Medienanstalten

Am Beispiel: Zweiter Libanonkrieg

Der 33-tage andauernde Krieg zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah im Jahr 2006 zeigt auf traurige Weise das große Zerstörungspotential der modernen Kriegsführung. Die Verluste waren auf der Seite des Libanons am Größten. Hunderte libanesische Zivilisten verloren in diesem Krieg ihr Leben, Tausende wurden verletzt und Hundertausende auf beiden Seiten mussten flüchten. Die Natur im Libanon wurde durch Mienen, Streubomben und Anschläge auf ein Kraftwerk auf lange Sicht hin zerstört. Sowohl die technische als auch die soziale Infrastruktur wurden zu einem Großteil dem Erdboden gleichgemacht. Gezielt nahm die israelische Luftwaffe auch die libanesischen Medienanstalten unter Beschuss.

Hintergründe

190 - libanonDer Konflikt zwischen Hisbollah und dem israelischen Militär geht Jahrzehnte zurück und ist Teil der komplexen Konfliktdynamik im Nahen Osten. Der Libanon ist gezeichnet durch Kriege – Bürgerkrieg (1975-1990), erster Libanonkrieg (1982) und zweiter Libanonkrieg (2006). Als Auslöser des zweiten Libanonkriegs wird die Entführung zweier israelischer Soldaten durch die Hisbollah gesehen, wobei es hierzu widersprüchliche Informationen gibt (siehe Urquhart, 2007).

Israel reagierte mit massiven Luftangriffen. Die libanesische Regierung verurteilte die gegenseitigen Attacken und forderte die UN auf einzugreifen. Diese verstärkten ihre bereits stationierten UNIFIL-Friedenstruppen (United Nations Interim Force in Lebanon – Interimstruppe der Vereinten Nationen in Libanon), änderter ihr Mandat von peacekeeping zu peacenforcement (bewaffnetes Eingreifen) und 33 Tage nach Beginn der kriegerischen Auseinandersetzung konnte ein Waffenstillstand erreicht werden. Die Beziehung zwischen dem Libanon, insbesondere zwischen Hisbollah und Isral ist jedoch bis heute angespannt. Immer wieder kommt es zu gegenseitigen Angriffen bei denen Menschen sterben.

Zerstörung von Medienanstalten

Kommunikationsschaltstellen wie TV-, Radio – und Mobilfunkstationen sind von großer politischer, militärischer und gesellschaftlicher Bedeutung. Deshalb war ein Ziel des israelischen Militärs die Zerstörung von libanesischer Kommunikations-Infrastruktur. Am 22. Juli 2006 hat die Israelische Luftwaffe mehrere Sendestationen, die sowohl für Fernsehanstalten als auch Radiosender wichtig waren, zerstört. Auch Mobilfunknetze waren davon betroffen. Mehrmals hat das israelische Militär die TV-Station der Hisbollah Al-Manar attakiert. Nach Aussagen des israelischen Militärs ist Al-Manar das Propagandamedium der Hisbollah. Dieser Sender habe dazu beigetragen Hisbollah-Kämpfer zu rekrutieren.

Exkurs: Einblick in die Lebenswelt einer jungen libanesischen Frau

Lena Merjeh ist Videokünstlerin. Sie bringt mit ihrer Kunst zum Ausdruck, wie es ist, in einem Land wie dem Libanon zu leben, mit der Angst vor Terror und mit extrem bewachten Grenzen. „Du weißt nie, was als nächstes passieren wird, wann der nächste Krieg ausbrechen wird. (…) Das vorherrschende Gefühl ist eines der Unsicherheit und Instabilität“ (Die Zeit, 2009:1) so Lena Merjeh. Auf die Frage, warum ihre Videos spielerisch und nicht aggressiv sind, meint sie: „Ich habe viel mit Menschen zu tun und frage mich immer: Wie kann ich sie berühren, ohne sie zu verletzen? Wir haben schon so viel Schmerz erlebt, wir können keinen mehr sehen.“

In ihrer Kunst tauchen Soldaten in immer wiederkehrenden Arabesken Mustern auf. „In Zeiten des Krieges gehen immer auch Bilder verloren. Wir gewöhnen uns an Fotos und Filmaufnahmen von kämpfenden Soldaten, vergessen sie wieder. Dann flammt ein Konflikt neu auf – hier oder anderswo – und wieder sind die Bilder präsent. Sie rücken kurzfristig in den Vordergrund, bevor sie wieder in den Hintergrund gedrängt werden, von anderen Bildern anderer Soldaten. Das zu zeigen ist auch meine Art, um Hilfe zu rufen. Damit ich eines Tages an einem Ort des Friedens lebe, wo Menschen sich frei bewegen können, ohne Korruption, wo wir alle gleich sind, und Frauen ihrem Kind ihre Nationalität weiter reichen können und es keine palästinensischen Flüchtlinge mehr geben muss.“ (Lena Merjeh in einem Interview mit Die Zeit, 2009: 2) (cke)

Link zu einer Videoarbeit von Lena Merjeh: http://www.zeit.de/kultur/kunst/2009

(cke)

Links, Film- und Lesetipps

Alawiyya Sobh (2010): Marjams Geschichten. Ein Roman. Aus dem Arabischen von Leila Chammaa. Berlin: Suhrkamp,

http://www.zeit.de/themen/international/nahost/index (Der ewige Konflikt im Nahost, in „Die Zeit“)

DVD: Waltz with Bashir. Regie: Ari Folman. Israel/Frankreich/Deutschland 2008. (Ein dokumentarischer Trickfilm über den ersten Libanonkrieg) Zu entlehnen im Friedensbüro Salzburg und bei www.baobab.at/.

(die Links wurden zuletzt am 18.4.2018 abgerufen)

Quellen

Amnesty zu Zerstörung öffentlicher Infrastruktur – http://www.amnesty.org/en/library/info/MDE18/007/2006 (Link nicht mehr funktionstüchtig)

Conal Urquhart (2007): Israel planned for Lebanon war months in advance, PM says. In: The Guardian 09.03.2007, verfügbar unter http://www.guardian.co.uk/world/2007/mar/09/syria.israelandthepalestinians(abgerufen am 18.4.2018)

Wenke Husmann (2009): Gespräch mit Lena Merhej. „Hinter einer Grenze zu leben, bedeutet in ständiger Angst zu leben“. In Zeit Online, 12.10.2009, verfügbar unter http://www.zeit.de/ultur/kunst/2009-10/lena-merhej (abgerufen am 11.08.2010)

Wikipedia: 2006 Lebanon War. Bearbeitungsstand 10.08.2010, 23:33 UTC;http://en.wikipedia.org/wiki/2006_Lebanon_War (Link nicht mehr funktionstüchtig).

Bildquelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:2006_Israel-Lebanon_crisis.svg (abgerufen am 18.04.2018)