Minen und Streubomben
Eine Streubombe (engl. cluster bomb oder cluster bomb unit/CBU) bzw. Kassettenbombe besteht aus einem Behälter, der zwischen drei und über 2.000 sogenannte „Bomblets“ oder Submunitionen enthält und diese bei der Aktivierung freisetzt. Diese Waffensysteme werden in Fliegerbomben, Artilleriegeschossen oder als Gefechtsköpfe für Marschflugkörper eingesetzt.
Zwischen 5 und 40 Prozent der Bomblets explodieren beim Aufschlag nicht, bleiben als Blindgänger liegen und gefährden die Zivilbevölkerung über viele Jahre. Vor allem Kinder verwechseln sie mit Spielzeug. Die Todesrate liegt im Vergleich zu Land- und Antipersonenminen deutlich höher. Im Kosovo (1999), in Afghanistan (2001–2002), im Irak (2003) und auch in Tschetschenien wurde insgesamt fast eine Million Streubomben eingesetzt. Im Libanonkrieg hat Israel 2006 – vor allem knapp vor dem Waffenstillstand – ca. vier Millionen Bomblets abgeworfen.
Produziert und eingesetzt werden sie u. a. von den USA, Frankreich, Großbritannien, Russland und Israel. NGOs wie Handicap International, IPPNW, Friedensinitiativen u. a. fordern seit Jahren ein Verbot. Belgien ist das erste Land, ihm schloss sich im Dezember 2007 Österreich an und ordnete die Zerstörung der Bestände innerhalb von drei Jahren an. Eine internationale Konferenz in Wien zu diesem Thema hatte weltweit zumindest einen moralischen Erfolg womit die Kampagne nun auf UN-Ebene fortgesetzt werden kann.
Zum Beispiel: Bomben auf Jugoslawien und die Adria
Bei Einsätzen der NATO-Streitkräfte in Serbien, Bosnien und im Kosovo wurden an die 1.800 Streubomben mit 300.000 Submunitionen auf 333 Ziele abgeworfen – nach Schätzungen sind bis zu 30 Prozent der Sprengsätze nicht explodiert. Gefährdet ist die Bevölkerung nicht nur auf dem Land, da insgesamt 235 Bomben, darunter auch Streubomben, über der Adria abgeworfen wurden. Wenn schlechte Sicht den Abwurf im Zielgebiet verhinderte, wurden die scharf gemachten Bomben auf dem Rückflug zum NATO-Stützpunkt Aviano (nördlich von Venedig) in der Adria (und einmal sogar im Gardasee) „entsorgt“, um die Explosion bei der Landung zu vermeiden.
Am 10. Mai 1999 fanden Fischer nahe Venedig fünf Bomben in ihren Netzen. Eine explodierte und verletzte einige von ihnen. Hundert weitere Bomblets – gelb und im Bierdosenformat – wurden in Folge entdeckt. Daraufhin traten 400 Fischerkollegen in den Streik, Friedensinitiativen und Medien begannen zu recherchiere. Medien berichten von „dressierten“ Bienen, die das TNT in den Landminen erschnüffeln, und von dressierten Ratten, die wegen ihres geringen Gewichts die Minen nur finden, aber nicht auslösen würden. Sie sind ideale Spürnasen für das Auffinden versteckter Bomblets (mr)
Links und Lesetipps
Handicap International Deutschland – Appell gegen Streubomben: https://www.streubomben.de/media/
Waisenkinder-Hilfsprojekt Libanon:https://www.sos-kinderdoerfer.de/unsere-arbeit/wo-wir-helfen/asien/libanon
(diese Links wurden zuletzt am 12.4.2018 abgerufen)
Quellen
Tiere. Die perfekten Spürnasen für Landminen. In: Welt online, 15. August 2007 (abgerufen am 12.4.2018)
Wikipedia: Streubombe (abgerufen am 12.4.2018)
AG Friedensforschung an der Uni Kassel: „Streubomben verstoßen gegen das internationale humanitäre Recht und die Genfer Konvention“ (abgerufen am 16.1.2010)
Aufregung über Bomben in der Adria. Nato gesteht Abwürfe ein – Fischer treten in den Streik. In: Welt online, 17. Mai 1999, 00:00 Uhr (abgerufen am 12.4.2018)
Bildquelle: commons.wikimedia.org (abgerufen am 12.4.2018)