Kundgebungen und Demonstrationen
Eine Demonstration ist eine in der Öffentlichkeit stattfindende Versammlung mehrerer Personen mit dem Ziel, einen gemeinsamen Standpunkt in die Öffentlichkeit zu tragen, kurz: das gemeinsame Ziel der Meinungsäußerung.
Das Recht, eine Demonstration zu organisieren oder an einer Demonstration teilzunehmen, ist ein Grundrecht, d.h., dass grundsätzlich jeder und jede demonstrieren darf. Gleichzeitig muss aber auch klar sein, dass die Demonstrierenden keine Gesetze verletzen dürfen.
Formen und Aktionen von Demonstrationen können recht vielfältig sein:
• Sitzstreiks oder -blockaden,
• Menschenketten,
• Kundgebungen,
• Schweigemärsche,
• Mahnwachen,
• Einzelaktionen
• Massendemonstrationen
• Gegendemonstrationen
Demonstrationen finden meistens als Marsch oder Protestzug statt, oft auch nur oder verbunden mit einer stehenden Kundgebung. Andere Sonderformen sind zum Beispiel Fahrraddemonstrationen wie die Tour de Natur oder mehrtägige Demonstrationen. Eine relativ neue Form des Protests ist die Online-Demonstration.Einige der großen globalen Demonstrationen im 20. Jahrhundert waren jene gegen den Vietnamkrieg. Bei der größten Demonstration am 15. Oktober 1969 kamen 250.000 Menschen zur Demonstration nach Washington, D.C., um gegen den Krieg in Vietnam zu demonstrieren. Am 10. Oktober 1981 versammelten sich rund 300.000 Menschen im Bonner Hofgarten und forderten in einer friedlichen Demonstration gegen den NATO-Doppelbeschluss die atomare Abrüstung. Am 25. Oktober 1981 demonstrierten 200.000 Menschen aus dem gleichen Anlass in Brüssel, am 21. November 1981 400.000 Menschen in Amsterdam. In Bonn fand anlässlich eines Staatsbesuches von US-Präsident Ronald Reagan am 10. Juni 1982 eine Demonstration mit ca. 500.000 Menschen statt. Am 15. Februar 2003 demonstrierten weltweit über 10 Millionen Menschen gegen den drohenden Irakkrieg, die meisten davon in Europa. Allein in Berlin gingen etwa 500.000 Menschen auf die Straße.
Am Beispiel: Demonstrationen in Myanmar
Die Demonstrationen in Myanmar (Birma bzw. Burma) begannen am 19. August 2007 und richteten sich zu Beginn gegen die drastische Erhöhung der Treibstoffpreise auf bis zu 500 Prozent. Die Proteste weiteten sich zunehmend zu Demonstrationen gegen das. Militärregime aus. Geführt wurden die größten Proteste seit dem Aufstand von 1988 von buddhistischen Mönchen und Nonnen, denen sich bald Zehntausende andere Zivilisten anschlossen. Am 5. September demonstrierte eine Gruppe von einigen hundert Mönchen in der Stadt Pakokku in gegen die miserablen Lebensverhältnisse. Durch die im Zuge der Preiserhöhungen gestiegenen Lebenshaltungskosten waren die Almosen, die sich buddhistische Mönche von der Bevölkerung erbeten, ebenfalls weniger geworden. Mehr als 1000 Zuschauer begleiteten den Protest. Das Militär feuerte schließlich mehrere Warnschüsse ab, verprügelte und inhaftierte mehrere Mönche, um den Protest aufzulösen.Bis zum 24. September hatten sich die Demonstrationen auf das ganze Land ausgeweitet. In Rangun gingen rund 100 000 Menschen auf die Straße. Während die Mönche zu Beginn die ZivilistInnen noch darum gebeten hatten, nicht an den Märschen teilzunehmen, forderten sie sie nunmehr immer mehr auf, aktiv dabei zu sein. War es zunächst lediglich um die Forderung nach einer Entschuldigung des Regimes für die Übergriffe auf Mönche in Pakokku gegangen, wurden immer mehr politische Parolen skandiert.
Mehrere private Zeitschriften stellten aus Protest gegen die Anordnung der Behörden, nach denen sie regimefreundliche Propaganda gegen die Protestmärsche abdrucken müssen, ihre Verbreitung ein. In Mandalay weigerten sich Soldaten, auf Protestierende zu schießen. Selbst in den höheren Rängen sollen die Lager gespalten gewesen sein: Im Gegensatz zu Than Shwe habe sich das Lager um die Nummer 2 des Regimes, General Maung Aye, gegen die gewaltsame Niederschlagung der Demonstrationen ausgesprochen.
Hla Win, Chef der militärischen Aufklärung in der nördlichen Region von Rangun, berichtete von tausenden getöteten Demonstranten. Hunderte von Mönchen seien hingerichtet und ihre Leichen in den Dschungel gebracht worden. Der Offizier war nach Thailand geflohen, nachdem der Befehl erteilt worden war, auf die Mönche zu schießen.
Im Internet-Blog des Exil-Birmanen Ko Htike beschrieb ein Augenzeuge den Überfall des Militärs auf das Ngwe Kyar Yan-Kloster in Rangun: „Ein Trupp von bezahlten Schlägern (…) überfiel das Kloster, in dem 200 Mönche ihren Studien nachgingen. Systematisch forderten sie alle Mönche auf, sich in einer Reihe aufzustellen, und dann schlugen sie ihre Köpfe an die Backsteinwand des Klosters, bis sie zermalmt waren. Einer nach dem anderen (…) fiel, vor Schmerzen schreiend, zu Boden. Dann rissen sie ihnen die Roben vom Leib, warfen sie alle zusammen wie Reissäcke auf die Militär-Lastwagen und brachten sie weg. Den Vorsteher hängten sie in der Mitte des Klosters auf, verprügelten und misshandelten ihn. Er starb noch am selben Tag. Zehntausende sammelten sich außerhalb des Klosters, von Truppen (…) zurückgedrängt, unfähig, ihren hilflosen Mönchen zu helfen, während diese drinnen abgeschlachtet wurden. Als alles vorbei war, waren von 200 noch zehn übrig, die sich innerhalb des Klosters versteckt hielten. Überall an den Wänden und auf dem Boden war Blut.“
Die Proteste waren landesweit weiter zurückgegangen.
Quellen:
„Demonstrationen“ auf Wikipedia. Bearbeitungsstand: 30.4. 2010, 13:45 UTC. wikipedia.org (abgerufen am 14.5. 2018)
„Demonstrationen in Myanmar 2007″ auf Wikipedia. Bearbeitungsstand: 13.5. 2010, 04:56 UTC.wikipedia.org/w/index.php?title=Demonstrationen_in_Myanmar (abgerufen am 14. 5. 2018)
http://www.politik-lexikon.at/print/demonstration/ (abgerufen am 14. 5. 2018)
Bildquelle: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:2007_Myanmar_protests.jpg (abgerufen am 14. 5. 2018)
Lesetipps
Sabine Auer (2004): Protestkultur – Kulturprotest. Politische Kommunikation und kreativer Protest im öffentlichen Raum. Dokumentation und Analyse des Global Village Projects 2002. Diplomarbeit an der Geisteswissenschaftlichen Fakultät der Universität Salzburg.
Robert Foltin (2004): Und wir bewegen uns doch – Soziale Bewegungen in Österreich. Wien: Edition Grundrisse.