Interkulturelle Begegnungen

Interkulturelle (interreligiöse) Begegnung bedeutet das Zusammensein von Menschen unterschiedlicher Herkunft und Religion. Begegnung schafft Raum für  Austausch von Erfahrungen und Lebenswelten und dient der Beseitigung von Vorurteilen durch Schaffung von Wissen.

Am Beispiel: „Training Future Leaders for Peace“

Im Projekt „Training Future Leaders for Peace“ werden junge Menschen zur FriedensarbeiterInnen ausgebildet. Die junge Zielgruppe kommt von verschiedenen Orten, ist in unterschiedlichen religiösen Traditionen aufgewachsen, die soziale Herkunft unterscheidet sie ebenso wie Kleidung und Sprache. Aber: Die tiefe Sehnsucht nach Frieden auf den Philippinen und in der Welt verbindet sie.

Am ersten Friedenscamp der Arellano Universität Manila gemeinsam mit dem Katharina-Werk Basel nehmen 40 junge Philippinas im Alter von 14-28 Jahren teil. Sie mustern sich scheu. Für viele christliche TeilnehmerInnen ist es das erste Mal, dass die mit MuslimInnen oder Indigenas in persönlichen Kontakt kommen – und umgekehrt. Schule und Medien, haben ihnen Vorstellungen von den „anderen“ vermittelt – vielfach negativ.

„Tiefe Gräben zwischen Religionen, Kulturen und gesellschaftlichen Klassen“

Auf den Philippinen führten diese Unterschiede zu einem Krieg im Süden, der die Entwicklung des ganzen Landes blockierte. Die Geschichte der Spaltungen beginnt 5 Jahrhunderte früher mit der Ankunft der ersten Kolonialherren, den Spanieren. Sie kämpften mit konvertierten Filipinos gegen die Muslime um das damalige Handelszentrum der Region.  300 Jahre dauerte die Kolonialherrschaft der Spanier auf den Philippinen. Die Bevölkerung wurde der politischen, wirtschaftlichen, religösen und kulturellen Identität beraubt. Die USA kauften mit dem Vertrag von Paris die Philippinen und erlaubten christlichen SiedlerINnen Land zu erwerben. Muslime und Indigenas hatten nach amerikanischen Recht keine gültigen Papiere und konnten deshalbt kein Land erwerben. Dieser Landraub setzte sich während der Diktatur Marcos fort. Die Es formierte sich bewaffneter Widerstand der Muslime. Ein Krieg zwischen Rebellen und Militär folgte. Tausende getötete Zivilisten und unsägliches Leid kam über die Philippinen. Die Ressourcen werden von einer kleinen Minderheit und korrupten PolitikerInnen kontrolliert. Die Filipinas wurden ihrer Grundrechte beraubt. Die Folge ist eine geteilte Nation mit einer instabilen politischen und wirtschaftlichen Situation.

Zukünftige FriedensarbeiterInnen

Viele Organisationen auf den Philippinen setzen sich heute für die Überwindung der gesellschaftlichen Gräben ein. Auch das Friedenscamp leistet einen Beitrag. Für die Ausbildung zu „Leaders for Peace“ sind folgende Elemente grundlegend:

  • Die Schönheit in der Verschiedenheit erfahren: Durch das gemeinsame Erleben von Tänzen und Lieder der verschiedenen Kulturen und Weisheiten jeder Tradition und durch Gebete und Rituale der verschiedenen Religionen erkennen die TeilnehmerInnen die Einzigartigkeit und Schönheit jder Person und Gruppe.
  • Einen gemeinsamen sicheren Rahmen für Begegnungen für Traumaheilung gestalten: Unter der Oberfläche des Konflikts begegnen sich die jungen Menschen und entdecken sich wieder als Menschen, die Freud und Leid teilen.
  • Den Prozess der Veränderung der Konfliktlösung und des Empowerment begleiten: Es wird auf drei Ebenen gearbeitet (persönlich, institutionell, global) und dabei der eigenen Anteil am Konflikt wahrgenommen sowie die Veränderung von Opfern und Tätern zu PartnerInnen angestrebt.
  • Interreligiöses Nord-Süd-Team: Die Partnerorganisationen kommen aus den verschiedenen Regionen und stellen das interreligiöse und interkulturelle Ausbildungsteam.
  • Kontinuität: Die jungen Delegierten sind Mitglieder der Partnerorganisationen und werden ermutigt die nächsten fünf Jahre an Seminaren teilzunehmen und ihre Erkenntnisse in die Organisationen einzubringen.
  • Regionale Ausbildung: In regionalen Seminaren wird an spezifischen Themen der Region gearbeitet.

Die Friedenscamps zeigen, dass Brücken über die tiefen Gräben gebaut werden können. Die Begegnungen zeugen von wachsendem Respekt voreinander. Noch gibt es viel zu tun die Spaltungen zu heilen, aber ein Anfang ist gemacht. (red)

Links und Lesetipps:

Ferien vom Krieg – Jugendliche aus dem ehem. Jugoslawien, Israel und Palästina zeugen von einem lebendigen Friedensprozess (abgerufen am 15.5.2018)

Internationaler Versöhnungsbund(abgerufen am 15.5.2018)

Gert Sommer, Albert Fuchs:. Krieg und Frieden. Handbuch der Konflikt- und Friedenspsychologie. Weinheim, Basel, Berlin: Beltz-Verlag, 2004.

Quelle:

Friedensarbeit mit Jugendlichen, friZ – Zeitschrift für Friedenspolitik Nr. 4/07, Seite 18-19