Militär

Unter dem Begriff „Militär“ versteht man die bewaffneten Streitkräfte eines Staates. Sie dienen der Verteidigung gegen einen Angriff von außen oder der Durchführung eines Angriffes nach außen. Außerdem bezeichnet man Einzelpersonen (in der Regel hohe Offiziere) als Militärs. Wesentliches Merkmal des Militärs zur Unterscheidung von der Zivilbevölkerung ist die Bewaffnung und Uniformierung. Weitere Charakteristika sind die hierarchische Struktur und die Bedeutung von Gehorsam, Disziplin und Drill. 

Aufgaben

Es wird zwischen der Rolle des Militärs und der der innerstaatlichen Sicherheitskräfte (Polizei) unterschieden. Im Gegensatz zur Polizei besteht die Rolle des Militärs in einer Auseinandersetzung mit einem Gegner von außen. Das Militär ist in der Regel dem Verteidigungsressort unterstellt, während die Polizei dem Innenministerium zugeordnet ist.

In vielen Staaten sind diese beiden Funktionen jedoch nicht klar voneinander getrennt: Das Militär übernimmt auch innenpolitische Aufgaben und kann der Repression (Unterdrückung) dienen und umgekehrt.

Hierarchische Struktur

Das Militär ist in seinem Aufbau stark hierarchisch geprägt. Gehorsam und Disziplin sind zentrale Elemente der militärischen Struktur. Die Stellung und Befugnisse eines/r SoldatIn innerhalb des Militärs sind durch Dienstgrade geregelt. SoldatInnen mit einem niedrigen Dienstgrad unterstehen dem Kommando eines/r höher gestellten SoldatIn (wie zum Beispiel UnteroffizierInnen oder OffizierInnen). Die Befehlsgewalt obliegt Personen mit höheren Dienstgraden, während Personen mit niedrigeren Dienstgraden deren Befehle auszuführen haben.

Militär und Technik

In der allgemeinen technischen Entwicklung hat das Militär eine Vorreiterrolle. So wurden zum Beispiel das Internet und GPS ursprünglich für militärische Zwecke entwickelt und anfangs nur vom Militär genutzt. Medien und Medientechnologien sind in die Prozesse der Kriegsführung integriert. Moderne Waffensysteme bedienen sich beispielsweise kommunikationstechnischer Errungenschaften.

Wehrpflicht vs. Berufsarmee

Als Wehrpflicht bezeichnet man die Pflicht eines Bürgers, für einen gewissen Zeitraum beim Militär des Staates zu dienen. In Ländern mit allgemeiner Wehrpflicht werden alle (männlichen) Staatsbürger zum Wehrdienst (in Österreich 6 Monate) oder Wehrersatzdienst (in Österreich 9 Monate) rekrutiert.

Seit Ende des Kalten Krieges stellen immer mehr Länder ihre Armeen von Wehrpflicht- auf sogenannte Freiwilligen- oder Berufsarmeen um. Heute haben 23 von 28 NATO-Staaten eine Berufsarmee oder planen diese einzuführen. Auch 21 EU-Staaten haben ihre Armeen bereits auf Berufsarmeen umgestellt: Belgien, Bulgarien, Dänemark, Frankreich, Großbritannien, Irland, Italien, Lettland, Litauen, Luxemburg, Malta, Niederlande, Polen, Portugal, Rumänien, Schweden, Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechien, Ungarn.

In nur sechs EU-Mitgliedsländern besteht nach wie vor die Wehrpflicht: in Deutschland, Estland, Österreich, Finnland, Griechenland und Zypern.

Argumente gegen Wehrpflicht

  • Wehrpflicht stellt einen Eingriff in die Freiheit des Einzelnen dar. Sie ist ein Zwangsdienst und muss abgeschafft werden.
  • Die sogenannte allgemeine Wehrpflicht erstreckt sich in den meisten Ländern nur auf die männlichen Staatsbürger und ist damit diskriminierend.
  • Wehrpflicht muss sicherheitspolitisch begründet sein. Durch den Wegfall der unmittelbaren äußeren Bedrohung gibt es keine sicherheitspolitische Begründung mehr.
  • Die finanziellen Kosten sind (im Verhältnis zur Effizienz) zu hoch.

Argumente gegen Berufsarmeen

  • Während die Wehrpflicht defensiven Charakter hat, kann mit der Professionalisierung des Militärs eine zunehmende Militarisierung des Staates einhergehen.
  • Die Hemmschwelle vor dem Einsatz der Armee sinkt, weil die betroffenen Soldaten freiwillig bei der Armee sind und damit mit geringerem Widerstand aus der Bevölkerung gerechnet werden kann.
  • Finanzielle Anreize, der freie Zugang zu Gesundsheitsversorgung und Bildung sind zentrale Elemente der Rekrutierung von BerufssoldatInnen. Für sozial und wirtschaftlich schlechter Gestellte sind die Anreize, zur Armee zu gehen, höher. Die „Freiwilligkeit“  ist damit nur bedingt gegeben, weil viele benachteiligte junge Menschen außerhalb der Armee keine Zukunftschancen für sich sehen.
  • Der Beruf der SoldatIn muss gegenüber zivilen Berufen attraktiv gestaltet und präsentiert werden. In Ländern mit Berufsarmeen werden neue SoldatInnen mit offensiven Mitteln angeworben. (red)

Quellen

Wilfried von Bredow (2008): Militär und Demokratie in Deutschland. Eine Einführung. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften.

Gerald Oberansmayr (2004): Auf dem Weg zur Supermacht. Die Militarisierung der Europäischen Union. o.O.: Promedia.

Eckardt Opitz (1994): Allgemeine Wehrpflicht. Geschichte, Probleme, Perspektiven. Bremen: Edition Temmen.

Bildquelle: pexels.com (abgerufen am 20.1.2021)