Streuwaffen

Streubomben (auch „minibombs“, „cluster bomb“ oder „Submunition“ genannt) bestehen aus einem Behälter, der Streumunition (bomblets) enthält, die oft nicht explodiert und als Blindgänger liegen bleibt, ähnlich wie Landminen. Streubomben gehören heute zu den meist eingesetzten Luftabwurfwaffen und stellen eine sehr große Gefahr für die in den betroffenen Gebieten lebende Zivilbevölkerung dar. Streubomben wurden entwickelt, um möglichst große Flächen durch viele kleine Explosionen freigesetzte Submunitionen zu treffen. Eine einzige Streubombe kann ein Gebiet in der Größe von bis zu vier Fußballfeldern zerstören. 24 Länder und Regionen sind weltweit von Streumunition betroffen, produziert werden Streubomben in etwa 34 Staaten.

Zum Beispiel: Einsatz von Streuwaffen im Libanon

Bereits in den Jahren 1978 und 1983 wurde von den israelischen Streitkräften Streumunition im Libanon eingesetzt. Während des 34 Tage dauernden Krieges im Juli und August 2006 wurden nach Aussagen von Jan Egeland, Vizegeneralsekretär für Humanitäre Angelegenheiten und Koordinator für Nothilfe der Vereinten Nationen, allein in den letzten drei Tagen vor dem offiziellen Kriegsende bei Luftangriffen 90 % der Streubomben abgeworfen. Und es wird Jahre dauern, bis die Minenräumung vollzogen ist.

Folgen des Angriffs

Der Süden des Landes ist seitdem nahezu unbewohnbar, nach Schätzungen sind bis zu 100.000 der abgeworfenen Streubomben nicht explodiert und gefährden dadurch die Zivilbevölkerung. Nach Angaben der UNO können etwa 250.000 libanesische Flüchtlinge nicht in ihre Häuser zurückkehren. Das „UN mine action coordination centre“ (Koordinationszentrum für Minenräumung) sprach nach einer Untersuchung von bis zu einer Million noch nicht explodierter Streubomben. Viele dieser Streuraketen wurden von den USA geliefert. Etwa 60 % der israelischen Streumunitionsangriffe trafen bebaute Flächen. Es wurden an die 350 Einschlagsgebiete ermittelt. Bis zum Dezember 2006 zählte man 26 Tote und 162 Verletzte, darunter 22 Kinder unter 12 Jahren. 70 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren wurden in den vergangenen Monaten durch Explosionen von Minen oder Streumunition verletzt oder getötet. Zu 98 % ist die Zivilbevölkerung von der Gefahr der Streumunition betroffen.

Situation im Libanon

Jeden Tag fordert die Verminung ihre Opfer. Seit Ende des Krieges wurden durchschnittlich drei bis vier Zivilpersonen getötet oder verletzt, 35 % der Opfer sind Kinder. Männer sind am stärksten davon betroffen Unfallopfer einer Streubombe zu werden, weil sie für den Lebensunterhalt der Familie sorgen müssen. Sie werden beim Wasser holen und Holz sammeln verletzt oder getötet. Menschen kehren zurück in ihre Dörfer und durchsuchen die mit Submunition durchsetzten Trümmer. Die noch nicht explodierte Streumunition verhindert den Wiederaufbau und behindert Hilfsbemühungen.
Im Südlibanon sind große Gebiete der landwirtschaftlichen Flächen vermint und Felder für Bauern/Bäuerinnen unzugänglich. Hauptsächlich finden sich gerade in den Gebieten Streubomben, die ohnehin bereits die höchste Armutsquote aufweisen. Die Wasser- und Energieversorgung ist unterbrochen, die Infrastruktur, wie Schulen, Straßen und Häuser, größtenteils ebenso vermint oder zerstört.Über 900.000 LibanesInnen hoffen auf eine baldige Rückkehr in ihre Dörfer und Städte.

„Das in Libanon angerichtete menschliche Leid unterstreicht wieder, wie dringend nötig es ist, dass die Staaten den Gebrauch von Streumunitionen einstellen und hinarbeiten auf ein verbindliches gesetzliches Verbot gegen den Gebrauch, die Herstellung, das Anlegen von Vorräten und den Handel dieser Waffen.“   

Der Oslo-Prozess

Die katastrophale Situation im Libanon hat eine Diskussion auf internationaler Ebene über den Einsatz von Streumunition ausgelöst. Im Jahr 2007 wurde von der norwegischen Regierung der so genannte Oslo-Prozess ins Leben gerufen, der den Weg zu einem internationalen Verbot von Streumunition beschreitet.  Seit 2008 unterzeichneten 107 Länder den Vertrag über ein Verbot von Streumunition. Die Vertragsstaaten verpflichten sich, unter keinen Umständen Streumunition einzusetzen, zu entwickeln, herzustellen, zu erwerben oder weiterzugeben. Derzeit haben 24 Staaten den Vertrag ratifiziert – bei 30 Ratifikationen tritt er endgültig in Kraft. Diese Initiative wird allerdings von wichtigen Staaten und Streumunition-Produzenten wie den USA, China, Israel oder Pakistan nicht mitgetragen.

(red)

Quellen

Report Foreseeable harm, The use and impact of cluster munutions in Lebanon(abgerufen am 20.1.2018)

Angst und Bedrohung in 24 Ländern  (Stand 2010)

http://www.landmine.de/ (abgerufen am 20.1.2018

http://www.handicap-international.de/ (abgerufen am 20.1.2018

http://www.stopclustermunitions.org/ (abgerufen am 20.1.2018)

Streubombe (abgerufen am 20.1.2018)

http://www.streubomben.de/ (abgerufen am 20.1.2018)

Nichtregierungsorganisationen verurteilen völkerrechtswidrigen Einsatz von Streumunition im Libanon(Stand 2010)

Ein Jahr nach dem Krieg – Kinder in Angst – UNICEF beklagt Gewalt und Gefahren durch Streumunition(abgerufen am 20.1.2018)

Hoffnung und Gefahren nach Waffenruhe. (abgerufen am 20.1.2018)

Günter Redner: Österreichisches Bundesheer-Streubomben „für internationale Friedenseinsätze“. guernica 4/2006 S.2.

http://www.streubomben.de/fileadmin/redaktion/pdf/oslovertrag_dt._version_02_09.pdf (abgerufen am 20.1.2018)

http://www.clusterconvention.org/ (abgerufen am 20.1.2018)

Bildquelle:

commons.wikimedia.org (abgerufen am 20.1.2018)