Selbstmordattentat

Nach der Definition des israelischen Psychologen Ariel Merari ist ein Selbstmordanschlag eine „absichtsvolle Selbsttötung mit dem Zweck, andere zu töten, im Dienste eines politischen oder ideologischen Ziels.“ (Ariel Merari, Conference Presentation. Suicide Terrorism Conference, 25-26. Oktober 2004, Washington)

Von 1981 bis 2006 wurden mehr als 1.200 Anschläge in 29 Ländern verübt. Selbstmordattentate hat es schon immer gegeben und sind in fast jedem Land bekannt. Ein Bespiel aus der früheren Geschichte sind die mittelalterlichen Assassinen, Mitglieder eines islamischen Geheimbundes, der gegen Ende des 11. Jahrhunderts in Persien und Syrien Meuchelmorde durchführte. Die Terrorgruppen bedienen sich der medialen Wirkung von Selbstmordattentaten.

Selbstmordanschläge werden von den Terrorgruppen nicht als Selbstmord gesehen, sondern als Märtyrertod. Selbstmord ist für sie etwas schwaches und egoistisches, der Märtyrertod hingegen eine Heldentat.

Zum Bespiel: Liberation Tigers of Tamil Eelam (LTTE)

Die „Liberation Tigers of Tamil Eelam“ (LTTE) haben weltweit die meisten Selbstmordanschläge verübt. Das Attentat auf Rajiv Gandhi 1991 zählt zu den bekanntesten. Ihr Kampf gilt dem Erlangen der Unabhängigkeit des von Tamilen dominierten Nordens und Ostens Sri Lankas vom Rest der Insel. Ihre Ziele sind militärische Einrichtungen, symbolische Objekte oder bedeutende PolitikerInnen. Durch die sorgfältige Auswahl der Opfer und die Vermeidung, die Zivilbevölkerung zu verletzen, ist die Zahl der Opfer niedriger als die von islamistischen SelbstmordattentäterInnen. Familien in Sri Lanka zeigen Stolz und Freude, wenn ein Familienmitglied sein Leben für den Kampf opfert.

Die „Schwarzen Tiger“, die Mitglieder der Eliteeinheit, welche die Selbstmordanschläge der LTTE ausführen, nehmen sich selbst als „selbstlose, säkulare Märtyrer“ wahr. Sie sterben nicht für die Belohnung im Jenseits, wie islamistische SelbstmordattentäterInnen, sondern für die oben erwähnte Unabhängigkeit. Sie werden für das Selbstmordattentat, für das sie jederzeit bereit sein müssen, speziell ausgewählt und ausgebildet. LTTE-KämpferInnen können bei Auseinandersetzungen sterben, „Schwarze Tiger“ „müssen“ sterben. Der Tod für das Volk verleiht ihnen „Ehre“ und die Gewissheit, in der Erinnerung ihres Volkes weiterzuleben. Tote Mitglieder werden als Helden verehrt und an einem Gedenktag (5. Juli) gefeiert.

Mit der Begründung die Zivilbevölkerung nicht weiter gefährden zu wollen, legte die LTTE  im Mai 2009 ihre Waffen nieder.  Laut eines Berichtes des „Centre on Conflict, Development and Peacebuilding“ (CCDP) 2014 jedoch, sei die LTTE  in den letzten Jahren des Bürgerkriegs zwar militärisch aufgehoben worden, ihr Netzwerk blieb jedoch größtenteils intakt. 

(red)

Quellen,Links und Lesetipps

ARD Mediathek: Sterben für Allah? (abgerufen am 13.03.2018)

AG Friedensforschung: Wandel und Erweiterung des islamischen Märtyrerbegriffs (abgerufen am 12.02.2018)

DFG-VK: Sri Lanka (abgerufen am 12.02.2018)

Meyers Konversationslexikon: Assassinen (abgerufen am 12.02.2018)

TamilNet: Waffenstillstandserklärung der LTTE, 17. Mai 2009 (abgerufen am 12.02.2018)

Die Zeit Online: Rebellen legen die Waffen nieder, 17. Mai 2009 (abgerufen am 12.02.2018)

Immigration and Refugee Board of Canada: Sri Lanka: Activity of the Liberation Tigers of Tamil Eelam (LTTE) in Sri Lanka, 15. März 2016  (abgerufen am 12.02.2018)

Bild: Flagge der LTTE (abgerufen am 12.02.2018)