Selbstbestimmungsrecht
Als die europäischen Kolonien ihre Unabhängigkeit verlangten, beriefen sie sich auf das Selbstbestimmungsrecht der Völker: Jedes Volk hat das Recht, frei von ausländischen Einflüssen einen unabhängigen Staat zu bilden oder sich einem anderen Staat anzuschließen.
Dieser Grundsatz wurde bereits nach dem Ersten Weltkrieg im Zuge der politischen Neuordnung Europas als eines von mehreren Kriterien berücksichtigt.
Problematisch ist einerseits die Definition des Begriffes „Volk“: Geschichtliche und sprachliche Gemeinsamkeiten und ein geographisch abgrenzbares Siedlungsgebiet müssen zumindest gegeben sein. Aber wie geht man mit einer Situation um, in der mehrere „Völker“ Anspruch auf dasselbe Gebiet erheben? Führt das Selbstbestimmungsrecht zur Entstehung kleiner und kleinster, wirtschaftlich nicht überlebensfähiger Staaten?
In völkerrechtlichen Verträgen, z. B. in der Charta der Vereinten Nationen und in den UN-Menschenrechtspakten, ist das Selbstbestimmungsrecht der Völker zwar als Rechtsanspruch anerkannt, aber in der politischen Praxis handelt es sich mehr um eine politische Forderung als um ein einklagbares Recht: Es gibt kein internationales Gericht, vor dem ein Volk seine Unabhängigkeit einklagen kann.
Zum Beispiel: Algerien
Algerien, das zweitgrößte Land am afrikanischen Kontinent, war eine Kolonie Frankreichs. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs forderte die algerische Bevölkerung vehement die Unabhängigkeit, was jedoch von der französischen Regierung verweigert wurde.
1954 begannen die Kämpfe zwischen der algerischen Befreiungsbewegung FLN und den französischen Einheiten. 1962 endete der Bürgerkrieg und Algerien wurde unabhängig.
Beide Seiten kämpften unter Missachtung der Genfer Konventionen und zahlreiche Zivilpersonen wurden Opfer des Bürgerkriegs. Insgesamt kamen mindestens 350.000 Menschen ums Leben.
Links und Lesetipps
Wikipedia: Selbstbestimmungsrecht der Völker
www.algeria-watch.org/artikel/algkrieg.htm
www.schoolweb.de/millenniumobserver/katastrophen/alge.htm
Wikipedia: Algerien – Geschichte
Bildquelle: Wikipedia