Uniformierung

Uniformen symbolisieren die Funktion der jeweiligen TrägerInnen oder deren Zugehörigkeit zu einem Verband bzw. einer Organisation, durch welche sie identifizierbar für andere sind.

Der Ursprung des Wortes „Uniform“ liegt im lateinischen „uniformis“, was so viel bedeutet wie „gleichförmig“ oder „einförmig“. Auch wenn das Wort seine ursprüngliche Bedeutung bis heute beibehalten hat, wurde es vor allem im 18. Jahrhundert sehr vielseitig verwendet. So sprach man etwa von „geistlicher Uniform“, von „Gemüthsuniform“, von „Uniformen des Humors“ oder verwendete es anstelle des Wortes „Tracht“. Doch ganz gleich, in welchem Zusammenhang nun der Begriff „Uniform“ verwendet wird, drückt man damit die Gleichförmigkeit aus, ohne jedoch damit automatisch die militärische Uniform – oder überhaupt Kleidung – zu meinen. Um 1800 verengt sich der Begriff im allgemeinen Sprachgebrauch jedoch immer mehr dahingehend, dass mit „Uniform“ die militärische Uniform gemeint ist. Diese sehr eindeutige Zuordnung hält sich – zumindest im deutschen Sprachraum – bis weit in das 20. Jahrhundert, beginnt sich jedoch im Zuge der „Corporate Identities“ mancher Unternehmen wieder zu verbreitern. Nichtsdestotrotz denkt man beim Wort „Uniform“ bis heute zu allererst ans Militär.

Eine Bekleidung ist dann eine Uniform, wenn sie etwas ihr Eigen nennt, das sie mit etwas Zweitem identisch sein lässt. Gleichzeitig ist die Abgrenzung von Anderem ein wesentliches Element einer Uniform. Gemeinsam ist sämtlichen Uniformtypen, dass sie immer eine gleichförmige Kleidung für eine bestimmte, nach innen vermeintlich homogene und nach außen klar abgegrenzte Gruppe von Menschen darstellt. Ist man Teil einer solchen Gruppe – oder will man Teil einer dieser Gruppen sein – hat man sich den darin gültigen Regeln unterwerfen. Als äußerliches Zeichen für diese Übernahme dieses Regelwerks und die persönliche Unterordnung legt der oder die Betreffende die vorgeschriebene Uniform an.

Zivile Uniformen können einerseits Stolz und Ansehen vermitteln, aber auch eine große Bürde sein. Sie können einerseits die Zugehörigkeit zu einer Gruppe signalisieren, aber auch ausgrenzen, gesellschaftliche Trennlinien markieren oder soziale Konflikte sichtbar machen und sogar verstärken. Einer Uniform können Informationen über Rang, Aufgabe und Kompetenzen des Trägers entnommen werden. Sie wird als Medium, als Zeichenträger verwendet, um bestimmte Bedeutungen und Sinn innerhalb einer Gesellschaft und/oder eines Wertesystems zu kommunizieren.

Anders als militärische Uniformen sind zivile Uniformen auf eine sehr komplexe Art und Weise mit der zivilen Gesellschaft und sich ständig wandelnden Wertvorstellungen verbunden. Den Höhepunkt erleben zivile Uniformen zwischen dem späten 18. und frühen 20. Jahrhundert im Wandel der Staats- und Gesellschaftsformen am Ende des Absolutismus. Aber auch heute spielen zivile Uniformen eine nicht zu unterschätzende Rolle. So werden Sie etwa unter dem Stempel der schon weiter oben erwähnten  „Corporate Identity“ in Unternehmen eingesetzt oder dienen in als Schuluniform dem Versuch, vermeintliche kulturelle und soziale „Distinktionskämpfe“ einzudämmen.

Zum Beispiel: Mao-Anzug

Der Mao-Anzug wurde 1911 nach Gründung der Chinesischen Republik ursprünglich vom ersten Staatspräsidenten Sun-Yat-sen eingeführt. Damals wurden die Anzüge ausschließlich von chinesischen Beamten getragen.

Erst durch Mao-tse Dung, der diesen Anzug trug, als er 1949 die Volksrepublik ausrief, wurde dieser unter dem Namen „Mao-Anzug“ bekannt. Der Anzug wurde zum Pflichtkleidungsstück, westliche Anzüge und moderne Frauenkleider verboten, weil diese als „bürgerlich“ galten. Damit wurden Geschlechterunterschiede beseitigt und das Betrachten des weiblichen Körpers als Objekt symbolisch untersagt. Ebenso wurde traditionelle Kleidung, die früher im alten Kaiserreich getragen wurde, abgeschafft. Auch bei feierlichen Anlässen wurden diese Anzüge getragen.

Er galt als Symbol der Ideologie zu Zeiten der Kulturrevolution unter Mao, als nationales Symbol für die Revolution und Konformität. Unter Sun-Yat-sen war der Anzug Zeichen für den Umbruch nach dem alten Kaiserreich und dem neuen China.

Der Anzug beinhaltet Elemente japanischer StudentInnenuniformen und deutscher Militäruniformen sowie Einflüsse bäuerlicher Kleidung. Meist wurde der Anzug mit westlichen Hosen getragen, welche auf die Orientierung der Bildung nach westlichem Vorbild verweisen sollen. Die Betonung sollte auf Symmetrie und Ausgewogenheit liegen. Durch die Anzüge sollte das Nationalgefühl gestärkt und das Individuelle durch die kollektive Kleidung aufgelöst werden.

In den 90er Jahren wurde der Mao-Anzug unter den Jugendlichen im Zuge des Neomaoismus wieder beliebt und häufig getragen. Er hatte aber eher eine kommerzielle Bedeutung in Form einer Popkultur anstatt eines Symbols eines wieder aufflammenden Führerkults. Auch heute noch werden die Mao-Anzüge bei politischen Anlässen getragen, gelten als eine Art politisch korrekter Bekleidung. (red)

Quellen, Links und Lesetipps:

Elisabeth Hackspiel-Mikosch, Stefan Haas (2006): Die zivile Uniform als symbolische Kommunikation. In: Studien zur Geschichte des Alltags, Band 24. o.O: Franz Steiner Verlag, S. 7-8.

Ingeborg Petrascheck-Heim (1966): Die Sprache der Kleidung. Wesen und Wandel von Tracht, Mode, Kostüm und Uniform. Wien: Verlag Notring der wissenschaftlichen Verbände Österreich, S. 94-99.

Artikel Die chinesische Zwangsjacke in der „Süddeutschen“ (Stand 2010)

http://de.wikipedia.org/wiki/Uniform (abgerufen am 10.2.2018)

http://de.wikipedia.org/wiki/Mao-Anzug (abgerufen am 10.2.2018)

Bildquelle:

flickr.com (abgerufen am 28.5.2018)