Stephanie (2020). Klimapolitik ist auch Friedenspolitik (abgerufen am 22.03.2025)
Janssen, Stephanie (2019). Klimawandel erhöht Risiko für bewaffnete Konflikte (abgerufen am 22.03.2025)
Klare, Michael T. (2015). Klima und Krieg. Der Pariser Gipfel als Friedenskonferenz (abgerufen am 22.03.2025)
NUPI/SIPRI (2023). Insights on Climate, Peace and Security (abgerufen am 22.03.2025)
Panzinger, Thomas (2013). Umweltzerstörung als Kriegsursache? (abgerufen am 22.03.2025)
Plentinger, Simon (2024). Dürre, Migration, Krieg: Der Klimawandel als Sicherheitsrisiko? (abgerufen am 22.03.2025)
Rühl, Bettina (2019). Klimakrise und Kriege. Kreislauf der Gewalt (abgerufen am 22.03.2025)
Rüttinger, Lukas (2020). Klimawandel als Risikomultiplikator und Konflikttreiber (abgerufen am 22.03.2025)
Sontheimer, Leonie (2021). Da brennt’s (abgerufen am 22.03.2025)
University of Melbourne (2020). Mehr Konflikte durch klimabedingte Katastrophen in gefährdeten Ländern (abgerufen am 22.03.2025)
Vivekananda, Janani (2019). Tschadsee: Klimawandel und nachhaltiger Friede (abgerufen am 22.03.2025)
Bildquelle:
Wikimedia Commons (abgerufen am 22.03.2025)