Vergangene Kriege

Kriege, die nach deren Beendigung nicht oder nur unzureichend aufgearbeitet wurden, bilden häufig den Nährboden für zukünftige Kriege. Wenn wichtige Formen der Versöhnung bzw. der Bearbeitung nicht gelungen sind oder unterdrückt wurden, können Konflikte nach Jahrzehnten wieder neu aufflammen. Dazu gehört häufig auch die Unterdrückung von latenten Konflikten und Differenzen mit dem vordergründigen Ziel der Friedenserhaltung und der Konfliktvermeidung. Nicht-bearbeitete Kriege spiegeln sich auch in gefälschter bzw. einseitiger Geschichtschreibung wider.

  • Schuldeingeständnissen
  • Verfolgung von Kriegsverbrechen
  • Entschädigung für die Opfer
  • Bearbeitung von traumatischen Erlebnissen
  • Bearbeitung von Vorurteilen, Feindbildern und Ressentements.

Am Beispiel: Ex-Jugoslawien

Nenad Vukosavljevic vom Center for Nonviolent Action Belgrad erinnert sich, dass „als der Krieg im ehemaligen Jugoslawien vorbereitet wurde, die Zeitungen in allen Teil-Republiken voll von historischen Chroniken über den Zweiten Weltkrieg, von den Greueltaten und Ungerechtigkeiten, die damals und in der Zwischenzeit an den Mitgliedern der jeweils eigenen Volksgruppe verübt wurden, waren (in Serbien an den serbischen Opfer, in Kroatien an den kroatischen Opfern etc.) So wurde immer mehr der Vorstellung in der Öffentlichkeit entworfen, der Zweite Weltkrieg müsse weiter geführt werden, um zu Gerechtigkeit zu führen.“

Einfache Geschichtsbilder

Die Geschichtsschreibung in Jugoslawien war bis in die späten Achziger von sehr einfachen und ideologischen Geschichtsbildern geprägt. Die Partisanen waren die Guten und alle anderen lokalen bewaffneten Einheiten (davon gab es viele!) waren Verräter und faschistische Kollaborateure. Die Tatsache, dass es während des Zweiten Weltkrieges auch einen Bürgerkrieg innerhalb Jugoslawiens gegeben hatte, wurde teilweise völlig verleugnet bzw. verdrängt.

Genau diese schwarz-weiße Geschichtsschreibung wurde als Schema für die letzten Balkan-Kriege wieder übernommen, wobei natürlich jede Seite gegenüber der anderen auf ihre eigene Version beharrte. Dieser Mangel an einer ganzheitlichen Sichtweise, die Tatsache, dass das, was die einen Befreiung nannten, die anderen als Besatzung wahrgenommen haben, ist ein Grundübel, das nicht nur gegenwärtig, sondern auch für zukünftige Konflikte von großer Bedeutung sein kann.

Konstruktive Auseinandersetzung mit Geschichte

Welche Richtlinien wären von Bedeutung, um uns zu eine fairen und konstruktiven Auseinandersetzung mit unserer eigenen Geschichte zu befähigen?

Beginnen müsste man mit der Vermittlung von Grundwerten, wie zum Beispiel, dass Gewalt zu keiner Gerechtigkeit führen kann, dass der Krieg selbst ein Verbrechen an den Menschheit ist und dass Opfer und Täter von Kriegen keine Nationalität haben oder niemals eine gesamte Nation repräsentieren (auch wenn sie von einer Mehrheit unterstützt wurden).

Opfer benennen – Kriegsverbrechen aufklären

Wichtig ist es, alle Opfer zu benennen und deren Schicksale wahrheitsgerecht zu rekonstruieren, wie es auch notwendig ist, Kriegsverbrechen aufzuklären, auch um die Schuld von den Nationen zu nehmen, in deren Namen sie angeblich begangen wurden.

Nicht zuletzt muss sich jede beteiligte Gesellschaft klar distanzieren von jeglicher Kriegsideologie und durch Nachbarschaftsbrücken die  Fundamente für einen nachhaltigen Frieden bauen.

In jedem Fall muss es uns eine Lehre sein, die Fehler der Vergangenheit nicht immer wieder zu machen, damit nicht heute bereits der Grundstein für zukünftige Kriege gelegt wird.

Quellen und Links:

http://www.erinnern.at/ (abgerufen am 7.1.2018)

http://www.nenasilje.org/ (abgerufen am 7.1.2018)

Dunja Melcic (Hrsg.) (1999): Der Jugoslawien-Krieg. Handbuch zu Vorgeschichte, Verlauf und Konsequenzen. Wiesbaden: Westdeutscher Verlag, Opladen.

Svein Monnesland (1997): Land ohne Wiederkehr. Ex-Jugoslawien: Die Wurzeln des Krieges. Klagenfurt: Wieser Verlag.

Melita H. Sunijic (1992): Woher der Hass? Kroaten und Slowenen kämpfen um Selbstbestimmung. Wien, München: Amalthea Verlag.

Wolfram Wette (Hrsg.) (1992): Der Krieg des kleinen Mannes. Eine Militärgeschichte von unten. München: Piper.

Nenad Vukosavljevic: Center for Nonviolent Action Belgrad