Sexismus im Kongo

Unter Sexismus (sexism) versteht man die Diskriminierung oder Unterdrückung von Menschen allein aufgrund ihrer Geschlechtszugehörigkeit, besonders die von Frauen. Der Begriff stammt ursprünglich aus den 1960er Jahren der amerikanischen Frauenbewegung und baut auf den Begriff „racism“ (Rassismus) auf. In der Soziologie wird davon ausgegangen, dass Sexismus kulturell bedingt, also durch die Gesellschaft erlernt sei. Es kommt beim Sexismus zu stereotypen Merkmalszuschreibungen, indem Männer oder Frauen abgewertet und auf bestimmte Rollen festgeschrieben werden.

Am Beispiel: Kongo

Vergewaltigungen und anderen Gräueltaten dienen als Kriegsstrategie und werden als Kriegswaffe eingesetzt.

Dabei handelt es sich um eine Länder- und Kulturen übergreifende Strategie. Gewalt gegen Frauen im Krieg ist so alt wie der Krieg
selbst. Ob heute im Sudan, in Tschetschenien, Kolumbien oder Indonesien oder vor fünfzehn Jahren in Bosnien, im Vietnamkrieg, beim Eroberungsfeldzug der Japaner in China der dreißiger Jahre, im Zweiten Weltkrieg durch deutsche Soldaten, in Zwangsbordellen von Konzentrationslagern oder vor 60 Jahren kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges durch sowjetische, französische oder US-amerikanische Soldaten in Deutschland.

Ntakobajira M’Bisimwa (30 Jahre alt, zwei Kinder):

„Ich habe schreckliche Angst. Ich habe dort nichts mehr. Sie werden wiederkommen und uns vielleicht töten. Mein Herz klopft wie ein Uhrwerk. Ich habe keine Angst vor den Leuten dort, ich habe Angst vor der Nacht, wenn sie wiederkommen. Wohin soll ich gehen? Alles dreht sich. Ich habe Angst.“

Nach 10 Jahren Krieg im Kongo gab es bisher über 4 Millionen Tote. Seit 2003 herrscht offiziell Frieden, das Land kommt dagegen im Nordosten in der Provinz Südkivu nicht zur Ruhe. Die Gewalt gegen die Zivilbevölkerung hat mit dem Krieg 1996 begonnen.

Die Situation im Kongo

In der Nacht werden Dörfer überfallen, Milizen führen Strafaktionen gegen „illoyale“ Dorfbewohner durch. Sie besitzen Waffen, die sie aber nicht benutzen. Oft verwenden sie andere Gegenstände, wie Messer, Hammer, Äxte oder Hacken. Frauen werden von den Rebellen verschleppt und vergewaltigt. Oft werden sie jahrelang gefangen gehalten, manche gleich getötet oder verjagt. Sie werden schwanger, ihnen wird das Kind weggenommen, sie werden geschlagen, haben Verletzungen und Schnittwunden. Sie werden vor ihren Ehemännern, Vätern und Kindern, von vier, sieben, acht Männern vergewaltigt. Dies geschieht mit äußerster Brutalität, sie führen glühende Gegenstände, Äste, scharfes Werkzeug, Bajonette oder Gewehrläufe, heiße Plastikteile oder Glasscherben in die Vagina der Frauen ein.

Die Täter meinen durch die Vergewaltigung von Jungfrauen übernatürliche Kräfte zu erlangen oder vor Aids geschützt zu sein. Eine Vergewaltigung aber gilt für die Familie als größte Schande, denn die Frau gilt als Symbol der Ehre und Moral. Wird sie vergewaltigt, ist die Familienehre beschmutzt. Uneheliche Kinder werden vertrieben, verstümmelte Frauen oft geächtet. In manchen Dörfern gibt es fast keine Frauen mehr. Deshalb werden die Äcker nicht gepflügt, folglich gibt es keine Ernte und keine Nahrung. Mit der Zerstörung der Frau wird der Motor der Gesellschaft, das Herz des Landes, zerstört.

Frauen können vor einen Internationalen Strafgerichtshof ziehen, jedoch gibt es im Kongo noch über kein gut funktionierendes Justizsystem.

Unterstützung für Frauen und Kinder

Jährlich kommen etwa 3.000 bis 3.600 Frauen in das Krankenhaus Panzi, wovon 1.000 bis 1.200 umgehend operiert werden müssen. Medizinische Folgen der Vergewaltigungen sind Risse in der Vagina und im Darm, was zur Folge hat, dass diese Frauen weder Wasser noch Fäkalien halten können. Die Gebärmutter ist in den meisten Fällen komplett zerstört.

Es gibt viele Frauen die nach der Entlassung aus dem Krankenhaus aufgrund des Platzmangels zurückkehren, wieder vergewaltigt und mit HIV infiziert werden. Die klinischen Behandlungen werden von UNICEF, PMU und der EU finanziert. (GTZ) Rund 18.000 Blauhelmsoldaten (UN-Friedenssoldaten) versuchen die Bevölkerung im Nordosten des Landes zu beschützen.

UN-Soldaten im Kongo

Im Jahr 2004 und 2005 wurde offiziell bekannt, dass auch UN-Soldaten im Kongo für Sex mit kongolesischen Frauen und Kindern mit einigen Dollar oder Lebensmittel bezahlt haben. Die Mehrzahl der Frauen und Mädchen, die aufgrund vorangegangener Vergewaltigungen und daraus resultierender Schwangerschaften aus Familie und Gemeinschaft ausgeschlossen wurde, versuchen sich so aus der Not zu helfen. Viele Frauen werden auch versklavt, in europäische Länder gebracht und zur Prostitution gezwungen.   

(red)

Quellen

Im Schatten des Bösen – Der Krieg gegen die Frauen im Kongo; 15. November 2007 ARTE; Susanne Babila Regie, Jürgen Killenberger Kameramann und Felix Hugenschmidt Tontechniker

Die Zeit, Nr. 50 – Wenn Frieden Männersache ist von Andrea Böhm. 7. Dezember 2006

http://www.medicamondiale.org/fileadmin/redaktion/5_Service/Mediathek/Dokumente/Deutsch/memo/medica-mondiale_memo_02-2017.pdf (abgerufen am 2.1.2018)

Bildquelle:

Wikipedia (abgerufen am 17.1.2021)