Ökologischer Fußabdruck
Fast alles in unserem Leben wie Essen, Wohnen, Mobilität oder Konsum von Gütern, ist mit dem Verbrauch von Ressourcen verbunden. Der ökologische Fußabdruck rechnet diesen Verbrauch in Fläche um und stellt dem die Tragfähigkeit der Erde gegenüber. Er ist daher eine Art Umweltwährung bzw. ein Umwelt-Buchhaltungsinstrument.
Um sich zu entfalten, brauchen wir neben Raum für uns selbst auch Weiden, Äcker und Wiesen zur Nahrungsherstellung. Wir brauchen Industrieanlagen, wo unsere Güter hergestellt werden, aber auch Straßen und Fahrzeuge, um diese Waren von A nach B zu bewegen. Das schließt auch Flächen ein, die zur Produktion unserer Kleidung oder zur Bereitstellung von Energie, aber z. B. auch zum Abbau des von ihm erzeugten Mülls oder zum Binden des durch seine Aktivitäten freigesetzten Kohlendioxids benötigt werden. Diese beanspruchte Fläche hängt vom Konsumverhalten jedes Einzelnen ab. Einen großen Teil macht der Klima-Fußabdruck aus, das ist jene Fläche die benötigt würde, um unseren Ausstoß an CO2-Gasen wieder durch gepflanzte Wälder zu binden. (Würden wir klimaneutral wirtschaften und konsumieren, müssten – so die Berechnungen – pro Tonne ausgestoßenem CO2 Bäume der Fläche etwa eines Drittel eines Fußfallfeldes gepflanzt werden. Da in Österreich täglich etwa 140.000 t CO2 emittiert wird, wären dies 40-50 Fußballfelder täglich!).
Das Modell des ökologischen Fußabdrucks wurde 1994 von dem Kanadier William Rees und dem Schweizer Mathis Wackernagel entwickelt. Sie wollten untersuchen, ob die Erde ausreicht, um die Bedürfnisse der Weltbevölkerung dauerhaft zu befriedigen. Dazu verwendeten sie die Maßeinheit Hektar, um darzustellen, wie viel Fläche eine Person, eine Stadt oder ein Staat aufgrund des jeweiligen Konsumverhaltens zur Befriedigung seiner Bedürfnisse benötigt.
Der Ökologische Fußabdruck wird mittlerweile für über 170 Staaten der Erde berechnet. Veröffentlicht wird er jährlich in einem „Living Planet Report“. Seine Kernbotschaft lautet: Wir leben bereits jetzt über unsere Verhältnisse. Dabei fällt der „Footprint“ für einzelne Länder sehr unterschiedlich aus: Er beträgt in Europa etwa 5 Hektar pro Person, in den USA fast das Doppelte, an die 10 Hektar, in Indien jedoch nur 0,9 Hektar. Die Werte in afrikanischen Ländern liegen noch niedriger. Würden wir nachhaltig leben, also nur verbrauchen, was jährlich nachwächst und allen Menschen die gleiche Umweltfläche zur Verfügung gestellt, so wäre ein globaler Fußabdruck von 2 Hektar zu erreichen.
Wir leben über unsere Verhältnisse
Das heißt: Nicht zukunftsfähig ist der üppige Lebensstil in den materiell reichen Ländern. Würden alle Menschen so leben wie wir in Europa, bräuchten wir 2,5 Planeten der Qualität der Erde. Nach dem US-amerikanischen Naturverbrauch wären es sogar 5 Planeten.
Der Ökologische Fußabdruck setzt sich zusammen aus dem Naturverbrauch in den Bereichen Ernährung, Wohnen, Mobilität und Konsum. Letzterer enthält neben dem privaten auch den „allgemeinen Konsum“, also die Ausgaben eines Landes für öffentliche Infrastrukturen wie Bildung, Gesundheitsversorgung, Polizei u. a. m. Dieser Teil ist zwar nicht persönlich beeinflussbar, etwa durch weniger Autofahrten oder Energiesparen, trägt aber natürlich auch zum Ressourcenverbrauch bei. Unser hoher Wohlstand hat seinen ökologischen Preis.
Mein persönlicher Fußabdruck
Der ökologische Fußabdruck wird nicht nur für einzelne Länder ausgewiesen – erhoben wird hier der durchschnittliche Verbrauch pro Person. Er kann auch für einzelne Personen berechnet werden; und zwar ganz einfach über einen im Internet verfügbaren Fußabdruckrechner. Du beantwortest an die 40 Fragen zu den Bereichen Wohnen, Mobilität, Ernährung und Konsum. Nach einigen Sekunden erfährst du deinen persönlichen Fußabdruck. Wichtig: Da in der Berechnung der „Allgemeine Konsum“ eingeschlossen ist, kann der „Fußabdruck“ auch bei starken Umweltfreaks nie etwa den Wert eines Inders erreichen. Siehe Links.
Den Öko-Fußabdruck verringern
Der ökologische Fußabdruck lässt sich durch viele Maßnahmen verringern. Am meisten punktet man mit einem sparsamen Verbrauch von fossilen Energieressourcen sowie generell einer Reduzierung des Konsums.
Ernährung: Fleisch hast einen hohen Fußabdruck, weil für seine Erzeugung viel Fläche und Energie benötigt wird. Problematisch ist insbesondere der Import von Futtermitteln aus Ländern des Südens. Unsere Schweine und Masttiere fressen etwa Soja aus Plantagen in Südamerika, die den Einheimischen fruchtbares Ackerland wegnehmen. Wer mehr Gemüse und Obst verzehrt, lebt daher nicht nur gesünder, sondern verringert auch den Naturverbrauch.
Wohnen: Der größte Teil des Energieverbrauchs wird fürs Heizen aufgewendet. Eine gute Wärmedämmung kann bis zu 80 Prozent an Energieeinsparung bringen. Der Umstieg auf Biomasseheizungen, Fernwärme oder die direkte Nutzung der Sonnenenergie trägt ebenfalls zur Verringerung des Öko-Fußabdrucks bei. Und natürlich zahlt sich auch Stromsparen aus.
Mobilität: Etwa ein Viertel des ökologischen Fußabdrucks fällt auf den Verkehr. Hauptverursacher sind Autos und Flugzeuge. So hat das Auto-Fahren etwa einen zehn Mal größeren Fußabdruck als das Unterwegssein mit der Bahn. Fliegen hat eine noch schlechtere Ökobilanz. Wer viele seiner Wege zu Fuß, mit dem Rad oder öffentlichen Verkehrsmittel zurücklegt, verringert seinen Mobilitätsfußabdruck beträchtlich.
Konsum: Alle Güter, die produziert werden, verbrauchen Rohstoffe und Energie, hinterlassen daher einen ökologischen Fußabdruck. Dinge lange benutzen, auf Wiederverwertung, also Recycling achten, und generell, einfach weniger zu kaufen, verringert den persönlichen „Footprint“.
Beispiel: Der Happy Planet Index
Das Bruttosozialprodukt (BSP) misst die Summe aller Produkte und Dienstleistungen, die in einem Land in einem Jahr produziert wurden. Es ist also ein Maß für die in Geld messbare Wirtschaftsleistung. Das BSP hat aber auch Nachteile: Es misst nicht die Lebenszufriedenheit der Menschen und es erfasst auch nicht unseren Naturverbrauch.
Der Happy Planet Index (HPI) versucht diese Schwächen auszugleichen. Er setzt sich zusammen aus der Lebenserwartung der Menschen in einem Land, der Lebenszufriedenheit sowie dem ökologischen Fußabdruck. Die Daten zur Lebenszufriedenheit stammen dabei von weltweit abgestimmten Befragungen von nationalen sozialwissenschaftlichen Instituten.
Das Auffällige des Happy Planet Index: Da die Lebenszufriedenheit der Menschen in Lateinamerika ebenso hoch ist wie jene in Europa oder Nordamerika und die Lebenserwartung mittlerweile beinahe gleich hoch, der ökologische Fußabdruck aber bedeutend niedriger ist, schneiden lateinamerikanische Länder am besten ab. Den besten HPI haben Cosa Rica und die Dominikanische Republik, die Europäer liegen im Mittelfeld, Österreich etwa an 53. Stelle. Mittlere Werte weisen auch die asiatischen Länder auf, am schlechtesten ist die Lage in den meisten afrikanischen Ländern, aber auch in den Vereinigten Staaten von Amerika, die nur mittelmäßige Zufriedenheitswerte, aber einen sehr hohen Öko-Fußabdruck aufweisen.
Beispiel: Der Wasserfußabdruck
Eine wichtige Lebensressource ist Wasser. Manche befürchten, dass der Konflikt um die Wasserreserven schlimmer wird als jener um die verbleibenden Ölreserven. Ein sorgsamer Umgang mit Wasser ist daher ein wichtiger Beitrag, um Umweltkonflikten vorzubeugen. In den gemäßigten Klimagebieten Europa oder Nordamerikas wird es auch in Zukunft genügend Wasserreserven geben. Knapp wird Wasser in den Trockengebieten, den ariden und semiariden Zonen der Erde, etwa in Afrika.
In den vergangenen 100 Jahren hat sich der gobale Wasserverbrauch fast verzehnfacht. In über 30 Ländern herrscht bereits ernsthafter Wassermangel. Man spricht hier von Wasserstress, dem insbesondere Länder in sehr trockenen Klimazonen ausgesetzt sind. Naturangepasste Anbaumethoden sowie Maßnahmen des „Watermanagements“, z. B. durch Regenwassersammelbecken und spezielle Bewässerungsstrategien, sind der wirksamste Schutz gegen Wasserarmut in Entwicklungsländern. Ein großes Problem stellt jedoch der Import wasserintensiver Produkte der reichen Ländern aus den Trockengebieten dar.
Virtuelles Wasser in importierten Produkten
Der Wasserfußabdruck misst nicht nur jenes Wasser, das wir direkt verbrauchen, etwa für Nahrungsaufnahme oder Duschen, sondern auch jenes Wasser, das in den importierten Produkten steckt. Man spricht hier vom virtuellen Wasser, das wir verbrauchen. So sind für die Erzeugung eines Baumwoll-T-Shirts 2.900 Liter Wasser nötig, für 1 kg Rindfleisch sogar 15.500 Liter, für 1 kg Weizen werden durchschnittlich 1-1.500 Liter benötigt. Wasserintensiv ist auch die Rohstoffgewinnung: so braucht man für die Erzeugung von 1 kg Aluminium 100.000 Liter Wasser.
Der Wasserfußabdruck pro Kopf beträgt in Österreich 1.500 Kubikmeter im Jahr, 63 Prozent, also fast 2 Drittel davon, entfallen auf das über Produkte importierte Wasser. Unser Beitrag muss sein, dass wir keine wasserintensiven Produkte importieren, also den „Wasserraub“ beenden. Wie können wir unseren Wasserfußabdruck verringern? Durch bewussten Einkauf von Textilien: Lieber Klamotten besserer Qualität kaufen, die dann aber länger halten. Durch Kauf von Fleisch und anderer Lebensmitteln aus regionaler Herkunft: da hierfür kein „importiertes“ Wasser verwendet wird. Und natürlich auch: durch sorgsamen Umgang mit Wasser bei uns.
Links und Lesetipps
www.jungk-bibliothek.at/fussabdruck
Living Planet Report 2008, Download unter http://www.wwf.at/de/view/files/download/
Footprint. Der Ökologische Fußabdruck Österreichs. Broschüre. Wien 2008.
Peter Cornelius Mayer-Tasch (Hrsg.): Welt ohne Wasser. Geschichte und Zukunft eines knappen Gutes. Campus, Frankfurt 2009.
Quellen
Living Planet Report 2008.
Karl Albrecht Immel, Klaus Tränkle: Tatort Eine Welt. Wuppertal, Peter Hammer-Verlag 2007.
Hans Holzinger: Strategien gegen Wasserarmut und Wasserraub. 2009. Download: www.jungk-bibliothek.at/xy
Wikipedia: Ökologischer Fußabdruck
Scinexx „mehr Kriege durch Klimawandel?“ www.scinexx.de/wissen-aktuell-6789-2007-07-11.html (Stand 26.01.08)
www.scinexx.de/wissen-aktuell-7697-2008-01-22.html (Stand 26.01.08)
www.wien.gv.at/umweltschutz/nachhaltigkeit/fussabdruck (Stand 26.01.08)