Kolonialisierung
Am Beispiel:
„Kolonialismus ist die politisch-verwaltungsmäßige, meist militärisch unterstützte Unterwerfung anderer Länder und Gebiete (Kolonien), die der Festigung der eigenen Macht, der wirtschaftlichen Ausbeutung (Rohstoffe) sowie der Ausdehnung von Absatzmärkten (territoriale Expansion) diente.“
Anfänge der Kolonialisierung
Im 16. Jahrhundert wurden Spanien und Portugal im Zeitalter der Entdeckungen die ersten großen Kolonialmächte Europas. Die SpanierInnen hatten die Pazifikküste vor Panama, Zentralmexiko und Peru, Guatemala, Neugranada und Chile besetzt. Sie beuteten die indianische Gesellschaft aus, führten dort Zwangsarbeit ein, versuchten dabei aber nicht, Handel und Gewerbe in den Kolonien aufzubauen. Gebraucht wurden Güter wie Tabak, Gold, Silber, Baumwolle und Kakao zur Förderung der eigenen, spanischen Wirtschaft. Die Portugiesen nahmen Brasilien in ihren Besitz. Zuckeranbaugebiete wurden angelegt, Sklaven für die Plantagenwirtschaft eingesetzt. Auch Inseln und Küstenländer des Indischen Ozeans gehörten zu ihrem Besitz; dort wurde Gold abgebaut und der Gewürzhandel erobert.
Entstehung weiterer Kolonialmächte
Anfang des 17. Jahrhunderts wurden auch England, Frankreich, die Niederlande und Russland zu Kolonialmächten. Die europäischen Mächte hatten zwischen 1800 und 1878 16,8 Mio. km² neues Land erworben und demzufolge standen 67 % der Erdoberfläche unter ihrem Einfluss.
Der Kolonialismus knüpft an das Zeitalter des Imperialismus (1880–1914) an. Der koloniale Wettlauf um nicht erforschte Gebiete begann. Bis 1914 wurden weitere 27,4 Mio. km² erobert.
Imperialismus
Die europäischen Nationalstaaten benötigten Märkte für die Industrieproduktion, Rohstofflieferanten, Anlagemöglichkeiten für ihr Kapital, Siedlungsräume für die Bevölkerung und Kolonialwaren. Dies war durch die stärker einsetzende Erforschung Afrikas möglich. Im kolonialen Interesse schickte man Händler, SiedlerInnen und MissionarInnen in unerforschte Gebiete. Nationalismus und Rassismus prägte die Kolonialmächte. Mit der Missionstätigkeit sollte die fremde Bevölkerung europäisiert werden.
Auf der Internationalen Konferenz 1884/85 in Berlin planten die Mächte, ihre Interessen in Afrika abzusichern. Ohne afrikanische Teilnahme entschieden die Regierungen Europas und der USA über Handels- und Schifffahrtsfreiheit. Im Wettlauf um Afrika wurden Grenzen willkürlich gezogen. Für die europäische Wirtschaft waren Waren wie Baumwolle, Kautschuk, Hölzer, Erze, Mineralien, Edelmetalle, Kaffee, Tee, Gewürze, Rohzucker und Tabak unentbehrlich.
Halbkolonien entstanden, welche wirtschaftlich und finanziell abhängig waren und somit unter Schuldenlast standen.
Vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges beherrschten die europäischen Kolonialmächte 84,4 % der Landoberfläche mit ca. 450 Millionen EinwohnerInnen.
Neokolonialismus
Auch nachdem die meisten ehemaligen Kolonien zwischen den 1960er und 80er Jahren ihre Unabhängigkeit erlangten, änderte sich an der wirtschaftlichen und politischen Abhängigkeit so gut wie nichts. Viele ehemalig kolonialisierte Länder sind heute noch hoch verschuldet. Ihre weltweit begehrten Bodenschätze werden ausgebeutet, die landwirtschaftliche Autonomie wurde und wird dabei zerstört. Plantagenwirtschaft wurde eingeführt, Stammeskulturen unterdrückt. Folgen waren Europäisierung und wirtschaftliche Rückständigkeit.
Die afrikanische Bevölkerung zum Beispiel verarmte zunehmend. Es gab Hinrichtungen, Deportationen und Konzentrationen in Lagern, Arbeitszwang und Rechtlosigkeit. Oft versuchte sich die afrikanische Bevölkerung in Form von Widerständen dagegen zu wehren, wie bei der italienischen Invasion in Äthiopien, im Sudan gegen die Briten, der Kampf der Hereros gegen deutsche Truppen in Südwestafrika und im Burenkrieg 1899 bis 1902. (red)
Lesetipps und Links
http://www.zeit.de/2001/51/Die_Schuld_des_Westens?page=4 (abgerufen am 7.1.2018)
Österreichisches Studienzentrum für Frieden und Konfliktlösung (Hg.) Von kalten Energiestrategien zu heißen Rohstoffkriegen? LitVerlag, Wien 2008
Quellen
Otto Zierer: Neue Weltgeschichte – Band II (1966). Stuttgart/ Salzburg; Fackelverlag Olten, S. 315–349, S. 225–246, S. 377–383, S.485-497.
Otto Zierer: Neue Weltgeschichte – Band III (1967). Stuttgart/ Salzburg: Fackelverlag Olten, S. 77–91, S. 146–169, S. 226–229, S. 309–320
Das Ravensburger Lexikon der Weltgeschichte – Band 2 (1995). Ravensburg: Buchverlag Otto Maier GmbH, S. 222–223, S.261.
Wikipedia: Kolonialismus(abgerufen am 7.1.2018)
Wikipedia: Imperialismus (abgerufen am 7.1.2018)
Hans Georg Schachtschabel (1979). Lexikon der Wirtschaftspolitik. München, Wilhelm Goldmann
Medico international e.V. und DGB Bildungswerk/Nord-Süd Netz (Hrsg.) (2005). Rohstoffhandel und Krieg in Afrika – zu den Ursachen und Folgen bewaffneter Kriege. Frankfurt: Medico International e.V., S. 4
Bildquelle: http://commons.wikimedia.org (abgerufen am 7.1.2018)