Gewalt gegen Frauen im Kongo

Kriege haben sich in den letzten Jahrzehnten verändert. In den Kriegen von heute ist es gefährlicher eine Frau zu sein als ein Soldat, so drückt es ein UN-Soldat im Kongo aus. Gewalt an Frauen und Mädchen wird systematisch eingesetzt um ganze Bevölkerungsgruppen zu terrorisieren. Auch Jungen und Männer sind Opfer dieser Gewalt. Zivile Frauenorganisationen und internationale Organisationen versuchen Schutz zu bieten. Die Überwindung der Gewaltstrukturen im Kongo, die sich über viele Jahrzehnte verfestigt haben, stellen jedoch eine sehr große
Herausforderung dar.

Hintergründe

Die heutige Demokratische Republik Kongo, die während der Diktatur von Joseph-Désiré Mobutu Zaire hieß, zeigt viele Gesichter von brutalen Ausbeutungs- und Gewaltstrukturen. Viele Bürgerkriege mit unterschiedlichen bewaffneten Gruppen, ein grausame Diktatur und nicht zuletzt die ausbeuterischen Interessen des „Westens“ während seiner Kolonialherrschaft und nachher – zu Zeiten des Kalten Krieges – bis heute prägen das große Land im Zentrum von Afrika. Ethnische Konflikte, Kampf um die zahlreichen Ressourcen (Gold, Diamanten, Coltan , Uran, Zink, Kupfer u. a.) und die diktatorischen Machtstrukturen sind der Nährboden auf dem unzähligen Menschen sehr viel Gewalt angetan wird. Insbesondere Frauen und Mädchen sind Opfer dieser Gewalt im Kongo.

Gewalt gegen Frauen und Mädchen

In den unzähligen Kriegen im Kongo werden tausende von Frauen und Mädchen vergewaltigt. Vergewaltigung wird als
systematisiertes Kriegsmittel eingesetzt um ganze Bevölkerungsgruppen zu terrorisieren und von ihrem Land zu vertreiben. „Heutzutage ist es im Krieg gefährlicher eine Frau zu sein als ein Soldat“ – so drückte es ein UN-Soldat im Kongo aus (Sandler, 2009. Übersetzung der Autorin) . Frauen und Mädchen werden von Armeeangehörigen in Bordelle nach Ruanda, Belgien und Frankreich verschleppt. Sie sind Opfer brutaler körperlicher und seelischer Gewalt und werden gleichzeitig als „Ware“ im Geschäft des Menschenhandels missbraucht. Vertreter der Kongolesischen Regierung, die selbst oft zweifelhafte Karrieren als Warlords hinter sich haben, tun wenig bis gar nichts gegen die sexualisierte Gewalt. Indirekt fördern sie diese sogar, weil die Täter nicht strafrechtlich verfolgt werden und sich somit eine Kultur der Straffreiheit etabliert. „Die gesamte Problematik der geschlechtsspezifischen und sexualisierten Gewalt inklusive aller medizinischen Folgen wird den Nicht-Regierungsorganisationen aufgeschultert“ (Schäfer, 2008: 397).

Frauen engagieren sich für Schutz und Frieden

Eine dieser Netzwerke bzw. Frauenorganisationen ist die Synergy des Femmes – Synergy of Women’s Organisation against Sexual Violence, ein Zusammenschluss von 35 Organisationen die Gewaltopfern Hilfe anbieten. Es gibt ein Haus für Frauen – Maison des Femmes de Congo – das Frauen und Mädchen Zuflucht bietet. Aktivistinnen gründeten die Rechtsinformationsorganisation Réseau des Femmes pour la Défense des Droits et la Paix (Frauenorganisation für die Verteidigung der Rechte und des Friedens), die unter anderem über das Radio Frauen anspricht und Gewalt dokumentiert. Auch viele kirchliche Organisationen sind Anlaufstellen für Gewaltüberlebende.

Internationale Hilfe

Die Vereinten Nationen, insbesondere UNIFEM (Entwicklungsfonds der Vereinten Nationen für Frauen) versuchen die Lebenssituation von Frauen und Mädchen im Kongo zu verbessern. Erschwert wird dies von der Untätigkeit der Kongolesischen Regierung und von den Kriegerischen Auseinandersetzungen in Teilen des Kongos.

Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat mit den zwei Resolutionen 1325 (im Jahr 2000) und 1820 (im Jahr 2008) wichtige internationale Dokumente für den Schutz von Frauenrechten erarbeitet. Aus einem Brief an die Vereinten Nationen, gemeinsam geschrieben von 71 Frauenorganisationen aus dem Kongo, wird allerdings deutlich, dass wesentlich mehr internationale Unterstützung notwendig ist:

„Wir applaudieren zu Ihrer neuerlichen Verurteilung von sexualisierter Gewalt, die wir erleiden…wir möchten Sie daran erinnern, dass wir für Jahrzehnte ohne irgendeine bemerkenswerte Handlung von Ihrer Seite gelitten haben. Sie müssen garantieren, dass sich diese Situation nie wieder im Kongo oder anderswo wiederholt. Der Sicherheitsrat kann nicht ruhig bleiben, während tausende Frauen unbeschreibbare sexualisierte Gewalt erleiden.“ (Sandler, 2009, Übersetzung der Autorin)

Joanne Sandler, Mitarbeiterin bei UNIFEM, sieht vier große Herausforderungen, denen sich die Vereinten Nationen stellen müssen, um Frauen vor sexualisierter Gewalt besser zu schützen:

Herausforderung 1: Straffreiheit von Vergewaltigung in Friedensprozessen und Verhandlungen stoppen
Herausforderung 2: Standardvorgehensweisen für die Prävention von sexualisierter Gewalt durch Umsetzung und Kontrolle der Sicherheitsrat-Resolution 1820
Herausforderung 3: Kontrolle, Kontrolle, Kontrolle
Herausforderung 4: Frauen unterstützen in der Anführung von Veränderung (Sandler, 2009, Übersetzung der Autorin)

Weitere wichtige internationale Organisationen die sich für Frauen und Mädchen im Kongo einsetzen sind unter anderem das Internationale Rote Kreuz und Ärzte ohne Grenzen (siehe http://www.icrc.org).

(cke)

Lesetipps und Links:

Mary Kaldor (2000): Neue und alte Kriege, Frankfurt am Main: Suhrkamp.

Rita Schäfer (2008): Frauen und Kriege in Afrika, Ein Beitrag zur Gender-Forschung, Frankfurt am Main: Brandes und Apsel.

http://www.unifem.org/progress/2008/ (Entwicklungsfonds der Vereinten Nationen für Frauen) (abgerufen am 7.1.2018)

http://www.un.org/depts/german/sr/sr_00/sr1325.pdf (UN Sicherheitsrats-Resolution 1325) (abgerufen am 7.1.2018)

http://www.un.org/depts/german/sr/sr_07-08/sr1820.pdf (UN Sicherheitsrats-Resoultion 1820) (abgerufen am 7.1.2018)

Quellen:

Ärzte ohne Grenzen: Stimmen aus dem Krieg im Osten von Kongo, verfügbar unter http://www.condition-critical.org/ (abgerufen am 10.07.2010)

Rita Schäfer (2008): Frauen und Kriege in Afrika, Ein Beitrag zur Gender-Forschung, Frankfurt am Main: Brandes und Apsel.

Joanne Sandler (2009): UNIFEM Speech, The Changing Nature of Conflict: Women’s Bodies and Rights as New Battlegrounds, verfügbar unter http://www.unifem.org/news_events/story_detail.php?StoryID=884(abgerufen am 11.07.2010)

Originalzitate, Sandler 2009: „It is more dangerous to be a woman than a soldier in war today.“ „we applaud your recent condemnation of the sexual violence we suffer…we remind you that we have suffered for decades without any notable action on your part. You must ensure that this situation never repeats itself in Congo or elsewhere. The Security Council cannot keep quiet while thousands of women suffer indescribable sexual violence.“ „“Challenge 1: Ending Impunity for Rape in Peace Processes and Negotiations, Challenge 2: Standard Operating Procedures to Prevent Sexual Violence through Implementation and Monitoring of Security Council Resolution 1820, Challenge 3: Monitor, Monitor, Monitor, Challenge 4: Support Women to Lead in Spearheading Change“.

Bildquelle:

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:DRC_raped_women.jpg (abgerufen am 7.1.2017)