Am Beispiel: Wiederaufbau von Dörfern in Sri Lanka nach dem Tsunami

 

Als 2004 der Tsunami über Sri Lanka hereinbrach, war vor allem der Osten des Landes betroffen. Tausende Menschen verloren ihr Zuhause. Der Osten des Landes ist gleichzeitig auch eine Region, die sehr stark unter den politischen Unruhen zu leiden hat. In dem Gebiet leben alle drei vom Konflikt betroffenen Bevölkerungsgruppen – Singhalesen, Tamilen und Muslime. Die sri lankische Armee und tamilische bewaffnete Gruppierungen kämpfen um die Kontrolle dieses Territoriums. Um eine stabile Zukunft zu sichern und den Wiederaufbau zu ermöglichen, ist es unumgänglich, eine funktionierende Beziehung zwischen den bewaffneten Gruppierungen und der Regierung aufzubauen. Beim Wiederaufbau der Dörfer musste darauf geachtet werden, dass keine der betroffenen Bevölkerungsgruppen benachteiligt wurde und dass es durch die Anordnung der Häuser zu keiner Verhärtung des Konflikts kommt. Die Verschiebungen der demographischen (bevölkerungsstatistischen) Verhältnisse birgt ein großes Konfliktpotenzial in Sri Lanka. Die (tamilischen) Hinduisten, die (singhalesischen) Buddhisten und die Muslime haben andere Bauweisen ihrer Häuser; diese müssen berücksichtigt werden.

Diese und viele weitere Fragen können nur durch enge Zusammenarbeit der betroffenen Menschen gelöst werden, trotz vieler Schwierigkeiten vor Ort muss versucht werden, so viele lokale Akteure wie möglich einzubinden.

Neben vier verschiedenen Dörfern wurde auch ein Friedenszentrum errichtet, welches der Verständigung und der Versöhnung zwischen den Gemeinschaften dienen soll und außerdem als Anlaufstelle für vom Tsunami traumatisierte Menschen gilt. Durch gemeinsame Aktivitäten über die Grenze von ethnischer und religiöser Zugehörigkeit hinaus soll die Grundlage für ein friedliches Zusammenleben ermöglicht werden. Unter anderem sollen eine Bibliothek und ein Sprachenzentrum darin enthalten sein, um die sprachlichen Barrieren zu überwinden (die wenigsten Menschen in Sri Lanka sprechen sowohl Singhalesisch als auch Tamilisch). Für Jugendliche werden eigene Projekte entwickelt, um ihnen bei ihrer beruflichen Ausbildung zu helfen.

Umgesetzt auf die konkreten Wiederaufbaubemühungen in Sri Lanka bedeutet konflikt- und kultursensitive Konfliktbearbeitung:

  • eine unparteiische und gerechte Verteilung der Spenden und der Hilfsmaßnahmen sowie eine transparente und nachvollziehbare Auswahl der Begünstigten;
  • den Bedürfnissen der Begünstigten in Absprache mit ihnen gerecht zu werden;
  • eine Balance zwischen rascher „humanitären Hilfe“ und längerfristiger „nachhaltiger Entwicklung“ zu finden;
  • unter Rücksichtnahme auf die jeweiligen kulturellen Besonderheiten, die Kompetenz und Fähigkeiten der Begünstigten sowie deren vorhandenen Netzwerke zu nützen und dabei zu stärken;
  • alle Beteiligten – vom Spender bis zur begünstigten Familie – aktiv einzubeziehen und mit ihnen alle Informationen offen zu teilen;
  • bewusst zu sein, dass angesichts der gespannten Lage und der unterschiedlichen Kulturen aller Beteiligten – sowohl innerhalb Sri Lankas als auch der westlichen Spendern und der östlichen Partner –, es immer wieder zu Missverständnissen, Rückschlägen und Verzögerungen kommen kann, die dann in einem partnerschaftlichen Dialog gelöst werden.

Links

Konfliktsensitives Wiederaufbauprojekt in Sri Lanka (abgerufen am 13.5.2018)

www.conflictsensitivity.org – Intervention und Konflikt (abgerufen am 13.5.2018)

YouTube: Film zum Wiederaufbauprojekt nach dem Tsunami

YouTube: Filmtagebuch über Sarvodaya, die größte NGO in Sri Lanka