Atomtests

Zum Beispiel: Pazifik

Am 1. Juli 1946 zündeten die USA ihre erste Atombombe mit dem Codenamen „Able“ in Mikronesien auf dem Bikini-Altoll (Marshall-Inseln). Fast genau 20 Jahre später, am 2. Juli 1966, begann die französische Regierung ihre Testreihe auf den Atollen Moruroa und Fangataufa in Französisch-Polynesien. Dorthin musste ausgewichen werden, da das bisherige Testgebiet in der Sahara in Algerien nach der Unabhängigkeit von Frankreich 1962 als Übungsgelände wegfiel. Fast 200 der insgesamt über 300 Atomwaffentests im Pazifik fanden in dem französischen Überseeterritorium statt.

Nachdem die USA bereits in den 1960ern ihre Tests im Pazifik beendet hatten, testete Frankreich bis 1996 weiter. Die 1995 vom neu gewählten Staatspräsidenten Jacques Chirac angeordnete neue Atomtestreihe musste 1996 frühzeitig abgebrochen werden. Weltweit gingen die Menschen auf die Straße, um gegen die Tests zu demonstrieren. Mit einem Boykott französischer Waren wurde der Wirtschaft des Landes Schaden zugefügt.

Die Menschen auf den abgelegenen pazifischen Inseln wurden von den europäischen Mächten nicht über die Gefahren der Atombombentests aufgeklärt. Es wurde sogar in Kauf genommen, dass die BewohnerInnen einiger Inseln schutzlos dem radioaktiven Fallout der Tests ausgesetzt wurden. Aus offiziellen Dokumenten der US-amerikanischen Regierung ging in den 1980er Jahren hervor, dass beispielsweise die BewohnerInnen von Rongelap und anderen Inseln unweit vom Bikini-Atoll entfernt, bei der Explosion der „Bravo“-Bombe gezielt dem Fallout ausgesetzt wurden, um die Wirkung atomarer Bomben auf Menschen zu testen. Die Wasserstoffbombe mit dem Codenamen „Bravo“ wurde am 1. März 1954 gezündet und hatte eine Sprengkraft von ca. 1.300 Hiroshima-Bomben.

Bis heute warten die Opfer der Nukleartests im Pazifik auf die Anerkennung der durch die Tests an ihrer Gesundheit und ihrem Land angerichteten Schäden und auf angemessene Kompensationszahlungen. Viele Menschen erkrankten in der Folge der Tests an Krebs und anderen Krankheiten, die mit den Tests in Verbindung gebracht werden können. Manche Inseln wurden durch die nukleare Verseuchung für immer unbewohnbar. Die Menschen verloren ihre Heimat, ihre kulturellen Wurzeln und ihre wirtschaftliche Unabhängigkeit.

Im Pazifik kämpfen heute Privatpersonen und Organisationen wie „Moruroa e tatou“ in Französisch-Polynesien um Gerechtigkeit und Anerkennung. Das Pazifik-Netzwerk setzt sich seit über 20 Jahren mit dem Thema Atombombentests im Pazifik auseinander und betreibt Lobby- und Aufklärungsarbeit. (mr)

Links und Lesetipps

Literatur, Medien: www.pazifik-infostelle.org/aktivitaeten/96598.html

Peoples’ Charter for a Nuclear Free and Independent Pacific/ NFIP, Vanuatu, 1983

www.ippnw.de

www.reachingcriticalwill.org

Quelle

Katja Göbel, Pazifik-Informationsstelle, D, 2.7.2007, (Red. Matthias Reichl), www.pazifik-infostelle.org/aktivitaeten/atom/590631.html

(alle Links wurden zuletzt am 12.4.2018 abgerufen)