Der Noricum-Skandal

Noricum ist ein Tochterunternehmen der verstaatlichten Voest (Vereinigte Österreichische Eisen- und Stahlwerke AG) in Liezen, Steiermark. Diese Firma produzierte 1980 aufgrund seiner schlechten wirtschaftlichen Lage Kanonen, die 45 Kilometer schießen konnten. Deshalb auch der Name der Kanone: GHN-45 (Gun Howitzer Noricum).  

Österreich darf aber solche Waffen gar nicht besitzen, weshalb die SprecherInnen der Firma betonten, dass die Kanone ausschließlich für den Waffenexport bestimmt sei. Doch damit stand Noricum schon vor dem zweiten Hindernis, denn nur Krieg führende Staaten benötigten so eine Waffe – und das österreichische Kriegsmaterialgesetz verbot den Waffenexport in ein Kriegs führendes Land.  

Sehr interessiert an diesem höchst tödlichen Produkt waren der Irak und Iran, die zu dieser Zeit gerade einen Krieg gegeneinander führten, der insgesamt 800.000 Menschenleben forderte. Der Verkauf der GHN-45 an diese beiden Länder sollte mehrere Milliarden Schilling einbringen und beschäftigte außerdem 1.600 ArbeiterInnen in Liezen – ein Argument, das überzeugte. Mittels ScheinadressatInnen wie Jordanien und Libyen wurden die Truppen im Irak und Iran beliefert. Bis 1986 versorgte das Voest-Unternehmen die beiden Kriegsländer mit Waffen und Munition, obwohl schon öfter der Verdacht aufgekommen war, dass der Waffenexport nicht ganz legal über die Bühne ginge. Am 30.August 1985 gelang es den Reportern Burkhart List und Otto Grüner, diesen Verdacht zu bestätigen.

Das Ergebnis der anschließenden Verhandlungen waren bedingte Haftstrafen für 14 ManagerInnen der Voest sowie Anklagen an den Ex-Bundeskanzler Fred Sinowatz und die ehemaligen Minister Karl Blecha und Leopold Gratz. Alle drei Politiker wurden freigesprochen.   (red)

Quellen, Links und Lesetipps 

rpoth.at/pastwork/kleinwaffen (Abgerufen am 21.12.17)

Die Presse, 9.12.2006: Die Super-Kanone aus Liezen (Abgerufen am 21.12.17)

Die Presse, 3.8.2007: Vor 20 Jahren: Apfalters Herz versagte rechtzeitig (Abgerufen am 21.12.17)