Guerilla
Am Beispiel:
Der spanische Begriff guerrilla ist die Verkleinerungsform von guerra („Krieg“) und bedeutet daher „kleiner Krieg“. Der Begriff „Guerilla“ hat mehrere Bedeutungen: Einerseits bezeichnet er eine besondere Form der militärischen Taktik, die sich durch kleine, selbstständig operierende Kampfeinheiten auszeichnet, welche meist im Rücken des Gegners agieren.
Die Guerilla-KämpferInnen sind dem geordneten Heer des Gegners in der Regel zahlmäßig unterlegen und meiden daher direkte Konfrontationen. Auch haben sie nicht zum Ziel, die gegnerischen Truppen vernichtend zu schlagen, sondern vielmehr sie zu zermürben, um mit fortschreitender Zeit ihre politischen Anliegen durchzubringen. Daher steht der Guerillakrieg andererseits auch für eine spezielle Form politisch motivierter, revolutionärer oder antikolonialer Kriege. Die Guerilla-KämpferInnen ziehen ihre Macht nicht aus technologischer Überlegenheit, sondern vielmehr aus der Unterstützung der lokalen Bevölkerung, die den Status Quo unter einer Diktatur oder Besatzungsmacht nicht länger erdulden will. Der Erfolg der Guerilla-KämpferInnen hängt in hohem Maße von der Unterstützung der Bevölkerung ab, die sie mit Nahrungsmitteln und Informationen versorgt.
Was die Guerilla-KämpferInnen von herkömmlichen SoldatInnen unterscheidet, ist das Fehlen der Identifizierbarkeit als solche: Sie tragen keine Uniformen und sind ständig in Bewegung, um den Vorteil ihrer Landkenntnis in einer bestimmten Region wie z. B. dem Dschungel oder den Bergen auszunutzen.
Die sogenannte „Belligerenz“, also die Anerkennung als Krieg führende Partei, ist für jede Guerillabewegung von großer Bedeutung. Nur wenn sie als Krieg führende Partei anerkannt wird, kann sie auch ihre politischen Ziele durchsetzen und gefangene Guerilla-KämpferInnen können den Rechtsstatus als Kriegsgefangene geltend machen. Die UNO-Generalversammlung bekräftigte im Jahre 1979 „das Recht der Völker auf umfassenden Widerstand gegen Unterdrückung und Besetzung“ (Resolution 34/44), worauf sich in bestimmten Fällen auch Guerilla-KämpferInnen berufen können.
Nichtsdestotrotz arbeiten die militärisch-politischen GegnerInnen jeder Guerilla-Bewegung hart daran, deren Anerkennung als Krieg führende Partei zu verhindern und die Guerilla-KämpferInnen sprachlich wie politisch als „TerroristInnen“ zu diskreditieren.
Die Guerilla-Bewegung setzt dem ihr Bemühen entgegen, als legitime Konfliktpartei anerkannt zu werden, indem sie beispielsweise politisch-demokratische Strukturen schafft oder ihr Anliegen vor internationalen Organisationen wie der UNO vorbringt. Erst eine militärische Gleichwertigkeit mit der gegnerischen Armee, die sich erst dann einstellt, wenn aus der schwach bewaffneten Aufstandsbewegung eine Revolutionsarmee mit ähnlichen hierarchischen Strukturen geworden ist, kann schließlich den Gegner dazu zwingen, in Verhandlungen mit den Guerilla-KämpferInnen zu treten. (dp)