Kriegsdefinitionen

Wenn wir uns näher mit dem Thema „Krieg“ beschäftigen, müssen wir uns zu Beginn einmal klar darüber werden, was man denn unter dem Begriff „Krieg“ überhaupt versteht.

Der Begriff wird sehr kontrovers verwendet. Während man in der Alltagssprache häufig vom „Krieg in der Arbeit, in der Familie, auf der Straße“ spricht, wird im großen politischen Kontext immer seltener von „Krieg“ gesprochen, sondern vielmehr von „humanitärer Intervention“, „Friedenseinsatz“ oder ähnlichen Begriffen.
In der Friedens- und Konfliktforschung gibt es mehrere gebräuchliche Definitionen von Krieg. So z. B. erstellt das „Heidelberger Institut für Internationale Konfliktforschung“ (HIIK) jährlich ein „Konfliktbarometer“, das aktuelle Kriege detailliert beschreibt und versucht, sie nach verschiedenen Kriterien einzuordnen. Wir haben uns entschieden, in diesem Projekt die Definition der „Arbeitsgemeinschaft Kriegsursachenforschung“ (AKUF) zu verwenden, auf die viele Forschungsinstitute und Medien zurückgreifen.

Definition laut AKUF

Die „Arbeitsgemeinschaft Kriegsursachenforschung“ (AKUF) schlägt folgende Definition von „Krieg“ vor:
In Anlehnung an den ungarischen Friedensforscher István Kende (1917–1988) definiert die AKUF „Krieg als einen gewaltsamen Massenkonflikt, der alle folgenden Merkmale aufweist:

  1. an den Kämpfen sind zwei oder mehr bewaffnete Streitkräfte beteiligt, bei denen es sich mindestens auf einer Seite um reguläre Streitkräfte (Militär, paramilitärische Verbände, Polizeieinheiten) der Regierung handelt;
  2. auf beiden Seiten muss ein Mindestmaß an zentralgelenkter Organisation der Kriegführenden und des Kampfes gegeben sein, selbst wenn dies nicht mehr bedeutet als organisierte bewaffnete Verteidigung oder planmäßige Überfälle (Guerillaoperationen, Partisanenkrieg usw.);
  3. die bewaffneten Operationen ereignen sich mit einer gewissen Kontinuierlichkeit und nicht nur als gelegentliche, spontane Zusammenstöße, d. h. beide Seiten operieren nach einer planmäßigen Strategie, gleichgültig ob die Kämpfe auf dem Gebiet einer oder mehrerer Gesellschaften stattfinden und wie lange sie dauern.

Kriege werden als beendet angesehen, wenn die Kampfhandlungen dauerhaft, d. h. für den Zeitraum von mindestens einem Jahr, eingestellt bzw. nur unterhalb der AKUF-Kriegsdefinition fortgesetzt werden.“
Vom eigentlichen Krieg unterscheidet die AKUF, den „bewaffneten Konflikt“, dem folgende Definition zu Grunde liegt:
„Als bewaffnete Konflikte werden gewaltsame Auseinandersetzungen bezeichnet, bei denen die Kriterien der Kriegsdefinition nicht in vollem Umfang erfüllt sind. In der Regel handelt es sich dabei um Fälle, in denen eine hinreichende Kontinuität der Kampfhandlungen nicht mehr oder auch noch nicht gegeben ist.“

(red)

Quellen, Links und Lesetipps

Arbeitsgemeinschaft Kriegsursachenforschung – AKUF (Stand: 09.01.2018)

Heidelberger Institut für internationale Konfliktforschung (Konfliktbarometer) (Stand: 09.01.2018)

Bessere Welt Links: Konfliktregionen (Linkssammlung) (Stand: 09.01.2018)

Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK)(Stand: 09.01.2018)

Hans-Joachim Althaus (1988): Der Krieg in den Köpfen. Beiträge zum Tübinger Friedenskongreß „Krieg – Kultur – Wissenschaft“, Tübingen: Tübinger Vereinigung für Volkskunde.

Albert Einstein, Sigmund Freud (1972): Warum Krieg? Mit einem Essay von Isaac Asimov. Zürich: Diogenes Verlag.

Herfried Münkler (2002): Über den Krieg. Stationen der Kriegsgeschichte im Spiegel ihrer theoretischen Reflexion. Göttingen: Velbrück Wissenschaft.

Herfried Münkler (2006) : Der Wandel des Krieges. Von der Symmetrie zur Asymmetrie. Göttingen: Velbrück Wissenschaft.

Jonas Lanig ua. (2003):  Krieg ist keine Lösung!? Infos und Diskussionsmaterialien zum Irak-Konflikt. Mühlheim: Verlag an der Ruhr.

Cathrin Pichler, Bruno Kreisky Forum für internationalen Dialog. (2006): Warum Krieg? Texte und Protokolle zum Briefwechsel Albert Einstein – Sigmund Freud. Wien: Schlebrügge. Editor.