Binnenflüchtlinge (IDP)

Als „IDP“ (internally displaced persons) bezeichnet man Flüchtlinge, die innerhalb der Grenzen ihres eigenen Landes auf der Flucht sind. Meistens sind die Gründe dafür Bürgerkriege und die damit einhergehenden Vertreibungen Einzelner, oft handelt sich aber auch um ganze Völker, die als Binnenflüchtlinge ihr Dasein fristen müssen. Die Vereinten Nationen schätzen, dass weltweit etwa 25 Millionen Menschen als IDPs auf der Flucht sind.

Am Beispiel: Burma

In Burma (Myanmar) ist auf besonders tragische Weise erkennbar, unter welchen Bedingungen Binnenflüchtlinge leben. In dem südostasiatischen Vielvölkerstaat hält sich seit 1962 ein brutales Militärregime an der Macht. Die Einheiten der Regierung gehen seitdem unaufhörlich gegen die Minderheiten in Burma vor. Wegen der von ihnen ausgehenden Gewalt sind mittlerweile über zwei Millionen Menschen innerhalb Burmas zur Flucht gezwungen. Besonders betroffen sind hier Angehörige der Shan, Karenni und Karen im Osten des Landes in den Grenzgebieten zu Thailand.

Die Regierungstruppen kommen in ihre Dörfer und brennen diese nieder, plündern, morden und vergewaltigen Frauen. Ganze Landstriche im Osten Burmas wurden von der Regierung als „Free-Fire-Zones“ deklariert – also Gebiete, in denen die Truppen auf alles feuern, was sich bewegt. Die, die rechtzeitig vor diesem Wahnsinn flüchten können, sind dann oft viele Monate in unzugänglichen Dschungelgebieten unterwegs, um sich zu verstecken. Oft wird diese Flucht auch zum Dauerzustand. Sie hausen dann in einfachen und improvisierten Hütten, leben von ihrer Feldarbeit und der Jagd. In solchen „Not-Dörfern“ gibt es – im Gegensatz zu „ordentlichen“ Flüchtlingslagern – keine Schulen und keine medizinische Versorgung, sieht man von den RucksacksanitäterInnen ab, die auf versteckten Pfaden zu diesen verwahrlosten und verlassenen Menschen vordringen. Keine der großen Hilfsorganisationen kümmert sich um sie, denn es ist ihnen nicht erlaubt, offiziell in Burma tätig zu sein. Daher können diese internationalen Organisationen kaum wirksam helfen, da dies nur unter Gefährdung der MitarbeiterInnen möglich wäre. Für die Betroffenen stellt dies ein großes Problem dar – können doch so einfache Krankheiten wie Fieber zur Lebensbedrohung werden. Besonders Kinder und alte Menschen erliegen oft diesen Strapazen ständiger Flucht. Die Hilfsorganisation „Helfen ohne Grenzen“ versucht, trotz der ständigen Bedrohung durch die Militärs, HelferInnen zu solchen Binnenflüchtlingen zu schleusen, um sie wenigstens mit dem Nötigsten zu versorgen. Dies geschieht mithilfe ortskundiger Einheimischer, die die HelferInnen oft auf tagelangen Fußmärschen auf schmalen Dschungelpfaden zu den IDPs lotsen.

Die IDPs sind ständig bereit zum Aufbruch, um bei den regelmäßigen Heimsuchungen durch die burmesische Armee samt Vieh, Sack und Pack tiefer in den Dschungel zu fliehen. Gelingt ihnen dies nicht, weil die Vorwarnung durch eigene SpäherInnen nicht rechtzeitig erfolgte, dann sind sie erneut Opfer von Gewalt, Folter, Erschießungen und Vergewaltigung. Nach ihrer Rückkehr finden sie oft auch ihre „neuen“ Dörfer gebrandschatzt, geplündert und oft mit Minen in den Reisfeldern wieder. Die Menschen vegetieren dahin – in der Hoffnung auf ein besseres Leben in einem befreiten Burma. Wenn es gar nicht mehr geht, fliehen sie über die Grenze nach Thailand.

Doch auch dies ist nicht ohne Weiteres machbar. Die thailändischen Behörden können dem ständigen Flüchtlingsstrom aus Burma oft nichts anderes entgegensetzen, als die Menschen wieder zurückzuschicken. Dann sind sie wieder Gefangene im eigenen Land. (dd)

Links und Lesetipps

www.helfenohnegrenzen.org

www.sozialwiss.uni-hamburg.de/publish/Ipw/Akuf/kriege/287ak_myanmar.htm

Wikipedia: Interne Vertreibung

www.burmalibrary.org

www.idpaction.org

(die Links wurden zuletzt am 16.4.2018 abgerufen)