SchülerInnen Seite: Welche Rolle spielen Geschlechter-Rollen im Darfur-Konflikt?

Dieser Text entstand im Rahmen des Schulprojekts "WhyWar.at - Darfur" im Sommersemester 2009 und wurde von folgenden SchülerInnen gestaltet:
Alfred Tosek, Anna-Lena Steiner, Birgit Brandstätter, Christina Stadelmann, Daniella Politis, Katharina Schwarz, Marlene Lanner, Stefanie Kraft, Theresa Gruber
Begleitung und Bearbeitung: Redaktionsteam WhyWar.at

Wie in jeder Kultur werden an Frauen und Männer geschlechtsspezifische Erwartungen gestellte. Sie haben ganze bestimmte Aufgaben zu erfüllen, die in erster Linie für die Erhaltung der Familie unentbehrlich sind. Sie werden zudem unterschiedlich von der Gesellschaft wahrgenommen und behandelt. 

Allgemeines über Frauen und Männer in Darfur

Die Frauen haben die Aufgabe die Familie zu versorgen und deren Ehre zu bewahren. Eine gewisse Unabhängigkeit haben auch weniger gebildete Frauen gezwungenermaßen durch die Kriegseinflüsse erlangt. Frauen sind heute Haushaltsvorstand und Ernährer der Familie zugleich. Ein Großteil hat jedoch durch Krieg und Vertreibung die traditionelle Arbeit in der Landwirtschaft verloren und verdient sich heute das Geld als Haushaltshilfen oder als Kleinhändlerinnen.
Im Vergleich zum muslimischen Norden ist im Südsudan die Rolle der Frauen überwiegend anders geartet. Frauen im Süden sind zwar ebenfalls den Männern untergeordnet, jedoch besitzen sie größere Freiheit in der Gesellschaft.

Gleichberechtigung so wie wir sie kennen, kennen die Frauen in der dritten Welt nicht. Sie werden auf Grund ihres Geschlechtes minderwertig behandelt und sind täglicher Gewalt ausgesetzt.Dies äußert sich nicht nur in staatlicher Gewalt, sondern auch in körperlicher, sexueller und seelischer Gewalt in der Familie wie Schläge, sexueller Mißbrauch minderjähriger Haushaltsangehöriger, Vergewaltigung in der Ehe, Verstümmelung weiblicher Geschlechtsorgane und anderer Frauen schädigender traditioneller Praktiken, ferner körperlicher, sexueller und seelischer Gewalt in der Gesellschaft, Vergewaltigung, sexueller Mißbrauch, sexueller Belästigung und Einschüchterung am Arbeitsplatz, in Bildungseinrichtungen und andernorts sowie Frauenhandel und Zwangsprostitution.

Auch die Stellung der Frau in den Religionen ist ein Grund dafür, dass sie diskriminiert werden.

Auf Grund ihrer Tradition, die in der Religion verankert ist, sind die Männer der Meinung, daß Gewalt  gegenüber Frauen notwendig ist, um ihre Dominanz zu sichern. Bei islamischen Ländern wird die Vormachtstellung des Mannes aus dem Koran abgeleitet. Ehebruch oder Prostitution wird mit Verstümmelung bestraft.

Frauen kämpfen ums Überleben…

Im Sudan kämpfen Frauen tagtäglich für sich und ihre Kinder um Überleben. Frauen werden rekrutiert und in die Kriegsgebiete gebracht, um gegen die sogenannten Ungläubigen zu kämpfen. Mütter, die ihre Söhne – oft gegen deren Willen – in die Kriegsgebiete schicken, müssen damit rechnen, dass sie diese nie wieder sehen.

Im Flüchtlingslager kämpfen die Frauen ums Überleben, wie die Ergebnisse der vorliegenden Studie aufzeigen. Meistens arbeiten sie als illegale Tee- und Kaffeeverkäuferinnen am Straßenrand, oder handeln mit Alkohol, was im Sudan durch die Scharia verboten ist. Sie werden häufig inhaftiert, einige sogar mit ihren Kindern. Andere werden zur Prostitution gezwungen. Die Frauen kämpfen um ausreichend Nahrung und Trinkwasser, medizinische Versorgung können sie sich zumeist nicht leisten. Viele vertriebene Frauen, deren Männer im Krieg gestorben oder einfach verschwunden sind, befinden sich völlig allein in der neuen Situation. Sie haben trotzdem neue Fähigkeiten gewonnen und versuchen irgendwie ihre Probleme zu meistern. Sie sorgen für ihre Kinder, wollen diese in Schulen schicken, was aufgrund von Schulgebühren vielfach nicht gelingt. Wenn Frauen wegen Alkoholhandels inhaftiert sind, bleibt ihren Familien nichts zum Überleben.

…doch Männer sind höher gestellt

Männer haben im Sudan einen hoheren Stellenwert als Frauen, da ihnen mehr Rechte zugeschrieben werden. Das sudanesische Gesetz erlaubt es ihnen, zum Beispiel, ihre Frauen körperlich zu züchtigen und wenn es die Frau „nicht anders verdient“ zu verstoßen. Im Falle einer Scheidung steht das Gesetz auch hinter dem Mann. Der Mann bekommt das alleinige Sorgerecht für die Kinder. Väter von unehelich schwanger gewordenen Mädchen sind dafür zuständig diese zu bestrafen. Die Strafe sieht im Regelfall so aus, dass die Mädchen am Ende der Stillzeit öffentlich mit 80 Peitschenhieben bestraft werden.

Der Alltag einer Frau in Darfur

Der Tag einer durchschnittlichen Frau im Sudan läuft immer ähnlich ab:

Die eigentliche Aufgabe ist es vorerst einmal in der kleinen Strohdachhütte alles zu managen. Die Töchter passen meist schon ab einem alter von 6-7 Jahren auf die kleinen Geschwister auf. Der Tag beginnt für die ganze Familie zeitig in der Früh. Da ist auch die einzige Stunde in der sich der Vater Zeit für die Seinen nimmt. Dann gehen alle ihren Arbeiten nach, die den ganzen Tag das gleiche ist. Vor allem ältere Frauen sitzen oft den ganzen Tag lang am Boden und rühren in großen Töpfen. Andere sind den ganzen Tag damit beschäftigt Tee und Kaffee für die Männer zu kochen. Der Tag endet meist erst spät in der Nacht.

Der Lebendsbereich der islamischen Frau heißt harim (d.h. heilig, verboten). Kein Mann, der nicht engster Verwandter ist, würde es wagen diesen Bereich des Hause zu betreten. Genauso aber halten sich die Frauen vom Männerbereich fern.

Viele Frauen besuchen neuerdings wöchentlich die Koranschule, wo streng islamische Kleidung Voraussetzung ist. Früher reichten wenige Meter Stoff für ein Kleid heute muss es langärmlig und fußlang sein mit einem Schleier oder einem Tob (aus 9m Stoff bestehendes traditionelles sudanesisches Umschlagtuch, das den Körper der Frauen von Kopf bis Fuss bedecken kann und normal über einem normalen Kleid getragen wird.

Ein Ausschnitt aus dem Film „Als der Wind den Sand berührte“

Im Film ist eindeutig erkennbar, dass die Frau weniger Wert ist als der Mann. Schon bei der Geburt des Mädchens sah man die Minderwertigkeit der Frau, weil zwischen Tod oder Leben entschieden wurde. Die Menschen im Sudan sind der Meinung, dass die Mädchen schwächer sind als Knaben und nicht so gute Arbeitskräfte darstellen. Außerdem besteht eine Gefahr für die Mädchen verschleppt zu werden, weshalb viele bei der Geburt getötet werden.

Ein Ausschnitt aus dem Buch „Die Sklavin“

In Mendes Stamm waren die Rollen klar verteilt. Die Frauen sind für den Haushalt verantwortlich.  Sie mussten putzen, kochen und auf die Kinder aufpassen und für die ganze Familie Wasser holen. Oft werden die Frauen verheiratet, ohne das sie ihren Mann kennen oder lieben. Die Töchter werden unter grausamen Bedingungen beschnitten und können sich nicht dagegen wehren. Sie werden mit schmutzigen scharfen Gegenständen brutal verstümmelt und die Folgen sind Jahre danach noch spürbar. Dieses Ritual ist eine uralte Tradition und ohne sie wird die Frau als „unrein“ angesehen.

Mende musste qualvolle Schmerzen erleiden und sie konnte danach nur mühsam auf die Toilette gehen. Sie verkroch sich tagelang Zuhause und war für keinen ansprechbar.

Aber Mende war kein Einzelfall in ihrer Familie sondern auch ihre Schwester musste diese Qualen erleiden. Bei deren Heirat wurde sie von ihren Mann „geöffnet“. Darauf wurde ein großes Fest gefeiert und ihr Bettlaken mit Blutflecken wurde aufgehängt. Aber Mendes Schwester konnte nicht feiern denn sie erlitt wieder qualvolle Schmerzen. Durch tragische Umstände kam es bei Mendes Schwester zu einer Fehlgeburt aber bei den Nubas kam so ein Zwischefall öfters und wurde nicht groß betrauert.

 

Quellen:

http://www.3sat.de/3sat.php?http://www.3sat.de/kulturzeit/themen/65817/index.html (abgerufen am 7.1.2018)

http://www.ellen-ismail.de/impression3.htm (Stand 2008)

http://www.anschlaege.at/2006/1204text1.html (abgerufen am 7.1.2018)

Nazer, Mende: Die Sklavin. Verlag Knaur. 2001

Film: Darfur Now

Bildquellen:

http://www.flickr.com/photos/  (abgerufen am 7.1.2018)