Zwischenstaatlicher Krieg

Kriege, in denen sich Streitkräfte der etablierten Regierungen mindestens zweier staatlich verfasster Territorien gegenüberstehen, und zwar ohne Rücksicht auf ihren völkerrechtlichen Status.

Zum Beispiel: Irak – Iran (Erster Golfkrieg)

Der Krieg zwischen Irak und Iran, vielfach auch als der „Erste Golfkrieg“ bezeichnet, der von 1980 bis 1988 dauerte, wurde von der AKUF als zwischenstaatlicher Krieg eingestuft (Kriegstyp: C-2).

„Mit dem Angriff auf den Iran wollte der Irak einen seit Jahren schwelenden Grenzkonflikt zwischen beiden Staaten zu seinen Gunsten17 - irak-iran entscheiden. (…) Weitere Kriegsziele des Irak waren die Durchsetzung der 1975 vertraglich vereinbarten, aber nicht erfolgten Rückgabe irakischer Gebiete, die Eingliederung der iranischen Ölprovinz Khusistan (Arabistan) in den Irak sowie die Rückgabe der vom Iran 1971 annektierten drei Inseln in der Straße von Hormuz an die arabischen Staaten. In den Wirren nach der Islamischen Revolution sah Saddam Hussein die Chance, den scheinbar geschwächten Iran in kurzer Zeit zu besiegen. Gleichzeitig sollte mit dem Krieg gegen den Iran verhindert werden, dass die schiitische Islamische Revolution in den Irak exportiert wurde. Ein schneller Sieg sollte Saddam Hussein den angestrebten Ausbau seiner Machtposition in der arabischen Welt sichern.

Der Iran verfolgte im Verlauf des Krieges neben dem Sturz der irakischen Regierung und der Agitation der schiitischen Bevölkerungsmehrheit im Irak das Ziel, von innenpolitischen Konflikten abzulenken (Autonomiebestrebungen der iranischen Minderheiten, irakische Unterstützung der arabischen Minderheiten in der Ölprovinz Khusistan, interne Machtkämpfe).

Nach der Rückeroberung der Provinz Khusistan durch den Iran (Mai/Juni 1982) und nach anhaltendem Abnutzungskrieg, machte der Irak mehrere Waffenstillstandsangebote. Der Irak reduzierte sein Kriegsziel auf die Anerkennung des Abkommens von Algier. Der Iran weitete seine Forderungen aus: bedingungslose Kapitulation des Irak, Reparationszahlungen, Sturz der irakischen Regierung, Rückführung ausgewiesener Schiiten und internationale Verurteilung des Irak als Aggressor. Im Mai 1984 verstärkten der Irak und der Iran ihre Angriffe auf Handelsschiffe unterschiedlicher Nationen. Daraufhin kam es (formal auf Bitten Kuwaits hin) zur Bildung einer internationalen Kriegsflotte unter US-amerikanischer Leitung im Golf, deren Aufgabe der Schutz der dortigen Schifffahrt (insbesondere der Öltransporte) war; zugleich unterstrich dieses Engagement die Interessen der USA an und in dieser Region. (…) Die Angaben zu den Opfern des Krieges schwanken zwischen 300.000 und 1.500.000.“

Der Krieg endete, nachdem 1988 von beiden Staaten ein Waffenstillstandsvertrag unterzeichnet wurde.

(red)

Links und Lesetipps

Heidelberger Institut für Internationale Konfliktforschung (HIIK) (Stand 10.01.2018)

Nina-Firouzeh Nowkam (2008): Iran: Chronik des 20. Jahrhunderts. Verlag BoD, S. 198.

Dieter Ruloff (2004): Wie Kriege beginnen: Ursachen und Folgen. München: C.H. Beck.

Quellen

Bernd Musch: 148 Irak / Iran (Erster Golfkrieg). In: AKUF.de (Stand 06.03.2010)

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