Rassismus in Namibia

Die Generalversammlung der Vereinten Nationen hat das Jahr 2001 zum Internationalen Jahr gegen Rassismus erklärt. Erklärtes Ziel der Konferenz ist die „Überprüfung der seit der Verabschiedung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte erzielten Fortschritte im Kampf gegen Rassismus, die Prüfung von Möglichkeiten, wie die Umsetzung der bestehenden Rechte zur Bekämpfung von Rassismus besser gewährleistet werden kann, die Überprüfung der politischen, historischen und sonstigen Faktoren, die zu Intoleranz führen, sowie die Ausarbeitung konkreter Empfehlungen zur Sicherstellung von finanziellen und andere Ressourcen, die die UNO zur Bekämpfung von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit benötigt“.

Am Beispiel: Namibia

Namibia liegt im südlichen Afrika, an der Atlantikküste zwischen Angola im Norden und Südafrika im Süden. Im Osten, zum Innern des Kontinents, grenzt Namibia an Botswana und Sambia. 50 % der EinwohnerInnen Namibias sind Ovambos. Jeweils 7 % der Bevölkerung sind Kavangos, Damaras, Hereros, Namas und Weiße. Der Rest verteilt sich auf fünf weitere Ethnien.

Namibia als ehemalige Kolonie

Von 1884 bis 1915 war Namibia eine deutsche Kolonie, die Deutsch-Südwestafrika genannt wurde. Erst 1990 wurde Namibia nach unzähligen gewaltsamen Konflikten und internationalem Druck unabhängig. Nach jahrzehntelanger kolonialer Herrschaft und Apartheidspolitik durch Deutschland ist auch heute noch ein  tief verwurzelter Rassismus zu spüren. Die wirtschaftliche, soziale und politische Umgestaltung läuft langsam, aber kontinuierlich. Im Januar 2004 jährte sich der Völkermord in der Deutsch-Südwestafrika Kolonie durch die deutschen kaiserlichen Truppen an den Herero und Nama zum hundertsten Mal.

Aufstand der Herero

Am 12. Januar 1904 kam es zu einem Aufstand seitens der Herero gegen den andauernden Verstoß gegen die Bestimmungen des Schutzvertrages, der die Kolonialherren dazu verpflichtete, bestehende Traditionen der Einheimischen zu befolgen. Der Aufstand des Nomadenvolkes gegen den vermeintlich fortschreitenden Verlust ihres Landes endete in einem grausamen Völkermord und der systematischen Vernichtung, der 65.000 Herero zum Opfer fielen. Der deutsche Generalleutnant Lothar von Trotha ignorierte die Friedensangebote der Herero und ordnete deren Vernichtung an. Auch das Nomadenvolk der Nama erhob sich 1904 gegen die deutschen Besatzer, 10.000 Nama wurden daraufhin beim Warterberg-Massaker getötet. Es kam zu Massenerschießungen von Gefangenen und Enteignungen. Wasserstellen wurden vergiftet, wodurch die Menschen verdursteten. Frauen, Kinder und alte Menschen wurden entweder in die Wüste vertrieben oder prostituiert. Menschen wurden in Lagern unter unmenschlichen Bedingungen gefangen gehalten und zur Zwangsarbeit gezwungen.

Damals vertraten europäische Kolonialherren die Annahme, dass es einen Unterschied zwischen „zivilisierten“ Gegnern, denen man doch mit einem gewissen Maß an Respekt begegnete, und dem Kampf gegen „unzivilisierte Völker“ wie denen der Hereros und Namas, gab, der einer derartigen Rücksichtnahme nicht erforderte. Nur 15.000 Hereros überlebten den Völkermord. Jeder zweite Nama wurde umgebracht.

Bis heute hat sich die deutsche Regierung weder für die Gräueltaten an den Herero und Nama entschuldigt noch Entschädigungszahlungen für die Wiedergutmachung geleistet. (red)

Lesetipps und Links:

http://www.rassismus.at/

http://www.no-racism.net/

http://www.zara.or.at/

Quellen:

AG Friedensforschung an der Uni Kassel: Context XXI-Ausgabe 8/2004 hat Thomas Schmidinger in seiner Rezension des Sammelbandes „Völkermord in Deutsch-Südwestafrika“ (abgerufen am 2.1.2018)

Koch Roman: Über Namibia (abgerufen am 04.01.2008)

Gfbv, Delius Ulrich: Politisches Tabu: 100 Jahre Völkermord – Namibia / Herero – Gesellschaft für bedrohte Völker (abgerufen am 2.1.2018)

Gfbv: 99. Jahrestag des Völkermordes kaiserlicher Truppen an Herero in Deutsch-Südwestafrika  (abgerufen am 2.1.2018)