Presse- und Meinungsfreiheit in Syrien

Anfang 2018 befand sich Syrien auf Platz 177 der Rangliste der Pressefreiheit – einzig Eritrea, Turkmenistan und Nordkorea waren  für JournalistInnen  gefährlicher. 2017 sowie das Vorjahr war es das Land, in dem die meisten Medienschaffenden getötet wurden. Zensur, Überwachung und willkürliche Festnahmen werden als Mittel missbraucht um jede unabhängige Berichterstattung zu vermeiden.

Der syrische Präsident Bashar al-Assad bekundete 2011, wenige Monate nach den ersten Aufständen in Syrien, in einer Rede auf der Universität in Damaskus seine abschätzige Einstellung gegenüber der Pressefreiheit. Publik verkündete er, dass er die Medien als Bedrohung empfinde und unabhängigen Journalismus als Verbrechen einschätze.

Zaina Erhaim

Die 2015 von Reporter ohne Grenzen zur Journalistin des Jahres gekürte Syrerin Zaina Erhaim gab ihren Job bei der BBC auf um in ihr Heimatland zurückzukehren.  Auf die Frage hin, wie man denn aktuell überhaupt noch Zugriff auf verlässliche Informationen über die Situation in ihrem Heimatland habe nennt sie die Zeitung „Inab Baladi“ sowie „Syria Stories“, ein Projekt des Institute for War and Peace Reporting. Auch Zaina Erhaim sah sich schließlich dazu gezwungen Syrien zu verlassen, da sie bei so gut wie allen Kriegsparteien unter Beschuss stand und somit ernsthaft bedroht war.

Die Entführungen begannen sich laut dem Notfall-Leiter von Human Rights Watch Peter Bouckaert  zu dem Zeitpunkt als die Kämpfe in Aleppo ausbrachen zu vermehren, was schließlich zu einer weiteren Ausbreitung dieser auf viele Teile Syriens führte.

Das hohe Risiko einer Entführung und die Aussicht daraufhin in eine schleppende Rettungsaktion verwickelt zu sein zwingt jene JournalistInnen, die über den Bürgerkrieg objektiv Bericht erstatten möchten, dazu es zu überdenken und infrage zu stellen. Tagtäglich erfährt man als Insider von Verschleppungsaktionen von Medienschaffenden, wobei besonders lokale Aktivisten sowie oppositionelle JournalistInnen betroffen sind. Als Verantwortliche verdächtigt werden hauptsächlich die syrische Regierung sowie der sogenannte Islamische Staat, da die Häufung der Entführungen simultan mit dem außergewöhnlichen Anstieg der Macht  von diesem stattfand.

Wenngleich es gegen jeden journalistischen Instinkt spricht wird das Verschwinden der Menschen oftmals zugunsten ihrer eigenen Sicherheit unter Verschluss gehalten. Robert Young Pelton, der Autor des Blogs „Somalia Report“ kritisiert dieses Verhalten vehement: „Es gibt weder einen Beweis dafür, dass Zensur eine Freilassung beschleunigt, noch gibt es einen Beweis dafür, dass Opfern durch eine akkurate Informationsweitergabe Schaden zugefügt wird … Bislang hat Zensur immer nur eine Menge unternehmerischer Inkompetenzen und Händeringen verdeckt.“  Doch was die Frage der moralischen Richtigkeit in diesem Dilemma betrifft, scheiden sich die Gemüter. Worin alle unabhängigen Medienleute übereinstimmen, ist die grundsätzliche Wichtigkeit von Berichten über den Krieg.

Leider stagniert die Berichterstattung in Syrien momentan aufgrund der zahlreichen Risiken, die damit verbunden sind, doch es ist nahezu unmöglich sich bei dem Gedanken behaglich zu fühlen, dass über das Leid der Menschen nicht berichtet wird, wenn man es hautnah miterlebt.

Quellen:

https://www.alaraby.co.uk/english/comment/2017/5/3/syrias-citizen-journalists-on-the-frontline-of-press-freedom

https://www.reporter-ohne-grenzen.de/syrien/

http://www.message-online.com/fuer-mich-ist-syrien-mehr-als-krieg/

http://www.rog.at/wp-content/uploads/2017/12/Jahresbilanz-der-Pressefreiheit-2017.pdf

https://www.vice.com/de_at/article/5g4m4z/in-syrien-werden-immer-mehr-journalisten-entfhrt

Links und Lesetipps:

http://english.enabbaladi.net/

https://syriastories.net/

Zaina Erhaim über ihre Arbeit (Video)

der amerikanische Journalist Richard Engel über seine Entführung (Video)

Film von Zaina Erhaim über Aktivismus von Frauen in Syrien