Als Entlaubungsmittel (Herbizide) werden Pflanzenschutzmittel bezeichnet, die zur Entblätterung und damit zum Absterben der Pflanzen führen. Einst zur Ernteerleichterung z. B. im Tomaten-, Baumwoll- oder Sojaanbau entwickelt, bestand im Zweiten Weltkrieg auf Seiten der USA die Absicht, durch Herbizide die Reisfelder der JapanerInnen zu vernichten, was der Atombombenabwurf und das nachfolgende Kriegsende verhinderte.

Zum Beispiel: Agent Orange in Vietnam

In Vietnam erinnerte das US-Militär sich dieser Taktik wieder, um durch Entlaubungsaktionen mit Herbiziden im Dschungel Nachschubwege des Vietcong bloßzulegen und deren Reisfelder und andere Nahrungsquellen zu zerstören. Insgesamt wurden zwischen 1961 und 1970 zehn Erntevernichtungs- und Herbizide eingesetzt und 3,3 Millionen Hektar Wald und Felder zerstört. Neben etwa 44 Millionen Liter mit insgesamt über 300 Kilogramm Dioxin (TCDD) belasteten Agent Orange (2,4,5-T und 2,4-D) setzten die US-Truppen weitere chlorhaltige Herbizide – insgesamt 72 Millionen Liter – ein: Agent Blue, White, Pink, Green. Dazu kamen noch hochexplosive Munition, Napalm, Minenfelder und andere mechanische Bodenzerstörungen. (Vor allem ehemalige US-Militärstützpunkte sind noch immer extrem dioxinverseucht.)
Das Resultat war: dauerhafte Schädigung von Boden, Nährstoffgleichgewicht, Bewässerungssystemen, Pflanzen, Tieren und wahrscheinlich auch des Klimas in Vietnam und den Nachbarregionen. Bei den BewohnerInnen: genetische und Geburtsschäden (z. B. offener Rücken bei Neugeborenen) und Krankheiten wie Krebs, Diabetes usw. Die Missbildungsrate (100.000 Kinder) ist dreimal so hoch wie in den Nachbarländern.

US-Vietnamveteranen klagten vergeblich die US-Regierung und 26 Pharmakonzerne auf Anerkennung ihrer Leiden und jene der VietnamesInnen. Die Firmen „Dow Chemical“ und „Monsanto“ zahlten nach langwierigen Prozessen bescheidene Entschädigungen – jedoch nicht an VietnamesInnen. Die Regierung Vietnams bat nur um Humanitäre Hilfe. Geldmangel behindert die langwierige Reparatur des Ökosystems.

George Mizo, ursprünglich Freiwilliger in Vietnam, bald Kriegsdienstverweigerer und Mitgründer der „Veterans for Peace“ baute mit seiner deutschen Frau Rosi und vietnamesischen Kriegsopfern in Vietnam das „Dorf der Freundschaft“ für 70 behinderte Kinder und 30 alte Veteranen auf. (Dokumentarfilm „Das Dorf der Freundschaft“, R.: Timo Mugele, Marcus Niehaves, D 2004, 57 Min., ab 14) (mr)

Links und Lesetipps

Wikipedia: Agent Orange

Freundschaftsgesellschaft Vietnam: www.fg-vietnam.de

Dorf der Freundschaft: https://www.dorfderfreundschaft.de/cms/

Quellen

www.umweltlexikon-online.de/fp/archiv/RUBwerkstoffmaterialsubstanz/Entlaubungsmittel.php

Greenpeace Magazin Nr. 4/2000, www.greenpeace.de

Vo Quy: Ökozid in Vietnam … In: A. Fabig/ K. Otte (Hg.): Umwelt, Macht und Medizin. Verlag Winfried Jenior, 2007.

Karl-Rainer Fabig: USA-Vietnam: Betr. Dioxin – eine neue Rechnung. In: www.fg-vietnam.de/VNK/DIOXIN.HTM

Fabig: Agent Orange vor Gericht. www.uni-kassel.de/fb5/frieden/regionen/Vietnam/fabig-fabig.html

veteransforpeaceactions.blogspot.com

www.dorfderfreundschaft.de

(die Links wurden zuletzt am 12.4.2018 abgerufen)