Umweltzerstörungen durch Kriege
Am Beispiel:
Kriegshandlungen sind schon seit jeher mit Umweltzerstörungen verbunden. Während der Fokus der Historiker*innen bislang zumeist auf den menschlichen Kosten, wie die Zahl der Todesopfer, lag, so werden mittlerweile auch die negativen Folgen für die Umwelt hervorgehoben. Insbesondere im Laufe der Zeit führten die technischen Entwicklungen in der Moderne dazu, dass sich die Auswirkungen auf die Umwelt vervielfacht haben.
Seit wann gibt es Umweltzerstörungen durch Kriege?
Bereits im Zeitalter als die Menschen noch mit Feuer jagten, dürfte das Feuer höchstwahrscheinlich auch zur Kriegsführung eingesetzt worden sein. Mit dem Beginn der Landwirtschaft wurde das gezielte Abbrennen von Feldern dann zur Kriegspraxis. In der Moderne entstanden dann nicht nur weitaus größere Heere, sondern auch die Kriegsmethoden weiteten sich stetig aus – was letztlich verheerende Auswirkungen auf die Umwelt mit sich zog.
Französische Revolution und Napoleonische Kriege
Sowohl die Kriege der französischen Revolution als auch die Napoleonischen Kriege schufen erstmals sogenannte „Massenheere“, die hunderttausende Soldaten umfassten. Um solch ein riesiges Heer zu versorgen, musste eine enorme Menge an Rohstoffen zur Verfügung gestellt werden (Eisen, Holz, Salpeter, Pferde, Lebensmittel, Leder etc.). Hierzu wurde der Bergbau, die Rodung der Wälder als auch der Ackerbau intensiviert. Durch die Kriegshandlungen selbst wurden ebenfalls Zerstörungen der Umwelt verursacht. Generell konnte sich die Umwelt jedoch nach diesen Schlachten nach einigen Jahrzehnten wieder erholen.
Industrielle Kriege
Der Amerikanische Bürgerkrieg stellte einen industriellen Krieg dar, der noch größere Folgeschäden für die Umwelt hatte. Beide Kriegsparteien versuchten möglichst viele Rohstoffe zu beschaffen, um Eisenbahnen, Schiffe und Waffen zu bauen. So wurde in Produktionsorten, wie etwa dem kleinen Städtchen Colebrook, fast alle umliegenden Wälder gerodet, um Holzkohle für die Stahlproduktion zu gewinnen. Zusätzlich wurden aus strategischen Gründen die Agrarflächen in den Südstaaten, insbesondere in South Carolina und Georgia, zerstört, um die Nahrungsmittelversorgung zu unterbinden. Diese Umweltkriegsführung wird auch heute noch stark kritisiert. Die Umweltschäden waren zum damaligen Zeitpunkt erheblich und auch wenn die meisten Schäden nach wenigen Jahren repariert waren, so sind z.B. dennoch Jahrzehnte später noch unfruchtbare Böden in den Südstaaten vorhanden gewesen.
Die Weltkriege
Der Erste und Zweite Weltkrieg änderten noch einmal das Aussehen und die Maßstäbe der Kriegsführung. Nicht nur riesige Heere, die zusammengezählt mehrere Millionen Menschen umfassten, prägten diese Kriege, sondern auch die maximale Ausbeutung der Natur.
So verwüstete der Grabenkrieg im Ersten Weltkrieg die Vegetation und Böden. Nicht explodierte Granaten zwischen Lille und Verdun machen dieses 1.200 km-lange Gebiet noch heute unzugänglich. Auch die chemische Kriegsführung wirkte sich negativ auf die Pflanzen und Tiere aus, die keine schützenden Gasmasken tragen konnten. In Belgien und Frankreich wurden die Wälder in höchstem Maße ausgebeutet, um mit dem Holz etwa Schutzräume und Tunneln zu bauen. Der Intensivanbau von Getreide zur Nahrungsmittelproduktion führte in Großbritannien zu Bodenerosionen. In Kanada und den USA wurden Graslandschaften für den Weizenanbau umgepflügt. Dies führte in Nordamerika zur „Dust Bowl“, die mit ihren Sandstürmen zu den größten dortigen Umweltkatastrophen zählt und hunderttausende Familien von ihren Farmen vertrieb.
Im Zuge des Zweiten Weltkrieges waren vor allem Bombenangriffe mitverantwortlich für die massive Umweltzerstörung. Aber auch Belagerungen und Artilleriefeuer trugen hierzu bei, wie etwa in Stalingrad. Vor allem in Städten wurde die Zerstörung besonders sichtbar. So war etwa Warschau 1945 weitgehend zerstört oder ein Großteil Tokios in Brand gesetzt worden. Hiroshima und Nagasaki wurden mittels der Atombombe in Schutt und Asche gelegt.
Der Kalte Krieg und die Stellvertreterkriege
Die USA, die UdSSR, Großbritannien, Frankreich und China legten sich Atomwaffenprogramme zu, die zwar nicht im Krieg genutzt, aber getestet wurden. Zudem kam es zu einigen Atomunfällen beim Bau (z.B. UdSSR). Bis die Radioaktivität in der Natur abgebaut ist dauert es hunderttausende Jahre.
Neben der atomaren Abschreckung war die Zeit durch Stellvertreterkriege geprägt. So kam es beispielsweise insbesondere im Vietnamkrieg zu extremen Umweltzerstörungen. Chemische Entlaubungsstoffe wurden auf über acht Prozent der Waldflächen versprüht. Allein von „Agent Orange“ waren es 45 Millionen Liter. Bis heute leiden Millionen Menschen in Vietnam an den Folgenschäden dieser Chemikalien. Zudem wurden riesige Planierraupen („Rome Plow“) eingesetzt. Insgesamt wurden bis zu 23% der Waldflächen in Vietnam zerstört – das entspricht der Fläche von Israel. Zudem wurden weit mehr Bomben abgeworfen als noch im Zweiten Weltkrieg. Genauer gesagt waren es sechs Millionen Tonnen an Bomben.
Umweltzerstörung nach dem Kalten Krieg
Auch nach dem Ende des Kalten Krieges kommt es immer wieder zu Umweltzerstörungen durch Kriege. Als Beispiel gilt hier etwa auch der Irak-Krieg, wo durch die Bombardierungen, dem Anzünden von Ölanlagen oder dem Einsatz von Uran-Munition die Umwelt zerstört wurde. Uran-Munitionen und Angriffe auf Ölraffinerien und deren natürlichen Quellen verseuchten ebenfalls im Syrien-Krieg den Boden und das Wasser. Auch imUkraine-Krieg sind Umweltzerstörungen festzuhalten.
Doch nicht nur im Kriegsfall selbst führt das Militär zu Umweltzerstörung. Zusammengenommen verursachen die weltweiten Militäreinrichtungen samt Rüstungsindustrie sechs Prozent der CO₂-Emissionen. Diese Zahlen sind allerdings mit Vorsicht zu behandeln, da es von einigen Staaten kaum belastbare Zahlen gibt, zumal militärische Treibhausgasemissionen nicht veröffentlicht oder erhoben werden müssen.
(red) (Stand: Jänner 2025)
Links und Lesetipps
ARD (2022). neuneinhalb kompakt – Krieg und Umwelt (abgerufen am 19.9.2024)
ARTE (2024). Wie wirken sich Kriege auf die Umwelt aus? (abgerufen am 19.9.2024)
ARTE (2023). Wie vergiftet der Krieg die Welt? | Offene Ideen (abgerufen am 19.9.2024)
Auer, Martin (2023). Die zerstörerischen Folgen von Krieg für das Klima (abgerufen am 19.9.2024)
Auer, Martin (2022). Klimafolgen eines Atomkriegs würden den Hungertod für zwei bis fünf Milliarden Menschen bedeuten (abgerufen am 19.9.2024)
Dittmer, Nicole/Stucke, Julius (2017). Umweltzerstörung durch Kriege. Kriegsopfer Umwelt (abgerufen am 19.9.2024)
Kleiner, Sarah (2022). Umweltsünder. Wie sehr Krieg und Rüstung dem Klima schaden (abgerufen am 19.9.2024)
Leitner, Christine (2022). Massive Umweltschäden. Krieg und Klima: Wie militärische Konflikte unseren Planeten belasten (abgerufen am 19.9.2024)
Moegling, Klaus (o.J.). Umwelt, Militär und Krieg (abgerufen am 19.9.2024)
Quellen
Auer, Martin (2023). Die zerstörerischen Folgen von Krieg für das Klima (abgerufen am 19.9.2024)
Auer, Martin (2022). Militärische Emissionen – eine unbekannte Größe. The Military Emissions Gap (abgerufen am 19.9.2024)
Kleiner, Sarah (2022). Umweltsünder. Wie sehr Krieg und Rüstung dem Klima schaden (abgerufen am 19.9.2024)
Leitner, Christine (2022). Massive Umweltschäden. Krieg und Klima: Wie militärische Konflikte unseren Planeten belasten (abgerufen am 19.9.2024)
McNeill, John R. (2021). Umweltzerstörung. In: Cabanes, Bruno (Hrsg.): Eine Geschichte des Krieges. Vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart, Bonn, 117-131.
Moegling, Klaus (o.J.). Umwelt, Militär und Krieg (abgerufen am 19.9.2024)
Bildquelle:
Wikimedia Commons (abgerufen am 19.9.2024)