Frauenprojekte

Am Beispiel:  Movimiento de Mujeres „Mélida Anaya Montes“ (MAM)

Der Verein Movimiento de Mujeres „Mélida Anaya Montes“, kurz MAM, ist ein feministischer Non-Profit-Verein der Zivilgesellschaft, der am 25. Juli 1992 gegründet wurde und zum Wandel der Lebensbedingungen und Stellung der Frauen in El Salvador (Mittelamerika) beitragen will. Vorrangiges Ziel ist die Förderung der Chancengleichheit unter den Geschlechtern. Dies geschieht durch Organisation, Bildung und „Capacitación“ oder Empowerment der Frauen aus den verschiedenen Gesellschaftssektoren. An der Gründungsgeneralversammlung nahmen mehr als 3.500 Frauen aus 12 der 14 Departements des Landes teil. Am 13. Februar 1998 erlangte der Verein seine Rechtspersönlichkeit. Die Vision ist es, ein feministischer Verein zu werden, welcher auf lokaler und nationaler Ebene für die Veränderung der ökonomischen und politischen Lebensbedingungen und die Stellung der Frauen kämpft. Die Zielgruppe sind Frauen aus gesellschaftlich benachteiligten Sektoren, die durch Organisation und Partizipation gefördert werden sollen.

Frauenempowerment gegen verachtende Arbeitsbedingungen in Maquilas

Innerhalb des Programms der Lokalentwicklung, politischen Partizipation und öffentlichen Einflussnahme befindet sich die Abteilung „Maquilas“. Ziel dieser Abteilung ist, einen Beitrag zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen der Frauen in den Maquilas zu leisten.

Maquilas sind Produktionsbetriebe, bei denen Rohstoffe, Materialien, und Komponenten zum Zwecke der Weiterverarbeitung zollfrei importiert werden, mit dem Ziel, die zusammengesetzten Produkte nach dem Fertigungsprozess wieder zu reexportieren. Weil aufgrund des niedrigen Lohnniveaus in den Maquilas hohe Kosten gespart werden, ist mancherorts auch die Bezeichnung „Lohnveredlungsbetriebe“ bekannt, die jedoch inzwischen weitgehend durch den passenderen Begriff „Weltmarktfabriken“ ersetzt wurde. Ziele sind niedrigste Produktionskosten und Profitmaximierung für die „großen Player“ (transnationale Konzerne).

MAM arbeitet mit Sensibilisierungsaktivitäten und Einflussnahme (Incidencia) durch die Förderung, Organisation und Verteidigung der Arbeitsrechte gegenüber staatlichen Instanzen und UnternehmerInnen. Weiters werden Beratung und Begleitung in arbeitsrechtlichen Belangen gegenüber den entsprechenden Instanzen angeboten, um Prozesse zu vereinfachen und gewünschte Lösungen zugunsten der Maquilaarbeiterinnen zu erzielen. Darüber hinaus wird Frauenempowerment im Sinne von Bildungsarbeitzu den Themen Gender-Theorie, Arbeits- und Frauenrechte, psychische Gesundheit und Selbstvertrauen mit den Frauen gemacht, damit diese ihre Rechte als Frauen und Arbeiterinnen verteidigen und einfordern können. In diesem Sinne war und ist die Beteiligung der Mélidas (MAM) als Nichtregierungsorganisation (NGO) am Prozess zur Verteidigung der Rechte der Maquilaarbeiterinnen eine sehr wichtige und führende.

Durch gezielte Ausbildungsmaßnahmen und Förderung von solidarischen ProduzentInnengruppen entstehen effiziente Alternativen zu den Maquilas, in denen „manchesterkapitalistische“ Produktionsbedingungen ohne Betriebsräte und gewerkschaftliche Organisationsformen vorherrschen – damit wir billig Markenprodukte erstehen können.

MAM wird von der Salzburger Landesregierung im Rahmen der Regionalkooperation Salzburg – San Vicente (auf Antrag und unter Begleitung von INTERSOL) finanziell unterstützt.

Der Name „MAM“

Den Namen, Movimiento de Mujeres „Mélida Anaya Montes“, tragen sie zu Ehren einer Frau, die für dieFreiheit der Menschenrechte lebte und starb. Mélida war Lehrerin, revolutionäre Kämpferin, zutiefst menschlich und liebenswert und setzte sich auf beeindruckende Weise für die Besitzlosen und „Ohnmächtigen“ dieses Landes ein, wie es auch viele andere getan haben; so auch Monseñor Arnulfo Romero, die Anführer des Frente Democrático Revolucionario, Clara Elizabeth Ramírez, Mercedes Letona, Ana Margarita und Virginia Peña, María Teresa Hernández oder Leyla Quintana. Das sind nur einige der vielen tausend Namen der ermordeten und/oder verschwundenen Personen zu Zeiten der Diktaturen in El Salvador. Las Mélidas, wie sich die Mitglieder selber nennen, entstanden durch einen Zusammenschluss von Frauen aus vielen verschiedenen Sektoren. Unter ihnen befinden sich Ex-Kämpferinnen der FMLN, Frauen aus städtisch-kommunalen Organisationen, Frauen, die Konfliktgebiete wieder besiedelten, Frauen aus Bauernvereinigungen und Kooperativen, Akademikerinnen, Hausfrauen sowie Frauen aus Kunst und Kultur. (red)

Quellen und Links

Intersol (Abgerufen am 19.12.17)

Bianca Mayer (2004): Frauenempowerment als sozialarbeiterische Methode zur Veränderung der gesellschaftspolitischen Situation von Maquilaarbeiterinnen in El Salvador am Beispiel der Frauenorganisation Movimiento de Mujeres Mélida Anaya Montes. Diplomarbeit an der Akademie für Sozialarbeit Innsbruck.