Interaktive Konfliktlösung

Am Beispiel:

Die „Interaktive Konfliktlösung“ („Interactive Conflict Resolution“) ist ein inofizieller Ansatz. Bei diesem werden Konflikte zwischen verschiedenen Parteien mit der Unterstützung und Beratung eines unabhängigen Teams, einer „Drittpartei“ sozusagen, v.a. durch problemlöseorientierte Diskussionen gelöst.

Die Entstehungsgeschichte

Der australische Diplomat John Burton und seine MitarbeiterInnen des „Center for the Analysis of Conflict“ entwickelten Mitte der 1960er den Ansatz, bei welchem VertreterInnen von Parteien, die in einem schwierigen Konflikt stehen, mithilfe einer dritten Partei zusammengeführt werden, um eine Kommunikation zu ermöglichen. Dadurch können bestehende Konflikte gemeinsam analysiert werden. Dieses Modell zur Problemlösung wurde anschließend von anderen WissenschaftlerInnen weiterentwickelt.

Der Fokus Interaktiver Konfliktlösungen

Der Ansatz der Interaktiven Konfliktlösung kommt meist dann zum Einsatz, wenn ein tief verwurzelter sozialer Konflikt vorliegt. Solche Konflikte ergeben sich zum Beispiel häufig, wenn in einem Staat verschiedene Identitätsgruppen verfeindet sind. Identität definiert sich oft über die eigene Kultur, Religion, Ethnie, oder Sprache. Bei verfeindeten Gruppen entsteht ein kontinuierlicher Spannungszustand mit gelegentlichen Gewaltausbrüchen.Die Feindschaft untereinander basiert auf fundamentalen Bedürfnissen, wie Sicherheit und Anerkennung. Als gefährdet betrachtet werden diese wenn zum Beispiel eine Gruppe Macht gewinnt und diese missbraucht, indem sie grundlegende Bedürfnisse einer anderen Identitätsgruppe unterdrückt.

Wie funktioniert „Interaktive Konfliktlösung“?

Interaktive Konfliktlösungen sind „Interventionen durch inofizielle Drittparteien, mit denen Dialog, Konfliktanalyse und Problemlösung“ (Gert Sommer/ Albert Fuchs (2004): Krieg und Frieden. Handbuch der Konlikt- und Friedenspsychologie. Weinheim: Beltz Verlag S. 482) zwischen VertreterInnen von Parteien, die miteinander in Konflikt stehen, gefördert werden sollen.
Die offizielle Diplomatie mit Drittparteien, wie etwa den Vereinten Nationen, konzentriert sich eher auf objektive Faktoren des Konflikts, wie Wirtschaft und Politik, der inoffizielle Ansatz der Interaktiven Konfliktlösung hingegen fokussiert die subjektiven Aspekte der Streitparteien, wie etwa Bedürfnisse und Einstellungen. Meist kommt dieser inoffizielle Ansatz erst dann zur Verwendung, wenn die offizielle Diplomatie fehlgeschlagen ist.

Die Rolle der Drittpartei

Die BeraterInnen arbeiten unterstützend und diagnostisch. Sie fördern die Kommunikation zwischen den Parteien, um so gemeinsam tiefere Ursachen des Konflikts zu analysieren. Dazu werden vier Strategien verfolgt:

  • Motivierung der TeilnehmerInnen
  • Offene Kommunikation zwischen den Parteien unterstützen
  • Mittels erlerntem Wissen Konflikte analysieren
  • Interaktionen der Parteien lenken und so den Problemlösungsprozess vorantreiben
Zentrale Ziele der Interaktiven Konfliktlösung
  • Einstellungsänderung:  Das Bild der TeilnehmerInnen von ihren GegenspielerInnen wird komplexer und positiver.
  • Beziehungsverbesserung:  Die VertreterInnen bekommen eine verbesserte Beziehung zu ihrer eigenen Partei und dadurch größeres Vertrauen, in der Konfliktlöseruppe erarbeitete Strategien umzusetzen.
  • Konfliktbearbeitung:  Gemeinsam werden Konfliktlösungen erarbeitet, die über längere Zeit hilfreich sind. (red)

Lesetipps und Links:

Herbert C. Kelman Institute: for interactive conflict transformation (abgerufen am 13.5. 2018)

Konflikt- und Friedenspsychologie (Abgerufen am 13.5.2018)

Quelle:

Gert Sommer/Albert Fuchs (2004): Krieg und Frieden. Handbuch der Konflikt- und Friedenspsychologie. Weinheim: Beltz Verlag, S.480-493