Buddhismus
Buddhismus, eine Religion die keine Götter kennt, steht für die ethischen Prinzipien ahimsa, karuna und metta: Gewaltfreiheit, Mitgefühl und Güte. Die Welt wird als Einheit verstanden, wo alles mit allem in Verbindung steht. Daraus folgt, dass jede Anwendung von Gewalt gleichzeitig Gewalt gegen sich selbst bedeutet und noch mehr Gewalt produziert. Der einzige Ausweg liegt darin, gar nicht erst in den Gewaltkreislauf einzusteigen.
In der buddhistischen Tradition wird viel Wert auf die persönliche, spirituelle Entwicklung gelegt. Durch diese wird die Entfaltung von Gewaltfreiheit, Mitgefühl und Güte möglich. Die Harmonie zwischen allem Lebendigen ist im Buddhismus von großer Bedeutung. Die Belagerung von Tibet durch China und die aktuelle Krise in Thailand stellen jedoch eine große Herausforderung für AnhängerInnen dieser Religion dar.
Das Ende des Leidens
Die sogenannten Vier Edlen Wahrheiten des Buddhismus können einen Einblick geben in das was Buddha vor ca. 2500 Jahre gemeint haben könnte mit: „Ich lehre euch nur zwei Dinge – den Anfang des Leidens und das Ende des Leidens.“
1. Leben bedeutet Leiden
2. Die Gründe für das Leiden sind das Haften an vergänglichen Dingen, durch Hass und Gier.
3. Das Leid kann überwunden werden durch das Aufgeben des Begehrens und der Ich-Bezogenheit des Menschen
4. Der Achtfache Pfad ist der Weg der Mitte, der aus dem Leiden herausführt.
Im Sinne des Buddhismus steht somit der Weg heraus vom Leiden im Zentrum und weist hin auf die Ablehnung von Gewalt und infolgedessen Ablehnung von Gewalt in ihrer höchsten Ausprägung – des Krieges.
Gewaltlosigkeit
Da aus der Weltsicht des Buddhismus alles mit allem verbunden ist, bedeutet Gewaltlosigkeit, Gewalt weder gegenüber sich selbst noch gegenüber anderen auszuüben und auch nicht der Gewalt mit Gewalt zu begegnen. Die einzige Antwort auf Gewalt in diesem Sinne ist die Gewaltlosigkeit.
„Durch Nichterzürnen überwindet man den Zorn; das Böse überwindet man mit Gutem; den Geizigen überwindet man mit Gaben; durch Wahrheit überwindet man den Lügner ! Die mir Schmerz zufügen und die mir Freude bereiten, gegen alle bin ich gleich; Anteilnahme und Unwille finden sich bei mir nicht, Freude und Schmerz, Ehre und Unehre halten sich in mir die Waage; gegen alles bin ich gleich: das ist die Vollendung meines Gleichmuts. …“ Buddha
Die persönliche, spirituelle Entwicklung wird im Buddhismus als Schlüssel gegen das Einsteigen in den Gewaltkreislauf verstanden.Im Sinne des Buddhismus kann Sicherheit nicht hergestellt werden, indem man sich, wie in den meisten Staaten üblich, für Krieg oder militärische Kriegsabwehr vorbereitet. Sich für einen potentiellen Angriff oder Gegenangriff vorzubereiten, ist laut dieser Auffassung widersinnig und produziert Leid und Gewalt.
Zen-Buddhismus und das totalitäre Regime in Japan Anfang des 20. Jahrhunderts
Ein etwas anderes Licht auf diese pazifistische Religion wirft in der Geschichte die Verbindung zwischen Zen-Buddhismus und dem Imperialen Japan. Dort wurde der Zen-Buddhismus instrumentalisiert um die Soldaten auf den Krieg vorzubereiten. Es wurden „ideale Krieger“ trainiert, die keinerlei Verbindung zu Diesseitigem spürten und „erleuchtet“ in den Krieg zogen.
Zum Beispiel: Tibet
Ein besonderes Beispiel zum Thema Buddhismus und Gewalt ist Tibet. Tibets Geschichte spannt sich zwischen dem Wechsel von gewaltvoller Besetzung durch andere Staaten (unter anderem Mongolei, Indien, China) und Eigenständigkeit. Seit Anfang der 50ern des 20. Jahrhunderts ist China die Besatzungsmacht in Tibet. Von da an wird Tibet als „autonome“ Region innerhalb Chinas gesehen, was völkerrechtlich äußerst umstritten ist. Die Initiative „Free Tibet““ setzt sich weltweit für ein freies Tibet ein.
Die Menschenrechtssituation in Tibet ist dramatisch. Proteste sind großteils brutal niedergeschlagen. Zerstörungen des buddhistischen Klosters und Studienzentren sind auch nicht selten. Es gibt viele politische Gefangene, die Gewalt und Folter ausgesetzt sind. Viele TibeterInnen sind geflüchtet und leben als ExiltibeterInnen auf der ganzen Welt verstreut. Viele leben im Norden Indiens wo auch das Oberhaupt der ExiltibeterInnen – der Dalai Lama – lebt. Der 14. Dalai Lama Tenzin Gyatso spricht sich ganz im Sinne des Buddhismus klar für Gewaltverzicht aus. Jedoch gibt es viele junge ExiltibeterInnen, die ihrer Wut Ausdruck verleihen möchten und das Thema Gewaltfreiheit noch mal neu diskutieren.
Lesetipps und Links:
P. Wilkinson/S. Teague (2004): Buddhismus, Hildesheim: Gerstenberg.
Studienkreis für Tourismus und Entwicklung (2009): Buddhismus verstehen, Sympathiemagazin. Ammerland.
Zum Thema Tibet:
http://www.tibet-initiative.de/ (abgerufen am 7.1.2018)
http://www.freetibet.org/ (abgerufen am 7.1.2018
Quellen:
BBC Religions: Buddhism, verfügbar unter http://www.bbc.co.uk/religion/religions/buddhism/ (abgerufen am 7.1.2018)
E. Nelson (2009): „Buddhism and War: Two Reviews“, in: Journal of Military Ethics, Vol. 2, No. 3,S. 252-255, verfügbar unter http://faculty.uml.edu/enelson/buddhismandwar.htm (abgerufen am 7.1.2018)
J. A. Stroble (1991): Buddhism and War. A Study of the Status of Violence in Early Buddhism. University of Hawaii, verfügbar unter http://www2.hawaii.edu/~stroble/BUDDWAR.HTM (abgerufen am 7.1.2018)
Tibet Initiative Deutschland e. V: Die Geschichte Tibets, verfügbar unter http://www.tibet-initiative.de/de/tibet/geschichte/ (abgerufen am 7.1.2018)
Weltethos: http://www.global-ethic-now.de/ (abgerufen am 7.1.2018)