Erneuerbare und umweltfreundliche Energieträger

Die fossilen Energieträger – Erdöl, Erdgas und Kohle – decken derzeit noch den größten Teil des Weltenergiebedarfs. Ihre Verfügbarkeit ist jedoch begrenzt. Die Reserven werden mit Sicherheit innerhalb dieses Jahrhunderts aufgebraucht – Erdöl früher, Erdgas und Kohle etwas später.

Von Peak Oil spricht man, wenn die weltweite potenzielle Fördermenge ihren Höhepunkt überschreitet. Laut wissenschaftlichen Berechnungen wurde der Peak Oil im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts bereits erreicht. Es wird pro Jahr mehr Öl verkauft, als neue Lagerstätten entdeckt werden. Das fossile Zeitalter wird also nur eine kurze historische Epoche in der Geschichte der Menschheit ausmachen.

„Die Produktionsspitze des Erdöls ist erreicht…[sie] ist ein Wendepunkt der Menschheit. Der ökonomische Wohlstand des letzten Jahrhunderts wurde angetrieben durch billige Energie. Die Basis hierzu war das Öl. Umgerechnet heißt dies, jeder von uns hat heute einige unbezahlte, nicht ernährte Sklaven, die für ihn arbeiten. Diese Sklaven kommen langsam in die Jahre und sie werden nicht mehr lange arbeiten. Wir müssen einen neuen Weg finden zu leben“ Colin Campbell, Peak Oil Association, www.peakoil.de

Erneuerbare Energie wird hingegen aus nachhaltigen Quellen bezogen, das heißt die Zufuhr kann nicht erschöpfen. Erneuerbare Energiereserven wachsen immer wieder nach. Dazu zählen die Sonne, die immer scheinen wird, der Wind, der immer wieder wehen wird, sowie Biomasse, also Holz und Energiepflanzen, die immer wieder nachwachsen. Auch Erdwärme kann als erneuerbare Energie genutzt werden. Unter erneuerbarer Energie versteht man in fachlicher Hinsicht also Energie, die aus natürlich stattfindenden Prozessen in der Umwelt gewonnen und in weiterer Folge technischer Verwendung zugeführt wird. Eine Form der Energiegewinnung, der aufgrund der Endlichkeit fossiler Energieträger immer größere Bedeutung zukommt.

Energiemix für das 21. Jahrhundert

Der Wissenschaftliche Beirat der deutschen Bundesregierung für Globale Umweltveränderungen (WBGU) hat folgendes Szenario für einen Energiemix des 21. Jahrhunderts entworfen. Öl und Kohle werden bis zum Ende des Jahrhunderts immer mehr an Bedeutung verlieren und dann nur mehr eine Restgröße darstellen. Etwas mehr Gewicht wird Erdgas zugeschrieben. Nuklearenergie, die bereits heute nur einen Bruchteil des Weltenergiebedarfs abdeckt, wird keine Zukunft beschieden. Die Potenziale der Wasserkraft werden als begrenzt, jene von Biomasse und Wind als ausbaufähig, aber in ihrem Wachstumspotenzial ebenfalls begrenzt angesehen. Der größte Anteil des Energiebedarfs wird demnach in der Zukunft aus Solarstrom kommen – aus Photovoltaikzellen, die direkt Strom produzieren, und aus solarthermischen Kraftwerken, in denen Wärme in Energie umgewandelt wird. Solaranlagen zur Warmwasseraufbereitung werden ebenso wichtig sein, da aber der Bedarf an Strom am meisten zunehmen wird, werden Gebäudedächer, Hausfassaden und Landflächen mit starker Sonnenstrahlung (wie Wüsten) vornehmlich für die Erzeugung von Solarstrom verwendet werden.

Atomenergie

Atomenergie deckt nur einen Bruchteil des derzeitigen Weltenergiebedarfs ab. Und da Uran auch nur begrenzt verfügbar ist, zählt Atomenergie ebenfalls zu den erschöpfbaren Energieträgern und wird daher nur als „Überbrückungsenergie“ gesehen. Problematisch sind überdies die bislang ungelösten Herausforderungen der Endlagerung des Atommülls und die trotz technischer Verbesserungen natürlich nicht auszuschließenden Risiken von Atomunfällen. Dazu kommt, dass die Atomtechnologie auch für militärische Zwecke verwendbar ist und verwendet wird, etwa durch in Wiederaufbereitungsanlagen gewonnenes Plutonium („Dual Use“). Ein genereller Ausstieg aus der Atomtechnologie würde es wohl auch Ländern wie dem Iran schwerer machen, auf ihrer Atomstrategie zu beharren.

Zukunft „Photovoltaik“

„In Zukunft wird ein Großteil des Stromes photovoltaisch erzeugt.“ Dies hat Ernst Werner von Siemens, Begründer der Elektrotechnik und des Elektrokonzerns Siemens, schon vor 130 prophezeit. Photovoltaik bezeichnet die Umwandlung von Sonnenlicht in elektrische Energie mittels Solarzellen. Es gibt genügend Dächer und Fassaden, an denen Solarzellen montiert werden können. In der gebäudeintegrierten Photovoltaik werden Außenwände von Gebäuden als „Kraftwerke“ gestaltet. Doch n Österreich werden gegenwärtig erst 0,1 Prozent der verfügbaren Fassaden genutzt, so Ulrike Putz in der Zeitschrift „UmweltJournal“. Dass heißt es gibt großes Ausbaupotenzial. Die Kosten der Anlagen werden immer günstiger. Es wird damit gerechnet, dass Solarstrom in fünf bis acht Jahren gegenüber dem bisherigen „Strom aus der Steckdose“ in punkto Kosten gleichzieht, so die Expertin. Als zukunftsweisendes Beispiel gilt die Fassade des neuen Gebäudes der Wirtschaftskammer Österreichs, das als bisher größtes fassadenintegriertes Solarzellenkraftwerk Wiens bezeichnet wird.

Zukunft „Elektromobilität“

Der Umstieg auf Elektromobilität wird unsere Verkehrssysteme revolutionieren. Schienengebundene Transportsysteme wie U-Bahnen, S-Bahnen und Hochgeschwindigkeitszüge werden stark an Bedeutung gewinnen. Und der Autoverkehr der Zukunft wird umwelt- und menschenfreundlicher sein. Die Autos von morgen sind emissionsfrei und geräuschlos, bedeutend kleiner, daher auch platzsparender und sie sind moderater hinsichtlich Geschwindigkeit und PS. Verkehrstote könnten dann der Vergangenheit angehören. Doch auch Elektroautos verbrauchen Ressourcen, insbesondere für die Akkus zur Speicherung des Stroms. Das heißt, auch der E-Mobilität sind Grenzen gesetzt. Notwendig wird eine Lebensweise kürzerer Distanzen, ein Leben, das sich wieder stärker in den Nahräumen abspielt, in denen das Zu Fuß-Gehen und das Fahrrad die optimalen Fortbewegungsweisen sein werden.

Energiesouveränität durch einen Energiemix

Als wichtige Zukunftsziel gilt Energiesouveränität, also die Unabhängigkeit von Energieimporten. Regionale Energieunabhängigkeit wird es in Zukunft aber nur geben, wenn ein Mix aus allen verfügbaren erneuerbaren Energiequellen angestrebt wird. Dabei kann sich jede Region auf die eigenen Potenziale stützen: Kleinwasserkraft, Wind, Biomasse, Solarenergie. Die weitere Verbesserung der Photovoltaik wird insbesondere die Sonnenergie, die fast überall eingefangen werden kann, voranbringen. So ist eine Zukunft denkbar, in der die Dächer und Fassaden aller Gebäude mit Solaranlagen bestückt sind. Häuser werden so zu kleinen Kraftwerken. Die Haushalte sind dann nicht nur mehr Stromkonsumenten, sondern werden auch zu Stromproduzenten. Die Stromnetze werden so gestaltet sein, dass sie Energie nicht nur verbreiten, sondern von vielen Einspeisequellen auch sammeln.

Resümee: Politik muss Energiewende anstoßen

Noch sind wir weit von der Energiewende entfernt. Erst ein Viertel der verbrauchten Energie in Österreich stammt aus erneuerbaren Energieträgern. 40 Prozent des Energiebedarfs wird noch immer mit Erdöl gedeckt. Gemeinsam mit dem stark steigenden Erdgasverbrauch ist Österreich daher weit mehr als zur Hälfte bei der Energieversorgung vom Ausland abhängig. Dies gilt ebenso für den Bereich anderer Rohstoffe. Klemens Riegler vom Ökosozialen Forum Österreich fordert daher konkrete Maßnahmen der Politik für die Energiewende: Festlegung von messbaren Zielwerten für den Ressourcenverbrauch; Verabschiedung eines Klimaschutz- und Energieeffizienzgesetzes, das die Verantwortlichkeiten für Politik, Wirtschaft und Verbraucher klar festlegt; nicht zuletzt schrittweise steigende CO2- und Materialsteuern bei einer gleichzeitigen steuerlichen Entlastung der menschlichen Arbeit. (hh)

Beispiel: Energieautarke Gemeinden

„Energieautarke Gemeinden bzw. Regionen“ sind die konsequente Antwort auf die drohende Energiekrise. Den eigenen Energieverbrauch zur Gänze aus regionalen, erneuerbaren Energiequellen abzudecken, die CO2-Emissionen damit auf Null zu reduzieren, und zugleich unabhängig von Energieimporten zu werden, ist das Ziel. Immer mehr Regionen bzw. Gemeinden verschreiben sich dieser Herausforderung. Als mittlerweile international bekannter Vorreiter im Bereich „Energieautarkie“ gilt die burgenländische Gemeinde Güssing, die bereits in den 1990er-Jahren den Beschluss gefasst hat, sich unabhängig von fossilen Energiequellen zu machen. Ein großer Teil der Energie kommt aus den Waldflächen der Region und wird im örtlichen Biomasseheizwerk erzeugt.

Beispiel: Schönauer Stromrebellen

In der kleinen Gemeinde Schönau im Schwarzwald haben in der Mitte der 1990er-Jahre BürgerInnen die Stromversorgung in Eigenregie übernommen. „Auslöser war die Atomkatastrophe von Tschernobyl im Jahr 1986″, so Ursula Sladek, damals Mitbegründerin einer Bürgerinitiative gegen Atomstrom. „Wir wollten weg vom Strom des Atomkraftwerksbetreibers und haben das Stromnetz freigekauft“, berichtet die nunmehrige Geschäftsführerin der Schönauer Stromversorger-Genossenschaft. Nach zwei erfolgreichen Bürgerentscheiden wurde 1997 das Stromnetz vom zentralen Energieversorger erstanden. Ursula Sladek und ihr Mann, der 1995 einen ersten Beschluss im Schönauer Gemeinderat für die Energieautarkie erwirkt hatte, setzen auf dezentrale Energielösungen: „Der Kampf gegen Atomenergie ist auch ein Kampf gegen Großmonopolisten.“ Strom wird nun erzeugt in vielen dezentralen Wasser- und Blockheizkraftanlagen sowie aus Solarenergie. So zieren viele Schönauer Dächer Photovoltaikanlagen, darunter jene der Schule und der Kirche.

Beispiel: „Energy Autonomy“

Der Film „Die 4. Revolution – Energy Autonomy“ zeigt mit Aufnahmen in 10 Ländern das Bild einer existierenden globalen Bewegung von engagierten Menschen, die gemeinsam für ein Ziel kämpfen: 100 Prozent Erneuerbare Energien heute und jetzt. Der von Carl. A. Fechner gedrehte Dokumentarfilm unter dem Motto „Freie Energie für alle“ läuft ab Mitte März 2010 in den Kinos. Einer der Interviewpartner des Regisseurs war Hermann Scheer, Präsident von Eurosolar , der eine weltweite Agentur für erneuerbare Energie fordert. Prädikat: Sehenswert! Ausschnitte daraus sowie mehr zum Film findet man auf der Homepage.

(hh)

Lesetipps und Links

www.eurosolar.org

www.sonnenzeitung.at

www.umweltbildung.at

www.1000000taten.greenpeace.at

www.klimabuednis.at

www.energyautonomy.org

http://www.bmu.de/verkehr/elektromobilitaet/doc/44795.php

Hermann Scheer: Energieautonomie. München, Kunstmann, 2005.
Vgl. dazu auch den Film „Energy Autonomy“.

Quellen

Ulrike Putz: Photovoltaik auf dem Vormarsch. In: Umwelt-Journal 1/2010 (Wien).

Klemens Riegler: Energiebilanz Österreich: ein lachendes und ein weinendes Auge. In: Umwelt-Journal 1/2010 (Wien).

Hans Holzinger: Radikal anders leben. Bericht über die Goldegger Herbstgespräche 2009. www.jungk-bibliothek.at/eigensinnig.pdf