Rezensionen: Bücher über den Afghanistan-Krieg

Dieser Text entstand im Rahmen des Schulprojektes "WhyWar.at - Afghanistan" im Sommersemster 2008 und wurde von folgenden SchülerInnen gestaltet:
Anna Hofer, Siobhan Challis.
Begleitung und Bearbeitung: Martin Gmachl

Siba Shakib (2003): Nach Afghanistan kommt Gott nur noch zum Weinen. Die Geschichte der Shirin-Gol. München: Goldmann.

Dieses Buch erzählt von einem Schicksal, das wahrscheinlich tausenden Frauen in Afghanistan in ähnlicher Weise passiert ist. Allerdings wirkt die Geschichte stellenweise fast wie ein Märchen, auch wenn keine grausamen Details des Kriegsalltags, wie Vergewaltigungen, Entmündigungen und Demütigungen, ausgespart blieben. Inmitten dieser Gewalt und Ungerechtigkeit steht die Heldin Shirin-Gol mit unermüdlichen Kräften und Hoffnung für eine bessere Zukunft. Diese Hoffnung überträgt sich auf die Leserin oder den Leser, mit dem bedrückenden Gefühl, dass die Wahrheit vermutlich noch grausamer und von weniger Hoffnung und Durchhaltevermögen geprägt ist.

Christoph R. Hörstel (2007): Sprengsatz Afghanistan. Die Bundeswehr in tödlicher Mission. München: Knaur.

„Anschläge, Entführungen – der Einsatz deutscher SoldatInnen in Afghanistan wird immer riskanter. Schuld daran ist eine Politik, die mit militärischen Mitteln vorgeblich Frieden bringen will und die Lage nur noch verschärft. So wird Terror nicht bekämpft, sondern erzeugt.
Christoph R. Hörstel (Experte für Islamische Bewegung und Terror) deckt die Hintergründe des militärischen Engagements auf und sagt im Detail, was geschehen muss, um den seit Jahrzehnten von Krieg und Gewalt gebeutelten Land endlich Frieden zu bringen.“

Dieses Buch bietet eine gute und vor allem kritische Übersicht über die aktuelle Lage in Afghanistan, was Regierung, Militär und Entwicklungshilfe und die Hintergründe zum Krieg in Afghanistan betrifft. Außerdem deckt Hörstel auch die Fehlleistungen der Medien auf, die im Zuge der Kriegsberichterstattung in diesem Land passiert sind, bzw. noch immer passieren. Seine langjährigen Erfahrungen in der Zeit von 1985 bis heute schildert er in dem persönlichen Kapitel „Mein Afghanistan“. Ein großer Teil des Buches legt den Fokus auf die Zukunft und beinhaltet Friedenspläne sowie Hörstel´s Gedanken und Vorschläge zu einer friedlichen Zukunft Afghanistans.

Roger Willemsen; unter Mitarb. von Nina Tesenfitz, Lucine Tamenian, Nadia Karim, Michail Firstow, Majid Ibrahim (2006): Hier spricht Guantánamo. Roger Willemsen interviewt Ex-Häftlinge. Frankfurt am Main: Zweitausendeins.

„Seit den Anschlägen vom 11.September sind Hunderte von angeblich Verdächtigen in Guantánamo interniert worden, und Hunderte sind es immer noch, deren Gegenwart reiner Willkür unterliegt und deren Zukunft ungewiss ist – obwohl die US-Regierung bislang jeden Nachweis der Mittäterschaft auch nur eines Gefangenen schuldig geblieben ist.
Roger Willemsen hat sich auf die Suche nach ehemaligen Guantánamo-Häftlingen gemacht und fünf von ihnen ausführlich befragt: einen Jordanier, einen Palästinenser, zwei Russen und einen Afghanen, der Sprecher im Gefangenenlager war.
Sie sprechen über die Umstände, die sie zu Opfern der amerikanischen Regierung haben werden lassen, sie sprechen über die entwürdigenden Zustände, denen sie in den Gefangenenlagern von Bagram, Kandahar und Guantánamo ausgesetzt waren, sie sprechen über ihr zerstörtes Leben seit ihrer Entlassung – und sie sprechen über die Aussichtslosigkeit, gehört, geschweige denn rehabilitiert zu werden.“

Susanne Koelbl, Olaf Ihlau (2007): Geliebtes, dunkles Land. Menschen und Mächte in Afghanistan. München: Siedler Verlag.

„Die ReporterInnen Susanne Koelbl und Olaf Ihlau beobachten und bereisen Afghanistan seit vielen Jahren. Sie begeben sich an Orte, an die sich sonst kein Journalist mehr wagt. Ein atemberaubender Bericht aus einem schönen und gefährlichen Land, in dem auch die Weichen für die Zukunft des Westens gestellt werden.“

Dieses Buch erklärt einleuchtend die Zusammenhänge und Hintergründe des Konflikts in Afghanistan und vermittelt bildhaft die aktuelle (Problem-)Situation von „der Blume des Bösen“ – dem Schlafmohn, den afghanischen Frauen, der US-amerikanischen Regierung, der afghanischen Regierung bis zu den Taliban und der al-Qaida und der Beziehung zum Nachbarland Pakistan.

 

Bruce Hoffman: Terrorismus – der unerklärte Krieg. Neue Gefahren politischer Gewalt. Frankfurt am Main: Fischer Verlag.

„Die Bedrohung durch den Terrorismus hat eine nie gekannte Dimension erreicht. Religiöse und ideologische Konflikte werden vermehrt durch Terroranschläge ausgetragen, in besonderem Maße durch Selbstmordattentate. Terrorismus ist Krieg, ohne den Krieg zu erklären, und gleichzeitig eine sehr wirksame Möglichkeit auch militärisch unterlegener Gruppierungen politischen Druck auszuüben.
Der Terrorismusexperte Bruce Hoffman analysiert die verschiedenen Facetten des gegenwärtigen internationalen Terrorismus, beschreibt prägnant die Entwicklungen und kommenden Gefahren, die von ihm ausgehen werden, und welche Rolle die Medien dabei spielen. Dieses Buch gilt als Standardwerk, das vollständig aktualisiert und in wesentlichen Punkten erweitert wurde.“ (Verlag)

 

Wohlgethan, Achim: Endstation Kabul. Econ Verlag. Die Wahrheit über den deutschen Afghanistan-Einsatz.

Der Soldat Klaus F. schildert lebendig und authentisch seinen Einsatz in Kabul. Er beschreib Afghanistan als eine tickende Zeitbombe für die dort stationierten 3000 deutschen Soldaten. Es wird eindrücklich gesagt dass die Bundeswehr die Gefährlichkeit der Mission herunterspielt und die Soldaten oft moralisch, politisch und juristisch im Stich gelassen werden.

Klaus F. lässt hinter die Kulissen der Bundeswehr blicken und rückt damit die Diskussion um die Auslandseinsätze sowie Sinn und Zweck der deutschen Armee in ein neues Licht.Viele Jahre war der Autor im Dienste der Bundeswehr und er lebt heute mit seiner Familie in Deutschland. Mit dem erschienen dieses Buches lüftet er seine wahre Identität, die auf dem Cover des Buches zu erkennen ist.

Conrad Schetter: Kleine Geschichte Afghanistans. Die Geschichte Afghanistans von der Antike bis zur Gegenwart. München: Beck, 2007.

Kaum ein anderes Land ist politisch und kulturell so vielfältig wie Afghanistan. Unterschiedliche Sprachen, Ethnien, Glaubensrichtungen und Herrschaftsvorstellungen behinderten immer wieder die Schaffung einer nationalen Einheit und den Aufbau eines Staates. Dieser Zersplitterung ist es aber auch zu verdanken, daß Afghanistan nie für längere Zeit von fremden Mächten – seien es Briten oder Sowjets – beherrscht wurde. Conrad Schetter schildert knapp die Geschichte des Landes von der Antike bis zur Gegenwart. Der Schwerpunkt der Darstellung liegt auf den letzten beiden Jahrhunderten, in denen sich die Spannungen immer wieder in Rebellionen, Umstürzen und Kriegen entluden. Nicht zuletzt erläutert das Buch die besonderen Beziehungen zwischen Afghanistan und Deutschland und warum Deutsche eine besondere Rolle beim Wiederaufbau des Landes spielen können.

Bildquellen

Siba Shakib (2003): Nach Afghanistan kommt Gott nur noch zum Weinen. Die Geschichte der Shirin-Gol:
Goldmann Verlag

Christoph R. Hörstel (2007): Sprengsatz Afghanistan. Die Bundeswehr in tödlicher Mission:
Verlagsgruppe Droemer Knaur