SoldatInnen

SoldatInnen (Sold: Bezahlung für Kriegsdienste) sind die bewaffneten Angehörigen des Militärs eines Staates. SoldatInnen sollen die Souveränität (Unabhängigkeit, Selbstbestimmtheit) eines Staates verteidigen.

Aufgaben

SoldatInnen sind dazu ausgebildet, einen Staat im Angriffsfall mit Waffengewalt zu verteidigen, was das Töten von feindlichen Kombattanten (bewaffnete Personen, die an den Kriegshandlungen teilnehmen) miteinschließt. Die Ausbildung von SoldatInnen ist auf Disziplinierung, Gehorsam und den Abbau von Tötungshemmungen ausgerichtet.

Neben der eigentlichen Aufgabe – der Verteidigung im Angriffsfall – dienen SoldatInnen oft auch dazu, die Interessen eines Staates mit Waffengewalt durchzusetzen. So steht in den Verteidigungspolitischen Richtlinien der deutschen Bundeswehr (1992) geschrieben „Aufgabe der Bundeswehr ist die Aufrechterhaltung des freien Welthandels und des ungehinderten Zugangs zu Märkten und Rohstoffen in aller Welt.“

Rekrutierung

In Ländern mit allgemeiner Wehrpflicht werden alle (männlichen) Staatsbürger zum Wehrdienst (in Österreich 6 Monate) oder Wehrersatzdienst (in Österreich 9 Monate) rekrutiert. In Ländern mit Berufsarmeen werden neue SoldatInnen mit sehr offensiven Mitteln angeworben.

In Großbritannien suggerieren Plakatkampagnen und Werbespots in Text („Travel, action, adventure? Join the Army now!“)  und Bild (gutaussehende, unerschütterliche Helden vor abenteuerlicher Kulisse) die Attraktivität des SoldatInnenberufes (British Army Recruitment TV Ad). Sogar an Grundschulen wird für den Eintritt in die Armee geworben. Die Begründung: „Armed forces careers must compete against other potential employers in a competitive environment.“ [http://uk.reuters.com/article/domesticNews/idUKL072458220080107?pageNumber=1&virtualBrandChannel=0)] 

Immer öfter werden auch Computersimulationen für die Werbung und Neurekrutierung junger Erwachsener eingesetzt. Gezielt wird dabei auf Emotionen, Kognitionen und Verhalten Einfluss genommen. So werden zum Beispiel auf einer Homepage der US-Army kostenlose Ego-Shooter-Spiele als Mittel für die Rekrutierung neuer SoldatInnen für die amerikanische Armee zum Download angeboten.    

Befehlsgewalt

Menschen, die den Krieg vorbereiten und anordnen, sind in der Regel nicht diejenigen, die ihn auch ausführen und umgekehrt. Kriegshandlungen (auch das Töten von Menschen) und die Verantwortung für Kriegshandlungen werden nach unten delegiert. SoldatInnen sind in eine streng hierarchische Struktur eingebunden. Ihre Stellung und Befugnisse innerhalb des Militärs sind durch Dienstgrade geregelt. SoldatInnen mit einem niedrigen Dienstgrad unterstehen dem Kommando eines/r höher gestellten SoldatIn (wie zum Beispiel UnteroffizierInnen oder OffizierInnen). Einfache SoldatInnen haben in der Regel keine Befehlsgewalt. Sie führen Befehle aus.

Gehorsam

Zentrale Elemente in der Ausbildung von SoldatInnen sind Disziplin und Gehorsam. Unter „Gehorsamsprinzip“ versteht man den Zwang, Teil einer Befehlshierarchie zu sein, die es – im Dienste der Aufrechterhaltung einer Gruppeninteresses – dem Einzelnen unmöglich macht, freie und eigene Entscheidungen zu treffen. Dieses Prinzip kommt in militärischen Zusammenhängen zur Geltung und kann im Kriegsfall dazu führen, zum Töten von Menschen gezwungen zu werden.

Elias Canetti hat die Tendenz zur Entmenschlichung durch das Gehorsamsprinzip drastisch bechrieben: „Es ist bekannt, dass Menschen, die unter Befehl handeln, der furchtbarsten Taten fähig sind. Wenn die Befehlsquelle verschüttet ist und man sie zwingt, auf ihre Tat zurückzublicken, erkennen sie sich selbst nicht. (…) Sie suchen nach den Spuren ihrer Tat und können sie nicht finden. Man staunt, wie unberührt sie von ihr geblieben sind. Die Tat ist nicht in sie eingegangen. Es sind Menschen, die sonst sehr wohl dazu imstande sind, ihre Handlungen abzuschätzen. Sie würden sich schämen, ein unbekanntes und wehrloses Geschöpf, das sie nicht herausgefordert hat, umzubringen. Mancher, der sie aus täglichem Umgang intim kennt, wäre bereit, einen Eid darauf abzulegen, dass man sie zu Unrecht beschuldigt. Wenn dann die lange Reihe der Zeugen aufmarschiert, der Opfer, die sehr wohl wissen, wovon sie reden, wenn einer nach dem anderen den Täter erkennt und ihm jede Einzelheit seines Verhaltens ins Gedächtnis zurückruft, da wird jeder Zweifel absurd und man steht vor einem unauflöslichen Rätsel.“   

Gehorsamsverweigerung wird in der Regel drastisch sanktioniert. Gleichzeitig anerkennen auch Militärgesetze – mit Ausnahmen wie etwa der Deutschen Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg –  das Recht bzw. die Pflicht zum Ungehorsam in Bezug auf die Ausführung unmenschlicher Handlungen.

Rechte im Krieg

Die SoldatInnen beider Kriegsparteien müssen zwischen Zivilbevölkerung und zivilen Objekten einerseits und Militär und militärischen Einrichtungen andererseits unterscheiden. Weder die Zivilbevölkerung als Ganzes noch einzelne ZivilistInnen dürfen angegriffen werden. Angriffe sind nur gegen militärische Ziele oder Personen erlaubt, die an den Kampfhandlungen teilnehmen. Die militärische Führung muss Kampfmethoden und Mittel so wählen, dass unnötiges Leid und unnötige Verluste verhindert werden.

Diesen im Völkerrecht verankerten Rechten stehen die Erfahrungen aus der Praxis gegenüber: Die Ausbildung von SoldatInnen zu Disziplin, Gehorsam und zum Töten von Menschen bereitet den Boden für die Verletzung der Rechte im Krieg auf. SoldatInnen werden dazu angehalten, ihre zivilgesellschaftlichen Werte, ihre Moralvorstellungen und Gefühle den Interessen der Gruppe unterzuordnen bzw. auszuschalten.(red)

Quellen und Links

Elias Canetti (1960): Masse und Macht. Düsseldorf: Claasen.

Dietmar Herz (2007): Die Amerikaner im Krieg. Bericht aus dem Irak im vierten Kriegsjahr. München: Beck.

www.americasarmy.com

Wikipedia: Soldat. Bearbeitungsstand: 22.04. 2010, 19:22 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Soldat&oldid=73488004 (Abgerufen am 30.11.2017)

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