Am Beispiel Somalia

Bis zu den Interventionen von IWF und Weltbank zu Beginn der 80er Jahre basierte die sozioökonomische Struktur Somalias auf dem wechselseitigen Austausch zwischen nomadischen Hirten und traditionellen Bauern. In den 70er Jahren wurde die kommerzielle Viehwirtschaft stark ausgebaut und erbrachte 80 Prozent der Exporterlöse des Landes. Bis zu den 70ern versorgte sich Somalia fast vollständig selbst.

Somalians sit in the sun as they wait for food provided during Operation Provide Relief, Somalia. This sign was one of many sights taken-in by a congressional fact-finding delegation. The delegates, directed by Rep. John Lewis (D-GA) and Rep. Bill Emerson (D-MO), toured several humanitarian relief sites to determine the impact of U.S. aid in the besieged country.

Einschränkungen der öffentlichen Dienstleistungen

Die tierärztliche Versorgung und Impfung der Tiere war fortan nicht mehr Teil der öffentlichen Dienstleistungen des Landwirtschaftsministeriums. Diese Leistungen mussten jetzt kostendeckend refinanziert werden. Die Kommerzialisierung des Wassers in Somalia setzte Bauern und Hirten zusätzlich unter Druck ebenso wie die Auflösung von Vorräten zur Fütterung der Tiere in Dürrezeiten. In der Folge breiteten sich Krankheiten unter den Tierherden aus. Ohne Herden und ohne finanzielle Mittel waren die Hirten dem Hunger schutzlos ausgeliefert. Sie konnten kein Vieh mehr gegen Getreide eintauschen und das soziale Gefüge der ländlichen Ökonomie löste sich auf.

EU-Agrar-Subventionspolitik mitverantwortlich

Subventioniertes Fleisch und Milchprodukte aus der Europäischen Union zerstörten die einheimische Viehwirtschaft Somalias völlig. Die Einnahmen des Staates und seine Möglichkeiten, die soziale Ordnung zu gestalten, brachen zusammen. Die Auflagen des IWF für Kredite verunmöglichten die Aufrechterhaltung öffentlicher Dienstleistungen. Zwischen 1975 und 1989 sanken die Ausgaben im Gesundheitsbereich um 75 Prozent. Der Schulbesuch ging um 41 Prozent zurück, und das führte zur Schließung von einem Viertel aller Grundschulen. Die realen Einkommen im öffentlichen Dienst fielen um 90 Prozent. Der totale Zusammenbruch des öffentlichen Sektors war die unausweichliche Folge. Es kam zu Hungersnöten. Der Kollaps der Zivilgesellschaft führte dazu, dass Flüchtlinge und Milizen in die Hauptstadt Mogadischu strömten. Seit Anfang der 90er Jahre macht Somalia nur noch Schlagzeilen mit Bürgerkrieg und gilt als „gescheiterter Staat“ („failed state“).

Quelle:

http://www.rootcauses.de/actvs/Haydt_GlobKrieg-de.pdf (abgerufen am 10.1.2018)

Bildquelle: 

http://commons.wikimedia.org (abgerufen am 10.1.2018)