Genozid in Srebrenica

In einem Vertrag der UNO (Konvention zur Verhütung und Bestrafung des Völkermords, 1948) wird Völkermord definiert als „eine der folgenden Handlungen, begangen in der Absicht, eine nationale, ethnische, rassische oder religiöse Gruppe ganz oder teilweise zu zerstören“:

  1. das Töten von Angehörigen der Gruppe
  2. das Zufügen von schweren körperlichen oder seelischen Schäden bei Angehörigen der Gruppe
  3. die absichtliche Unterwerfung unter Lebensbedingungen, die auf die völlige oder teilweise physische Zerstörung der Gruppe abzielen
  4. die Anordnung von Maßnahmen zur Geburtenverhinderung
  5. die gewaltsame Überführung von Kindern der Gruppe in eine andere Gruppe

Im Laufe des Krieges in Ex-Jugoslawien fanden auch in der Region Ostbosnien, zu der auch die Stadt Srebrenica gehört, militärische
Auseinandersetzungen zwischen den bewaffneten Einheiten der bosnischen Serben und der Bosniaken statt.

Belagerung der Stadt Srebrenica

Im April 1993 erklärte der UNO-Sicherheitsrat Srebrenica zu einer „Schutzzone“, in der keine Kampfhandlungen stattfinden dürften, und ordnete die Entsendung von UN-Soldaten nach Srebrenica an. Die Belagerung der Stadt und die Kämpfe wurden dadurch nicht beendet. Anfang Juli 1995 begann der Einmarsch der Armee der Republika Srpska, bosnisch-serbischer Einheiten, in die Schutzzone.

Flucht nach Potočari

Tausende Einwohner flohen Potočari, einem Nachbarort der Schutzzone, um dort auf dem Gelände der UNO-Schutztruppe Schutz zu suchen. 20.000 bis 25.000 Flüchtlinge befanden sich am 11. Juli 1995 dort. Am 12. Juli schossen bosnisch-serbische Soldaten auf Häuser und die Menschenmengen in Potočari . Am Abend wurden Häuser und Felder in Brand gesetzt. Frauen und Mädchen wurden vergewaltigt, einige der Flüchtlinge abgeführt.

Abtransporte und Aussonderungen

Am 12. und 13. Juli sollten Frauen, Kinder und alte Menschen mit Bussen aus Potočari auf bosniakisch kontrolliertes Gebiet in der Nähe von Kladanj gebracht werden. Die Männer wurden aus den Flüchtlingsmassen ausgesondert und an separate Plätze gebracht, welche später auch mit Bussen und Lastwägen abtransportiert wurden. Die Begründung der bosnisch-serbischen Einheiten an die UN-Soldaten für die Aussonderung der männlichen Flüchtlinge war, dass sie nach Personen suchten, die Kriegsverbrechen begangen haben sollen. Die Selektion war für die betroffenen Familien traumatisch.

Massenexekutionen

Viele der Männer wurden nach Bratunac, aber auch an andere Orte, gebracht. Fast alle bosniakischen Gefangenen wurden hingerichtet. Die meisten wurden zwischen 14. und 17. Juli 1995 in sorgfältig geplanten Massenexekutionen getötet.

Insgesamt wurden in der Gegend von Srebrenica im Juli 1995 ca. 8.000 Bosniaken – vor allem Männer und Jungen – getötet. Verübt wurde das Massaker von der Armee der Republika Srpska, der Polizei und serbischen Paramilitärs. Es zog sich über mehrere Tage hin und verteilte sich auf eine Vielzahl von Tatorten in der Nähe von Srebrenica. Die Täter vergruben tausende Leichen in Massengräbern. Mehrfache Umbettungen in den darauf folgenden Wochen sollten die Taten verschleiern.

Der damalige Befehlshaber der Armee der Republika Srpska, Ratko Mladic, ist im Jahr 2011, nach etwa 16 Jahre Flucht, festgenommen worden und im November 2017 ist er verurteilt geworden. Mehrere andere Kriegsverbrecher wurden bereits verurteilt.(red)

Quellen und Links:

https://www.theguardian.com/world/gallery/2011/may/26/ratko-mladic-in-pictures (abgerufen am 7.1.2018)

Schweizerische Eidgenossenschaft: Humanitäres Völkerrecht.http://www.eda.admin.ch/eda/de/home/topics/intla/humlaw.html (abgerufen am 7.1.2018)

Wikipeida: Massaker von Srebrenica (abgerufen am 7.1.2018)