Organisierte Kriminalität

Am Beispiel:

In direktem Zusammenhang mit kriegerischen Handlungen in einem Land steht auch ein Anwachsen von organisierter Kriminalität.

Besonders hervorzuheben sind folgende Bereiche:

  • Waffenhandel, der zum größten Teil im legalen/halblegalen Bereich von sogenannten „seriösen“ Firmen – auch von österreichischen – betrieben wird.
  • Schlepperei und Menschenhandel, oft zum Zwecke der Zwangsprostitution
  • Drogenhandel
  • Raubbau und Handel von natürlichen Ressourcen eines Landes (z. B. Edelsteine, -metalle)

International agierende Verbrechersyndikate nutzen ebenso wie legale Konzerne und Staaten oftmals die Situation einer zerrütteten Gesellschaft in Kriegsgebieten aus, um daraus Profit zu schlagen. Besonders in armen Gebieten werden viele Menschen auch in den Sog der Kriminalität gezogen, da das oftmals die einzige Möglichkeit ist, um zu überleben.

Die Mehrheit der Waffen in Kriegs- und Bürgerkriegsgebieten stammt aus Ländern der Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion. Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs hat dort ein beispielloser Raubzug begonnen, der Millionen von leichten Waffen (vor allem AK47 und AK74) aus den Arsenalen der Sowjetarmee in die Kriegsgebiete Afrikas, Asiens, Lateinamerikas und im Balkan brachte. Neo-KapitalistInnen und schon existierende WaffenschieberInnen nützten die Chance zur Bereicherung Von den geschätzten 550 Millionen leichten Waffen auf der Welt befinden sich nur drei Prozent in der Hand von staatlichen Streitkräften. Der größte Teil davon stammt von „legalen, seriösen“ Firmen. Nur die Wege, die die Waffen ins Kriegsgebiet nehmen, sind dubios – aber oft mit Wissen der Erzeugerfirmen.

Der Handel mit Menschen in den unterschiedlichsten Formen (Frauen- und Kinderhandel, Sextourismus, Arbeitssklaverei etc.) ist der am stärksten wachsende kriminelle „Industriezweig“ der Welt. In Thailand gibt es geschätzte Millionen Menschen, davon 300.000 Minderjährige, die gezwungen sind, der Prostitution nachzugehen. Auf den Philippinen, in Malaysia und Indonesien beträgt das Geschäft mit dem Sex zwischen zwei und vierzehn Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Besonders in Kriegsgebieten sind viele Menschen, vor allem junge Frauen, gezwungen, diesem „Geschäft“ nachzugehen, um sich und ihre Familien ernähren zu können. Internationale Schlepperbanden verdienen am Leid von Flüchtlingen jährlich zwischen drei und zehn Milliarden Dollar.

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Der Jahresumsatz krimineller Organisationen beläuft sich auf geschätzte 1.500 Milliarden Dollar. Den größten Teil davon macht der Handel mit Drogen aus (400 Mrd.). Eines der Hauptangebote ist das von Krieg und Bürgerkrieg zerrüttete Afghanistan. Dort finanzieren sich regionale Warlords mit Hilfe des Drogenanbaus und -handels. Aber auch die CIA finanzierte einen großen Teil ihres Einsatzes in Südostasien während des Vietnamkriegs durch den Handel mit Opium und Heroin.

Legale Unternehmen und organisierte Kriminalität sind eng verknüpft. Zwischen 30 und 75 Prozent des durch organisierte Kriminalität „erwirtschafteten“ Geldes werden gewaschen und kommen so in den „normalen“ Wirtschaftskreislauf. Internationale Konzerne treten oft – wenn auch verdeckt – selbst als Kriminelle auf. Kriege sind auch immer ein lukratives Geschäft für die Waffenindustrie, die es auch im Falle von Waffenembargos über Kriegsgebiete schafft, über SchmugglerInnen die Ware „zum Kunden zu bringen“. Als Beispiel wäre hierfür die Lieferung von Giftgas an den Irak durch deutsche Chemiekonzerne zu nennen, das dann in der Folge bei der Auslöschung ganzer kurdischer Dörfer eingesetzt wurde.

Die Folgen für das Individuum und die Gesamtgesellschaft sind verheerend. In Afrika fallen durchschnittlich 1,1 Prozent der Bevölkerung Gewaltverbrechen zum Opfer. Die Armen sind den Übergriffen krimineller Banden meist schutzlos ausgeliefert, da die vom Krieg geschwächten Staaten unfähig oder nicht willens sind, Sicherheit und Leben der Bevölkerung zu garantieren. Diese Situation führt zu einem weiteren Zerfall der Gesellschaft und einem Niedergang der Wirtschaft. In unruhigen Gebieten, vor allem in Kriegs- und ehemaligen Kriegsgebieten, kommt es zu einer massiven Kapitalflucht und dem Ausfall von Investitionen, was die Spirale von Armut und Gewalt weiter antreibt. (jr)

 Links und Lesetipps

Frauen/Menschenhandel: http://www.kok-buero.de/

Drogenhandel (Vereinte Nationen): http://www.unodc.org/

Waffenhandel (Campaign against arms trade): http://www.caat.org.uk/

Joachim Becker / Gerald Hödl / Peter Steyrer (Hrsg.) Krieg an den Rändern. Von Sarajewo bis Kuito. Promedia Verlag, Wien 2005.

Welthaus Bielefeld. Misereor. DED, Entwicklungshindernis Gewalt. Ein Arbeitsbuch über neue Kriege und erzwungene Armut. Peter Hammer Verlag GmbH, Wuppertal 2006.

(die Links wurden zuletzt am 18.4.2018 abgerufen)

Quellen

http://www.controlarms.org/ (Link abgerufen am 18.4.2018)

Atlas der Globalisierung; Le Monde Diplomatique. (ISBN 3-937883-07-0)

Wikipedia: Drogenhandel – Beteiligung von Geheimdiensten (Link abgerufen am 18.4.2018)

http://www.halabja.de.vu/ (Link nicht mehr funktionstüchtig)

Entwicklungshindernis Gewalt. Ein Arbeitsbuch über neue Kriege und erzwungene Armut. Wuppertal: Hammer, 2006. (ISBN 3-7795-0057-4)

Bildquelle: www.sxc.hu (abgerufen am 18.4.2018)