Prostitution
Prostitution (lateinisch pro stituere = zur Schau stellen) – besonders im Sinne von Zwangsprostitution und Menschenhandel – ist Teil und Folge von Kriegen. Sexualisierte Gewalt und andere Formen von seelischer und körperlicher Ausbeutung stehen an der grausamen Tagesordnung von Kriegen.
Für Geschäftsleute ist Prostitution, in Ländern deren Volkswirtschaft aufgrund von kriegerischen Konflikten sehr schwach ist, vor allem ein lukratives Geschäft. Für junge Frauen in Kriegsgebieten bedeutet es meist die einzige Möglichkeit sich und ihre Familie ernähren zu können.
Menschenhandel und Prostitution
Weltweit ist der Handel mit Menschen (engl.: human trafficking) der am stärksten wachsende, kriminelle Handelszweig. Besonders in Kriegsgebieten und Ländern, die dabei sind, sich vom Krieg zu erholen – wie beispielsweise dem Kosovo – ist das grausame „Geschäft“ mit Menschen riesig. Ein Großteil der Menschen die „gehandelt“ werden, sind Frauen und Mädchen, die von ihren Händler und Schleppern zu Sexarbeit gezwungen werden (engl.: sex trafficking). Eine der häufigsten Gründe warum viele Menschen hohe Summen an Schlepper bezahlen, die ihnen gute Jobs versprechen, ist die Perspektivenlosigkeit im eigenen Land, die Gewalterfahrungen in der eigenen Familie und die geringen Möglichkeiten legal im Ausland zu arbeiten.
Kinderprostitution
Nach Schätzungen von UNICEF arbeiten werden weltweit mehr als eine Million Kinder in der Prostitution.
„Es sind seriöse Geschäftsleute und biedere Familienväter, die Kinder sexuell ausbeuten. Es geschieht in Hotels, Bordellen und durch die Produktion von Kinderpornographie. Kinder, die sexueller Ausbeutung ausgesetzt sind, erleiden Schäden in ihrer körperlichen und seelischen Entwicklung. Schäden, die nur schwer wieder gutzumachen sind. Außerdem sind sie der Gefahr der Infektion mit Geschlechtskrankheiten und HIV/AIDS ausgesetzt. Darüber hinaus hat sich in vielen Ländern ein Kinderhandel zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung entwickelt.“ (Terre des hommes)
Besonders in Kriegsgebieten sind Kinder in großer Gefahr, zur Kinderprostitution gezwungen zu werden. Es geht dabei ums Überleben.
Safia, ein Mädchen aus dem Irak, das auf sich allein gestellt war, arbeitete als Prostituierte um zu überleben. Auf die Frage warum sie sich weiterhin den großen Gefahren der Prostitution aussetzt, antwortet sie: „Ich möchte leben, fühlen, essen: wie andere Mädchen auch. (…) Manchmal hoffe ich zu sterben und in den Himmel zu kommen wo es kein Hunger, keine Angst und keine schlechten Menschen gibt“ (Übersetzung der Autorin, im Original: „I want to live; to feel; to eat: just like other girls. „Sometimes I hope to die and go up to heaven where there is no hunger, no fear and no bad people“; siehe Warchild, 2007).
Am Beispiel: Balkan
In den letzten Jahren wurden auf dem Balkan Tausende von Frauen und Mädchen, mindestens zehn Prozent von ihnen Minderjährige, auf dem illegalen Markt des Menschenhandels „gehandelt“. Die meisten stammen aus Albanien, Moldawien, Rumänien und Bulgarien. Dabei geht es nicht nur um Zwangsprostitution. Diesen Frauen und Mädchen werden von ihren Schleppern die Pässe abgenommen und sie werden gezwungen, Teile ihrer Einnahmen aus der Prostitution an ihre Händler abzugeben. Häufig werden sie auch von ihren Händlern sexuell missbraucht, der damit Macht und Dominanz gewaltsam demonstriert.
Menschenrechts-Organisationen sehen einen Zusammenhang zwischen langzeitstationierten, internationalen Arbeitern (z.B. NATO und UN Soldaten) in Regionen nach kriegerischen Konflikten und der Zunahme von „gehandelten“ Mädchen und Frauen. Dies ist am Balkan besonders in Bosnien und im Kosovo aufgetreten. Diese Menschenrechtsverletzungen sind darüber hinaus problematisch, da die kriminellen Netwerke, die mit Menschen handeln, meist auch mit Drogen und Waffen handeln.
Die UN hat darauf mit einer zero tolerance Haltung geantwortet. Das bedeutet, dass Maßnahmen zur Untersuchung dieser Vorfälle veranlasst wurden und eine klare „Null-Akzeptanz“ Haltung kommuniziert wurde. Außerdem werden mit Umsetzung der UN Resolution 1325 mehr Frauen in Friedensmissionen einbezogen. Ihre Rolle in der Prävention und Intervention von Konflikten, insbesondere auch zu Fragen von Prävention und Eindämmung von Gewalt an Frauen und Mädchen kann nicht groß genug eingeschätzt werden.
In ihrem Buch über Frauen, Krieg und Frieden berichten Elisabeth Rehn und Ellen Johnson Sirleaf von einer jungen Frau mit dem Namen Vezna. Sie wurde durch UN peacekeepers von einem Menschenhändler befreit, der sie als Sexsklavin im Kosovo eingesperrt hatte.
Links, Lese- und Filmtipps
Linda Polman (2005): Serbien und Montenegro/Kosovo. Mit Haut und Haaren. In: amnesty journal, März 2005. (Amnesty International)
http://frauenrechte.de/ (Terre des Femmes, Menschenrechte für Frauen)
http://www.kok-buero.de/ (Koordinierungskreis gegen Frauenhandel und Gewalt an Frauen im Migrationsprozess)
DVD: Trade, Willkommen in Amerika. Regie Marco Kreuzpaintner. USA/Deutschland. 2007.
(die Links wurden zuletzt am 16.4.2018 abgerufen)
Quellen
Sarah E. Mendelson (2005): Barracks and Brothels, Peacekeepers and Human Trafficking. Washington D.C: CSIS Press
Elisabeth Rehn und Ellen Johnson Sirleaf (2002): Women, War and Peace: The Independent Experts‘ Assessment on the Impact of Armed Conflict on Women and Women’s Role in Peace-Building. New York: UNIFEM.
Linda Polman (2005): Serbien und Montenegro/Kosovo. Mit Haut und Haaren. In: amnesty journal, März 2005. (Amnesty International)
UNICEF, UNOHCHR und OSCE (2005): Trafficking in Human Beings in Southeastern Europe: Focus on Prevention in Albania, Bosnia and Herzegovina, Croatia, FYR Macedonia, Moldova, Romania, Serbia and Montenegro, The UN Administered Province of Kosovo. New York: UNDP, verfügbar unterhttp://www.unicef.org/ceecis/Trafficking.Report.2005.pdf (Link nicht mehr funktionstüchtig).
Warchild (2007): Saifa’s Story, verfügbar unter www.warchild.org.uk/node/138/ (abgerufen am 16.4.2018)
Bildquelle: Womens’s News on Flickr, verfügbar unter http://www.flickr.com/photos/wenews/4113159353/(abgerufen am 16.4.208)