Frauen und Militär
Über die Jahrhunderte hinweg hat sich die Rolle der Frau in den Streitkräften stark gewandelt. Während in früheren Epochen der Zugang der Frau zum Militär nur sehr beschränkt möglich oder gar verboten war, sind Frauen beim Militär heute in den meisten Staaten zugelassen.
Bezüglich der Wehrpflicht und der Beteiligung an Kampfhandlungen bestehen jedoch nach wie vor in vielen Staaten Sonderregelungen für Frauen. So gilt (außer in Israel, Libyen, Eritrea und Nordkorea) die Wehrpflicht nur für den männlichen Teil der Bevölkerung. Der Grundsatz der Gleichheit von Männern und Frauen wird durch diese Regelungen eingeschränkt.
Geschichte
Trotz der weitgehenden Beschränkungen bzw. Verbote des Zugangs von Frauen zu den Streitkräften finden sich in der Geschichte zahlreiche Einzelbeispiele für Frauen, die (teils als Mann verkleidet) beim Militär dienten und an Kampfhandlungen beteiligt waren. So sind für den Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg (1775–1783) Fälle von Frauen in der Armee belegt. Regulären Zugang zur US-Armee erhielten Frauen mit der Gründung des „Women’s Army Corps“ 1941. In der Sowjetunion kämpften im Zweiten Weltkrieg bis zu einer Million Frauen in der Roten Armee. Im Nationalsozialismus wurden Frauen mit Beginn des Zweiten Weltkrieges zu militärischen Hilfsleistungen verpflichtet. Die sogenannten Wehrmachtshelferinnen arbeiteten als Telefonistinnen, Fernschreiberinnen, Funkerinnen oder Krankenschwestern. 1940 startete man den „freiwilligen Ehrendienst der Frauen in der Kriegswirtschaft“ – Frauen wurden zu Arbeiten in der Rüstungsindustrie herangezogen. Gegen Ende des Krieges kämpften Frauen auch direkt an der Front oder dienten in Konzentrationslagern. Im Frühjahr 1945 dienten etwa 500.000 Frauen bei der Deutschen Wehrmacht.
Frauen und Militär heute
In den USA sind heute (mit Ausnahme des Dienstes auf U-Booten, begründet durch die räumliche Enge und die damit verbundenen Einschränkungen der Privatsphäre) sämtliche Bereiche der Armee für Frauen geöffnet.
In Israel gilt die Wehrpflicht auch für Frauen. Sie ist jedoch mit einer Dauer von zwei Jahren kürzer als der dreijährige Wehrdienst für Männer. Die Beteiligung an Kampfeinsätzen ist Frauen freigestellt. Im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland waren Frauen bis 2001 vom Dienst mit der Waffe ausgeschlossen. Ausnahmen gab es im Sänitätsdienst (nach dem Völkerrecht gelten SanitätssoldatInnen nicht als KombattantInnen) und in der Militärmusik. Heute ist der Zugang zum Militär für Frauen offen, sie dürfen jedoch nicht zum Dienst mit der Waffe verpflichtet werden.
Auch in Österreich gilt die allgemeine Wehrpflicht nur für Männer. Frauen unterliegen nicht der Wehrpflicht, sie können jedoch den Wehrdienst seit 1998 freiwillig ableisten. 2008 leisteten 330 Frauen ihren Dienst im Heer. 14 Frauen befinden sich zurzeit im Auslandseinsatz.
Militär und Geschlecht
Das Militär wird in vielen Ländern nach wie vor mit dem Begriff der Männlichkeit in Verbindung gebracht. Die Vorstellung, dass „ein richtiger Mann“ seinen Wehrdienst geleistet haben muss, ist in einer konservativen, patriarchalischen Gesellschaftsstruktur verankert. Frauen waren in der Geschichte sowohl von den (politischen) Rechten als auch von den (militärischen) Pflichten weitgehend ausgeschlossen. Während Frauen als nicht waffenfähig eingestuft wurden, wurde die Eignung von Männern für den Militärdienst nicht in Frage gestellt. Frauen gelten als friedfertig, passiv, emotional und schwach, während Männer wehrhaft, aktiv, rational und stark zu sein haben. Das Bild des Soldaten ist nach wie vor männlich konnotiert, die Sozialisation im Militärdienst beruht auf den Prinzipien der „Männlichkeit“. (red)
Links
Bund für Soziale Verteidigung (abgerufen am 15.2.2018)
Informationsstelle Militarisierung (abgerufen am 15.2.2018)
Quellen
Uta Klein: Die Schule der männlichen Nation. Das Militär als Sinnbild des wehrhaften Geschlechts.
Uta Klein (2001). Militär und Geschlecht in Israel. Campus Verlag.
Wikipedia: Frauen im Militär (abgerufen am15.2.2018)
Gisela Helwig: Frauen im Nationalsozialismus (Stand 2010)
Carolin Bendl: Die deutsche Frau und ihre Rolle im Nationalsozialismus (Stand 2010)
Peter Jahn, Mascha, Nina und Katjuscha(2002). Frauen in der Roten Armee 1941–1945. Berlin, Christoph Links-Verlag.
Bildquelle:
wikipedia.org (abgerufen am 15.2.2018)