Nachhaltigkeit

Der Begriff Nachhaltigkeit wurde erstmals in der Forstwirtschaft verwendet: Danach soll nur soviel Holz aus dem Wald entnommen werden, wie in dem jeweiligen Gebiet nachwachsen kann. Nachhaltigkeit bedeutet „anhaltend“, „lange nachwirkend“ und „dauernd“ mit dem Ziel „weiter zu wirken.“ 1987 tauchte dieser Begriff – englisch „sustainable“ – im Bericht der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung, einer Einrichtung der UNO, auf.

Erst 1992 in Rio de Janeiro während des Weltumweltgipfels wurde der englische Begriff „Sustainable Development“ als Leitbegriff gebraucht, welcher auch in das Abschlussdokument der Lokalen Agenda 21 einfloss Der Begriff „Agenda“ kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „Was zu tun ist“. Im englischen Sprachgebrauch steht er auch für „Tagesordnung“. Die Agenda 21 beschreibt die Tagesordnung für weltweites Handeln im 21. Jahrhundert. Seither haben die Begriffe Nachhaltigkeit und nachhaltig im deutschen Sprachgebrauch einen festen Platz.

Grenzen des Wachstums

Der Club of Rome, ein internationales Gremium von WissenschaftlerInnen-, hat bereits 1972 mit seinem Bericht „Die Grenzen des Wachstums“ darauf hingewiesen, dass die Natur nicht beliebig weiter ausgebeutet werden kann, sondern dass sie uns Grenzen setzt. Mit dem Begriff „Nachhaltigkeit“ hat diese Erkenntnis 20 Jahre später Eingang in die Politik gefunden. Seit einigen Jahren gibt es auch eine Österreichische Nachhaltigkeitsstrategie sowie eine Nachhaltigkeitsstrategie der Europäischen Union.

233 - erdeNachhaltige Entwicklung beschreibt nicht mehr nur das ökonomische Wachstum als Ziel, sondern gleichberechtigt auch den Schutz der Umwelt und die gesellschaftliche Solidarität. Nachhaltige Entwicklung ist das Zusammenwirken von Ökonomie und Ökologie mit dem Ziel den folgenden Generationen die gleichen Chancen zur wirtschaftlichen Entwicklung zu geben, wie die heute lebenden Generationen. V. a. geht es darum die Lebenschancen der Armen zu verbessern und die Interessen der nachfolgenden Generationen zu wahren. Umgesetzt werden sollen diese Ziele u. a. durch die Bekämpfung langfristiger und weltweiter Probleme wie beispielsweise dem Schutz der Regenwälder und der Erhaltung der Biodiversität, also der Vielfalt an Arten in der Natur. Aber auch Anstrengungen zur Überwindung des Hungers, zur Sicherstellung der Wasserversorgung sowie der sorgsame Umgang mit begrenzten Rohstoffen wird als Nachhaltigkeit bezeichnet.

Nachhaltige Entwicklung bedeutet demnach die Wahl und Entwicklung von Wirtschafts- und Lebensweisen, die sicherstellen, dass auch spätere Generationen noch über intakte Lebensgrundlagen verfügen und die ermöglichen, dass alle ErdenbürgerInnen zumindest ihre Grundbedürfnisse befriedigen können.

Was erfordert Nachhaltigkeit?

Notwendig ist der sorgsame Umgang mit allen erneuerbaren, das heißt in Naturkreisläufen immer wieder erneuerten Lebensgrundlagen. Dazu zählen Wälder, die uns Holz liefern, Wasserreserven, die uns Trinkwasser geben, Böden, auf denen Lebensmittel angebaut werden können.

Zweitens geht es darum, für endliche Rohstoffe, die nicht erneuerbar sind, frühzeitig Ersatzmittel zu finden. Zum Beispiel durch den Umstieg auf Solar- und Windenergie sowie – wo möglich – auch auf Wasserkraft, um gerüstet zu sein für jene Zeiten, in denen es kein Erdöl und Erdgas mehr geben wird. Notwendig werden auch neue Materialien und Werkstoffe auf Naturbasis, wenn Kunststoffe aus der Petrochemie nicht mehr möglich sind. Das Ziel sind Materialien, die wieder abbaubar sind, und somit keinen Müll mehr hinterlassen.
Die drastische Verringerung des Verbrauchs fossiler Energieträger ist aber auch nötig, weil von ihrer Verbrennung – etwa im Kohlekraftwerk oder im Benzinmotor – ein großer Teil des klimaverändernden Treibhausgases CO2 (Kohlendioxid) stammt. CO2 ist an sich ungiftig, hat aber die Eigenschaft, dass es sich in der Atmosphäre ansammelt und wie ein Schutzschirm die Rückstrahlung von Sonnenwärme in die Atmosphäre verringert (daher spricht man von Treibhauseffekt).

Ein wichtiger Aspekt schließlich liegt im Erhalt bzw. der Verbesserung der Lebensbedingungen jener, die noch unmittelbar von und mit der Natur leben, Indigenas in den Regenwäldern, Kleinbauern und -bäuerinnen, Fischer an Meeresküsten und Flüssen.
In den reichen Industrieländern ist eine drastische Verringerung des Ressourcenverbrauchs etwa um 80 Prozent nötig, so der Ökologe Ernst U. v. Weizsäcker. Und auch in den sich industrialisierenden Schwellenländern sind Umsteuerungen nötig. Der „westliche Konsumstil“ – fleischintensive Ernährung, autozentrierte Mobilität, geräteintensive Haushalte – erreicht immer mehr Menschen auch in Ländern mit „nachholender Entwicklung“. Insgesamt müssen wir einen Lebensstil erreichen, der mit viel weniger Verbrauch an Rohstoffen und Energie auskommt. Es wird nicht möglich sein, dass alle ErdenbewohnerInnen so leben wie wir heute. Es müssen daher Technologien und Wirtschaftsformen entwickelt werden, die weltweit einsetzbar sind, ohne die Grenzen der Natur zu überschreiten.

(hh)

Quellen und Links

www.umweltlexikon.de/nachhaltigkeit

www.nachhaltigkeit.at

Jill Jäger: Wie viel verträgt die Erde noch. Frankfurt, Fischer TB 2009.

Ernst U. von Weizsäcker: Faktor 5. Die Formel für nachhaltiges Wirtschaften. München, Droemer, 2010.

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