Entwicklungszusammenarbeit
Am Beispiel:
Entwicklungszusammenarbeit (früher: Entwicklungshilfe) ist das gemeinsame Bestreben von Entwicklungs- und Industrieländern, globalen Unterschieden in der sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung und in den Lebensbedingungen der Menschen entgegenzuwirken.
Der Begriff Entwicklung ist nicht wertneutral, sondern normativ. Er ist abhängig von den Wertvorstellungen eines Individuums oder Kollektivs. In der Geschichte der internationalen Entwicklungspolitik durchlief der Begriff „Entwicklung“ verschiedene Stadien: von einer rein quantitativen Definition bis hin zur qualitativen Auslegung.
Geschichte
Die internationale Entwicklungspolitik, die in den 1950er Jahren ihren Ausgang nahm, war bestimmt von einem Top-Down-Approach: Von den Industrieländern wurden einseitige Entwicklungsprogramme ohne die Einbeziehung der Betroffenen verordnet. Das wirtschaftliche Wachstum stand im Mittelpunkt der finanziellen Hilfen, soziale Entwicklung wurde vernachlässigt.
Zu Beginn der 1960-er Jahre wurde der Begriff um eine Komponente erweitert: Entwicklung wurde als Wachstum und Wandel definiert. Die einseitige Abhängigkeit der Entwicklungsländer von den Hilfen der Geberländer wurde in den sogenannten Dependenztheorien zum ersten Mal kritisiert: Um die Struktur eines Landes zu verändern, brauche es ein gewisses Maß an nationaler Unabhängigkeit. In der Folge wurde der Entwicklungsbegriff als Wachstum, Wandel und Unabhängigkeit definiert.
Anfang der 1970er wurden schließlich qualitative Aspekte von Entwicklung in den Vordergrund gerückt: die Grundbedürfnisse der Menschen, soziale Gerechtigkeit und politische Partizipation wurden zu erklärten Zielen der Entwicklungshilfe. In der Folge rückten auch die kulturellen Werte und Traditionen der Entwicklungsländer und die Umweltverträglichkeit der Entwicklung in den Vordergrund.
Das Konzept der nachhaltigen Entwicklung (sustainable development), das Mitte der 1980er Jahre entstand, betont die Zukunftsfähigkeit von Entwicklung und den Schutz der Lebensgrundlagen der Menschen. Das sogenannte Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit beinhaltet folgende Komponenten: die ökologische, die soziale und die ökonomische Nachhaltigkeit. Die partnerschaftlich orientierte Entwicklungszusammenarbeit ersetzte den Begriff der Entwicklungshilfe.
Entwicklungszusammenarbeit heute
0,51 Prozent ihres Budgets sollen die alten Mitgliedsländer der Europäischen Union bis 2010 für Entwicklungshilfe ausgeben. Viele Länder, darunter auch Österreich, haben dieses Ziel jedoch verfehlt. Die sogenannten „Millenium Development Goals“ (Milleniums-Entwicklungsziele der Vereinten Nationen) blieben unter diesen schlechten Voraussetzungen unerreichbar. Bis 2015 hätte der Anteil der Menschen halbiert werden sollen, die unter Hunger und Armut leiden.
Häufig wird die Entschuldung von Entwicklungsländern in die Ausgaben für Entwicklungszusammenarbeit hineingerechnet, die tatsächlichen Ausgaben für Entwicklungszusammenarbeit sind noch viel geringer, als uns die Statistiken der meisten Länder sagen. Hinter vorgeblichen entwicklungspolitischen Maßnahmen stehen zudem nicht
selten eigene wirtschaftliche Interessen.
(red)
Quellen
www.horizont3000.at (Abgerufen am 30.11.2017).
www.ada.gv.at (Abgerufen am 30.11.2017).
DVD: Christine Neumayer (2006): Die Fremde und Ich. Österreich:Augenblick-Film. Zu entleihen bei www.baobab.at
Wikipedia: Entwicklungszusammenarbeit. https://de.wikipedia.org/wiki/Entwicklungszusammenarbeit (Abgerufen am 30.11.2017).
United Nations Development Programme (Abgerufen am 30.11.2017).
http://www.un.org/millenniumgoals/ (Abgerufen am 30.11.2017).
Bildquelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Meeting_Development_Aid_European_Union_Africa_%28CAR%29.jpeg (Abgerufen am 30.11.2017).