SöldnerInnen

Söldner ist, wer sich aus eigenem Gewinnstreben zum Zweck des Kampfes in einem bewaffneten Konflikt anwerben lässt, die Zusage einer Vergütung erhält, die überdurchschnittlich über dem Sold regulärer Truppen steht, nicht die Staatsangehörigkeit der Kampfparteien besitzt und nicht zu einer regulären Armee gehört. [UN Anti-Soeldner Konvention, Artikel 1]

Seit dem Ende des Kalten Krieges steigt die Zahl der Aktivitäten privater Militär- und Sicherheitsfirmen stark an. Internationale Friedensmissionen sehen sich mit neuen Herausforderungen des Krisenmanagements in extrem gefährlichen Kontexten konfrontiert und greifen somit vermehrt auf private Dienstleister zurück.
MitarbeiterInnen privater Sicherheitsfirmen sind weder ZivilistInnen noch KämpferInnen. Private SöldnerInnen fallen folglich nicht unter die generellen völkerrechtlichen Normen, die für den Kriegsfall nur KombattantInnen, also KämpferInnen, und die Zivilbevölkerung unterscheiden. Ihr rechtlicher Status und die geringe Kontrolle von Sicherheitsfirmen stellen ein echtes Problem dar.

Seit 2005 ist beim Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen in Genf eine eigene Arbeitsgruppe eingerichtet, die sich dem Thema Söldnertum widmet. Auch ein UN-„Sonderberichterstatter für das Söldnerwesen“ berichtet von Entwicklungen in diesem Bereich. 1989 verabschiedete die UN-Generalversammlung zusätzlich die „Internationale Konvention gegen die Anwerbung, den Einsatz, die Finanzierung und die Ausbildung von Söldnern“, die seit 2001 in Kraft ist. Die UN-Arbeitsgruppe überwacht Aktivitäten privater Militär- und Sicherheitsfirmen in Zusammenhang mit dem Thema Menschenrechte. Im Jahr 2007 veröffentlicht sie eine Studie die bestätigt, dass viele private Sicherheitsfirmen, die in Konfliktzonen tätig sind, eine neue Form des Söldnertums fördern, v.a. in Afghanistan und im Irak.

 

Am Beispiel: S.G.

G. war jung, ahnungslos und erpicht auf große Abenteuer. Als 19-Jähriger heuerte er bei einer Freiwilligenarmee an, die jenseits des Mittelmeers in den Kampf zog. Der Journalistin Dorothee Frank erzählt er von seiner Ausbildung:

„Zuerst wird in sehr langwierigen psychologischen Tests ermittelt, ob man überhaupt von der Möglichkeit behaftet ist, die Tötungshemmung auszuschalten – diese Tests sind über Wochen gegangen, und die Endqualifizierung hat erst nach drei, vier Monaten stattgefunden. Erst wenn das positiv ist, wird man an Eliteeinheiten weitergereicht. Nachdem das also monatelang trainiert worden ist und man auch psychologisch darauf vorbereitet wurde, war das natürlich zu vergleichen mit einem sportlichen Wettbewerb. Und ich habe es als Glücksgefühl und Erfolgsgefühl empfunden, daß ich obsiegt habe, dass ich also nicht der war, der am Boden lag und zurückgeblieben ist.“

Nachdem es nicht ausdrücklich sein Ziel war, zu töten, war er „schon etwas geschockt“, als er allmählich begriff, dass genau dies von ihm erwartet wurde. „Aber das wird sukzessive abgebaut – und zwar durch das psychologische Training, das einem dort widerfährt. Am Beginn wurde man auf null gebracht, da wusste man eigentlich nicht mehr, ist man ein Mensch oder sonst etwas; und dann, langsam, wurde das wieder aufgebaut, damit man seine vollkommene Selbstachtung wieder hatte …
Man hat in keiner Weise Stimmrecht, man ist einfach eine Nummer, und dementsprechend wird man aufgerufen – nicht nach dem Namen, sondern nach der Nummer. Und es ist so, dass einfach jeder Befehl zu exekutieren ist. Reklamationen sind in diesem Teil der Ausbildung praktisch unmöglich. Man wird enormen körperlichen und seelischen Strapazen ausgesetzt. So wurde man zu jeder Tages- und Nachtzeit aufgeweckt und musste die blödesten oder verrücktesten Sachen machen, wo man nicht nachvollziehen konnte, warum das nötig war …

Da man immer wieder, fast täglich oder wöchentlich, von getöteten Kameraden erfährt und man auf ihre Begräbnisse geht, wird dann eine komplett andere Einstellung gegenüber der Tötung des Feindes spürbar. Das wird auch in der Ausbildung gefördert, dass dieser Zorn sich anstaut, dieser Wunsch nach Rache … Schon damals haben wir nicht mit Schießscheiben, sondern hauptsächlich mit sich bewegenden menschlichen Figuren gearbeitet – stehend, kniend, kommend, verschwindend – so wie das heute auf jedem modernen Schießstand der Fall ist. Die besten Schützen wurden dann immer vor allen anderen belobigt und sind belohnt worden, mit Ausgang, mehr Freiheit und sonstigen Vergünstigungen …
Ich hab etliche Kameraden, die ähnliche oder noch viel extremere Situationen erlebt haben, die aber ganz normal in ihr ziviles Leben zurückgefunden haben. Ich habe aber auch sehr viele Kameraden erlebt, die das nicht verarbeiten konnten, entweder dann sich selber gerichtet haben, oder sehr große psychische Probleme bekommen haben.“   (red)

Quellen, Lesetipps und Links

Dorothea Frank (2006): Menschen töten. Düsseldorf: Walter Verlag.

Academic (2017): Söldnertum, Erläuterung; http://deacademic.com/dic.nsf/dewiki/1356167  (Abgerufen am 30.11.2017).

Michael Pesendorfer (2006): Die Wiederkehr der Söldner, in: Truppendienst, Folge 294, Ausgabe 6/2006; http://www.bmlv.gv.at/truppendienst/ausgaben/artikel.php?id=523 (Abgerufen am 30.11.2017).