Boat People
Der Begriff der „Boat People“ entstand vor etwa 45 Jahren während des Vietnamkriegs. Heute bezeichnet er in erster Linie jene Menschen, welche in kleinen Booten versuchen, aus afrikanischen Staaten nach Europa zu gelangen.
Am Beispiel: Flüchtlinge zwischen Nordafrika und der EU
Im Sommer 2001 wurde in einer spanischen Tageszeitung ein Foto veröffentlich, dass UrlauberInnen zeigte, die sich am Strand neben der angeschwemmten Leiche eines Marokkaners sonnten. Dies kann – betrachtet man allein die nüchternen Zahlen – kein Einzelfall gewesen sein, schwemmt es doch jährlich zwischen 600 und 1.000 Leichen an Spaniens Küste an.
Die Europäische Union wendet jährlich große Summen auf, um die Grenzeinheiten der MittelmeeranrainerInnen bei ihrer Suche nach „illegalen EinwandererInnen“ zu unterstützen. Diese Menschen versuchen – zumeist in klapprigen Booten – über die schmalen Meerengen zu kommen. Diese werden jedoch zunehmend stärker überwacht, weshalb die Strecken, welche in den kleinen und meist überfüllten Booten zurückgelegt werden müssen, immer länger werden. Die Reise wird immer gefährlicher und die Zahl der Toten steigt immer weiter.
Jene Flüchtlinge, denen es tatsächlich gelingt, spanischen Boden zu betreten, erwartet eine Zukunft, die scheinbar alle vorangegangen Strapazen und Risiken wert gewesen ist. Zwar leben sie in ständiger Angst, abgeschoben zu werden und müssen in der Regel für Hungerlöhne als illegale Arbeitskräfte arbeiten, doch ist das Geld, welches sie auf diese Art verdienen, noch immer mehr als ihre Heimat ihnen je bieten könnte.
Doch nicht nur über den Seeweg versuchen Flüchtlinge nach Europa zu kommen. In Nordafrika existieren zwei kleine spanische Enklaven: Ceuta und Melilla, beide bieten attraktive Anlaufziele für Flüchtlinge, vor allem aus dem Subsaharischen Raum. Auch hier werden die Zäune immer höher, die Scheinwerfer immer mehr und das elektronische Überwachungssystem immer lückenloser, die Kontrollen immer aufwändiger und teurer.
An den menschlichen Tragödien, welche sich tagtäglich fast vor unserer Haustür abspielen, ändert dies jedoch nichts. (red)
Quellen, Links und Lesetipps
Corinna Milborn. Gestürmte Festung Europa. Einwanderung zwischen Stacheldraht und Ghetto. Das Schwarzbuch. Graz: Styria, 2006
(Links zuletzt abgerufen am 17.1.2018)