Politische Mediation
Am Beispiel:
Mediation ist ein Verfahren zur Bearbeitung von Konflikten. Eine neutrale, qualifizierte Person oder ein Team, die selbst keinen Anteil an dem Konflikt hat, vermittelt zwischen den Konfliktparteien. Ziel ist, dass die Konfliktparteien unter Mithilfe eines/einer Vermittlers/Vermittlerin eine konsensuale Lösung für ihre Interessensgegensätze finden. Der/Die MediatorIn unterstützt also die Konfliktparteien bei der Erreichung einer sogenannten „win-win-Lösung“.
Mediation kann bei verschiedenen Konflikten eingesetzt werden, etwa bei Nachbarschaftskonflikten, Beziehungs- und Familienkonflikten, Umweltkonflikten, beruflichen Konflikten, aber auch in politischer Auseinandersetzung im Zusammenhang mit Kriegen.
Politische Konflikte sind in der Regel noch komplexer als persönliche. Es können zum Beispiel ideologische Faktoren, Zugehörigkeit zu Interessenvertretungen, Verbänden, Parteien, die Öffentlichkeit, das Image, Berichterstattung in Medien usw. dazukommen.
Aus diesem Grund ist eine genaue Konfliktanalyse besonders wichtig. Dabei muss geklärt werden, was der Konfliktgegenstand ist bzw. die Konfliktgegenstände sind, welche historischen, wirtschaftlichen und/oder sozialen Hintergründe relevant sind und ob die Konfliktparteien durch tatsächlich legitimierte Personen vertreten sind. Um bei politischen Konflikten eine nachhaltige Lösung erarbeiten zu können, ist es besonders wichtig, diese „Tiefenstrukturen“ (Galtung) zu berücksichtigen.
Ist ein Konflikt bereits recht „verfahren“ und ist die gegenseitige Ablehnung so groß, dass eine Mediation an einem Ort nicht möglich ist, bietet sich (zumindest zu Beginn eines Mediationspozesses) eine sogenannte„shuttle-Mediation“ an: der/die MediatorIn pendelt zwischen den Konfliktparteien, holt Informationen ein, gibt sie in Absprache mit den Parteien an die andere Partei weiter.
„Convocation“ („Einberufung“) ist eine erweiterte Form von politischer Mediation. Dabei geht es um die Organisation einer Konferenz zwischen allen Konfliktparteien, um ein verbindliches Abkommen für alle Parteien zu erzielen. Die Struktur dieser Verhandlungen beziehen sich auf den Umgang mit allen Streitfragen im Konflikt:
Erstens beruht der „Package Deal“ auf der Miteinbeziehung aller Fragen, die den gesamten Konflikt umfassen. Der Vorteil dieser „Erweiterung der Anzahl der Streitfragen“ für alle Parteien ist, dass eine Partei in einer Frage möglicherweise verliert, aber in einer anderen gewinnt. Diese Strategie führt zur möglichen Beilegung des Konflikts durch wechselseitige Konzessionen, anstatt zu einer Trennung durch die Diskussion über jede einzelne Frage. Wenn die Kernfrage des Konflikts es sehr schwierig macht, einen Kompromiss zu finden, kann es sinnvoll sein, die wichtige Streitfrage so lang wie möglich zu vermeiden.
Zweitens besteht das „Fractionating issues“ darin, die zu verhandelnden Probleme in verschiedene duale Konflikte zu unterteilen. Der Vorteil dieses Verfahrens besteht darin, einen „spill-over effect“ zu vermeiden: die weniger umstrittenen Fragen werden zuerst behandelt, um in der Gruppe die zu entwickelten Normen zu diskutieren. Außerdem wird die Konzentration auf bestimmte Streitfragen (wie die Verhandlung über praktische Probleme) erlaubt. In der Folge werden die wichtigen Fragen, die einen Kompromiss verlangen, bearbeitet. Erst danach, wenn zwischen den Parteien ein gegenseitiges Vertrauen aufgebaut wurde, ist es möglich, sich den Streitfragen bzw. den empfindlichen Themen zu widmen.
Links und Lesetipps:
Institut für Friedenspädagogik Tübingen: www.friedenspaedagogik.de/service/literatur/
internationale_konflikte_und_zivile_konfliktbearbeitung/stichworte_von_a_bis_z/konstruktive_konfliktbearbeitung_und_mediation
TRANSCEND/Johan Galtung: http://www.transcend.at/
Heidelberger Institut für Internationale Konfliktforschung (HIIK): www.hiik.de/start/index.html
Tampere Peace Research Institute – TAPRI: www.uta.fi/laitokset/tapri/eindex.html
Politeia – Forum für Politische Mediation: http://www.politeia.at/
International Alert: http://www.international-alert.org/
http://www.peacebuildingportal.org/index.asp?pgid=3&undb_orgfocus=8
Institute for Integrative Conflict Transformation and Peacebuilding
Bund für Soziale VerteidigungHessische Stiftung für Frieden und Konfliktlösung
Wissenschaft & FriedenÖsterreichisches Studienzentrum für Frieden und Konfliktlösung
Werkstatt für Gewaltfreie Aktion Baden
Gerda Mehta, Klaus Rückert (Hrsg.) (2003): Mediation und Demokratie. Neue Wege des Konfliktmanagements in größeren Organisationen. Heidelberg: Carl-Auer-Systeme Verlag
Gert Sommer, Albert Fuchs:. Krieg und Frieden. Handbuch der Konflikt- und Friedenspsychologie. Weinheim, Basel, Berlin: Beltz-Verlag, 2004.