Apartheid

Der Begriff „apart-hood“ kommt ursprünglich aus dem Afrikaans, der Sprache der niederländischen Siedler, die sich im 17. Jahrhundert in Südafrika niederließen. Übersetzt bedeutet es „getrennt, abgesondert“. Als Apartheid wurde lange die Rassentrennung in Südafrika bezeichnet.

Heute wird der Begriff aber oft auch für „Rassentrennung“ im Allgemeinen verwendet und gilt international als Synonym für Ungerechtigkeit, Unterdrückung und Verletzung der Menschenrechte. In Palästina bezeichnet man zum Beispiel die neu erbaute Mauer als“Apartheid-Mauer“, die Teil eines kolonialen Projekts mit dem Ziel der Besatzung, Diskriminierung und Vertreibung sein soll. Deshalb spricht man hier auch von Apartheid, die aber nicht mit dem früheren Apartheid System in Südafrika gleichzusetzen ist.

Am Beispiel: Südafrika

Anfänge des Apartheidregimes

Das Apartheid-Regime in Südafrika begann per Gesetzgebung 1910 und dauerte bis 1989. Die eigentliche Apartheidpolitik fing jedoch erst im Jahre 1948, als die Partei der Afrikaner Nationalisten in Südafrika die Wahl gewann, an. Die Rassenpolitik existierte indessen schon zuvor. Zuerst teilte die Partei die südafrikanische Bevölkerung in vier ethnisch differenzierte Gruppen, in Weiße, Schwarze, Farbige und Asiaten.

Situation aufgrund der Rassentrennung

Öffentliche Orte waren in Bereiche mit Schildern für Weiße und Nicht-Weiße getrennt. Mischehen wurden verboten. Es wurden getrennte Wohngebiete angelegt und es entstanden separate Abteile in öffentlichen Verkehrsmitteln. Nicht-Weiße mussten einen speziell gekennzeichneten Pass bei sich tragen und waren vom Wahlrecht ausgeschlossen. Es gab getrennte Schulen mit unterschiedlich qualifizierten LehrerInnen und Ausstattungen, die damals mitverantwortlich für ungleiche Berufschancen waren. Die Apartheid war Ausdruck einer Gesellschaft mit dem irrationalen Gefühl weißer, christlicher Überlegenheit gegenüber der afrikanischen Bevölkerung.

Widerstand und Sanktionen

Aufgrund der Rassenpolitik entstand in den sechziger Jahren die Black Consciousness Bewegung. Deren Begründer, Steve Biko, wurde 1977 ermordet. Jahrelange Studentenunruhen waren die Folge, wobei Hunderte starben. Die landes- und weltweiten Proteste führten schließlich zu einer Versammlung der UN, die am 2. Dezember 1973 die Konvention zur Bekämpfung und Ahndung des Verbrechens der Apartheid aufnahm und die am 18. Juli 1976 in Kraft trat: „Die Apartheid sei als Verbrechen gegen die Menschlichkeit einzustufen.“ Daraufhin wurde ein Waffen- und Ölembargo gegen Südafrika verhängt. Durch den Boykott internationaler Unternehmen und durch den Rückzug politischer Akteure wie den USA und der UNO wurde die südafrikanische Regierung regelrecht isoliert.

Diese Sanktionen kamen jedoch erst nach heftigem Druck vieler internationaler NGO´s, kirchlicher Organisationen und Gewerkschaften zustande und konnten auch nur aufgrund eindrücklicher Forderung und breiter Zustimmung der Bevölkerung Südafrikas bzw. deren RepräsentantInnen durchgeführt werden.

Ende des Apartheidregimes

Am 9.12.1989 trat Frederik Willem de Klerk die Nachfolge als südafrikanischer Staatspräsident an. De Klerk nahm aufgrund des steigenden weltweiten Drucks und der Proteste Verhandlungen mit dem ANC-FührerNelson Mandela, der im Kampf gegen die Unterdrückung der Apartheidpolitik 1964 zu lebenslanger Haft verurteilt worden war, auf und ließ ihn zusammen mit den übrigen politischen Gefangenen frei. Nelson Mandela saß 27 Jahre im Gefängnis.

Bei einem Referendum am 17. März 1992 sprachen sich 68 Prozent der Weißen für die Abschaffung der Rassentrennung aus.

Die Übergangsphase von der Apartheid zur Demokratie dauerte von 1990 bis 1994. Während dieser Zeit wurden die verbliebenen Gesetze der Rassentrennung beseitigt. 1994 kam es erstmals zu demokratischen Wahlen in Südafrika. Mandela wurde zum ersten Präsidenten der neuen Politik ernannt.

Mandela und de Klerk erhielten 1993 den Friedensnobelpreis.

Wahrheits- und Versöhnungskommission

1996 wurde die Wahrheits- und Versöhnungskommission (Truth and Reconciliation Commission, TRC) gegründet, um Verbrechen, die während des Apartheid-Regimes begangen wurden, zu untersuchen. Sie geht in ihrer Entstehung zurück auf eine Initiative des ANC und wurde von Präsident Nelson Mandela eingesetzt. Die Kommission arbeitete bis 1998. Ziel der Kommission war es, die Folgen des Apartheidregimes öffentlich zu machen und eine Basis für die Versöhnung zwischen Opfern und Tätern zu schaffen. Dabei spielten die Ideale Gandhis eine große Rolle, bei dem nicht die Konfrontation, sondern die jeweilige Wahrnehmung des „Anderen“ im Vordergrund stand. Den Angeklagten wurde bei Aussage ihrer Verbrechen die Amnestie versprochen, den Opfern finanzielle Hilfe zugesichert.

Die Idee der Wahrheits- und Versöhnungskommission ist in den letzten Jahren auch in anderen Ländern umgesetzt worden. (red)

Lesetipps und Links:

Freie Universität Berlin, Diplomarbeit von Gunnar Jeremias Theißen: Vergangenheitsbewältigung in Südafrika – Die südafrikanische Versöhnungs- und Wahrheitskommission; (abgerufen am 7.1.2018)

Fundus.org, Flavio Fiori: Apartheid – Rassentrennung in Südafrika; (abgerufen am 7.1.2018)

Nelson Mandela 1994): Der lange Weg zur Freiheit. Autobiographie. Frankfurt am Main: S. Fischer-Verlag.

Ilan Pappe (2008): Peoples Apart – Israel, South Africa and the Apartheid Question. o.O.: Tauris I B Verlag.

Pumla Gobodo-Madikizela (2006): Das Erbe der Apartheid – Trauma, Erinnerung, Versöhnung Trauma, Erinnerung, Versöhnung. Opladen: Budrich Verlag.

DVD: Memories of Rain – Szenen aus dem Untergrund. Regie: Gisela Albrecht. Produktion: Angela Mail Film Productions. Südafrika/Deutschland 2005. Zu entlehnen bei: http://www.baobab.at/

Quellen

Wikipedia: Apartheid (abgerufen am 7.1.2018)

Südafrika.net: Die Zeit der Apartheid, Südafrika Geschichte; (Stand 2010)

AG Friedensforschung an der Uni Kassel: Quo vadis Israel?; (abgerufen am 7.1.2018)

Wikipedia: Wahrheits- und Versöhnungskommission(abgerufen am 7.1.2018)