SchülerInnen Seite: Die Bedeutung der Drogenökonomie in Afghanistan

Dieser Text entstand im Rahmen des Schulprojektes "WhyWar.at-Afghanistan " im Sommersemster 2008 und wurde von folgenden SchülerInnen gestaltet:
Anna Hofer, Cornelia Hofer, Saskia Ronacher, Albrecht Ueblagger, Magdalena Wimmer
Begleitung und Bearbeitung: Desirée Summerer

Bevor in Afghanistan ein Verbot für den Schlafmohnanbau durchgesetzt wurde, betrug dieser zirka 70 Prozent des gesamten Weltanbaues. Doch trotz des Verbotes ging der Anbau weiter und Afghanistan gehört auch heute noch zu den führenden Opiumproduzenten – zirka 80-90 Prozent des weltweiten Heroins stammen aus Afghanistan.

Laut einem Bericht der Vereinten Nationen im November 2004 macht der Handel mit Mohn an die 60 Prozent der gesamten Wirtschaft des Landes aus. Insgesamt soll er an die 2,4 Milliarden Dollar im Jahr einbringen.

Die Motive der Mohnbauern

Der Opiumpreis ist sehr hoch und damit mit einem vergleichsweise hohem Einkommen für die Bauern verbunden. Ein afghanischer Bauer konnte im Jahr 2004 zum Beispiel mit einem Kilogramm Schlafmohn 333 Dollar verdienen. Auf seinem kleinen Stück Land erntete er in einer Saison 14 Kilogramm Rohopium. Wenn er das gleiche Feld mit Weizen bepflanzt hätte, hätte er jedoch nur einen Gewinn von 266 Dollar verzeichnen können –  Zu wenig für die meisten Kleinbauern im afghanischen Hinterland, denn sie müssen oft Großfamilien ernähren.

Ein weiterer Aspekt, der für den Mohnanbau spricht, ist die Pflegeleichtigkeit des Schlafmohns. Wasser ist in Afghanistan sehr knapp und der Schlafmohn muss nicht so oft bewässert werden, wie z.B. der Weizen.

Welches Risiko die Bauern damit eingehen, ist  den meisten jedoch nicht bewusst. Sobald sie auf ihren Feldern Schlafmohn anpflanzen, machen sie sich strafbar. Die afghanischen Einheiten der Drogenpolizei sind gnadenlos, wenn es um das Vernichten der Ernte oder das Zerstören möglicher Drogenlabore geht. Dabei fallen oft ganze Dörfer den Flammen zum Opfer. Doch auch die landesweiten und in allen Gesellschaftsschichten vertretene Drogenmafia ist  für die Bauern eine ewige Gefahr. Denn allgemein heißt es:“Wer plaudert, ist bald ein toter Mann.“ Der Ausstieg aus diesem Teufelskreis ist ohne Hilfe von außen fast unmöglich.

Die großen Abnehmer des Opiums

Die UNODC (United Nations Office on Drugs and Crime) berichtete, dass in Pakistan 500.000 Heroinabhängige und in Iran 3,7 Millionen Opiat-Konsumenten wohnen. Diese beiden Länder bleiben aber in erster Linie Transitländer, das heißt, das große Geld wird in Europa und in den USA verdient. Hier ist Heroin mehr als dreimal so wertvoll wie Gold.

Die Transportwege ins Ausland

Da der Transport in andere Länder  eigentlich verboten ist, wirken viele Regierungsbeamte illegal bei den Kontrollen mit. Es wird geschätzt, dass zirka 70 Prozent der Regierungsbeamten in den Rauschmittelverkehr verwickelt sind. Einige von ihnen sind sogar selber Drogenschieber.

Von Afghanistan, dem Haupterzeugerland von Rohopium, wird der Großteil des afghanischen Opiums über die sogenannte „Nordroute“ nach Tadschikistan und über die ehemaligen Staaten der Sowjetunion nach Westeuropa und in die USA gebracht. Der Weg ist lang und voller Gefahren. So kommt es auch, dass ein Kilogramm Heroin, welches aus 10 Kilogramm Rohopium meist noch in den Dörfern der Bauern produziert wird und in der afghanischen Hauptstadt Kabul 1500 US-Dollar kostet, in der tadschikischen Hauptstadt Duschanbe schon einen Schwarzmarktpreis von 20.000 US-Dollar hat. Die Strecke, die die Drogenkuriere von Afghanistan durch das bergige, schroffe Grenzland zurücklegen müssen, gilt als der gefährlichste Teil der Strecke. Und doch werden pro Jahr an die 100 Tonnen weißes Heroin der Qualitätsstufe vier – das heißt das Heroin hat einen Reinheitsgrad von über 90 Prozent – über die Grenze geschmuggelt. Diese Menge würde reichen, um alle Konsumenten in Europa für vier Jahre zu versorgen. Von Tadschikistan aus wird das afghanische Heroin dann bis in die USA gebracht, wo das Kilogramm einen Wert von 60.000 Dollar erreicht. Doch von diesem vielen Geld bleibt nur sehr wenig in Afghanistan und am allerwenigsten in der armen Bevölkerung, die immer wieder aufs Neue Schlafmohn anpflanzen muss, um zu überleben.

Die Schmuggler  bezahlen auch Bestechungsgelder bei den Kontrollen, und die Bauern zahlen auch Steuern an die Polizei. Man kann beinahe behaupten, dass fast jeder in Afghanistan in den Drogenhandel verwickelt ist.

Von den Folgen und dem Fehlen gleichwertiger Alternativen für die afghanischen Bauern

Wie bereits erwähnt, ist Afghanistan der weltweit größte Produzent von Opium, dem Grundstoff für Heroin. Der Opiumhandel fördert die politische und soziale Unsicherheit und Destabilisierung, schwächt den Staat und verhindert eine gute Regierungsführung. Dazu kommen negative volkswirtschaftliche Auswirkungen durch den hohen äquivalenten Anteil zum BSP (60 Prozent), den Einfluss auf die Zahlungsbilanz und die volatilen Drogenpreise, wodurch die  legale Produktion und der Handel geschwächt werden.

In Afghanistan ist es in letzter Zeit sehr wichtig geworden, der immer noch blühenden Drogenökonomie mit anderen Mitteln, als denen der Gewalt zu begegnen. Daher bemühen sich Hilfsorganisationen und auch andere Staaten für die Schaffung eines alternativen Lebensunterhaltes der Bauern. So stellte die Welthungerhilfe zum Beispiel 150 Millionen Dollar für ein Projekt zur Verfügung, bei dem die unterstützten Bauern von nun an Rosen anpflanzen können. Diese haben den selben  Vorteil wie der Schlafmohn, indem sie mit wenig Wasser auskommen und können nach der Ernte  zu Rosenöl verarbeitet werden. Es gibt viele Projekte, die der Bevölkerung helfen wollen, aus ihrer „Heroinabhängigkeit“ zu entkommen und ihr Geld mit legalen Gütern zu verdienen.

Doch noch haben die Warlords und lokale Machthaber das Geschäft in festen Händen. Mit den Einnahmen aus dem Drogengeschäft finanzieren sie ihre Waffen und Soldaten und sichern sich so ihre Vormachtstellung in den Provinzen. Die Drogenökonomie schwächt die Position der Regierung in Kabul und gefährdet den Demokratisierungsprozess. Außerdem ist Drogenmissbrauch und Abhängigkeit ein wachsendes soziales und Gesundheitsproblem, besonders auch unter Frauen und Flüchtlingen – häufig wegen Nachkriegstraumata.

Quellen:

  • Geo, 11/11/2006 – “ Die Macht der Drogen, Vier Schauplätze desRauschmittelkrieges: Tadschikistan, Iran, Kolumbien, Jamaika „
  • Die Zeit, 27/2005 S. 11 – “ Afghanistan, Ohne Mohn kein Lohn „
  • Die Zeit, 48/2002 S. 15 – “ Drogen, Opium für die ganze Welt „
  • Welthungerhilfe: Hilfsprojekt in Afghanistan : Produktion von Rosenöl als legale Alternative zum illegalen Mohnanbau
  • http://www.gtz.de/de/themen/uebergreifende-themen/drogen/6723.htm (abgerufen am 10.1.2018)