Organisationen

Der Begriff NGO bedeutet Nongovernmental Organization, also Nicht-Regierungsorganisation. NGOs werden als „zivilgesellschaftliche Akteure angesehen, die unter Verzicht auf Gewalt und orientiert an den Menschenrechten handeln. Sie stellen moralische Forderungen und vertreten dem Anspruch nach Anliegen, die sich auf die öffentlichen Interessen bestimmter Gruppen beziehen. Sie sind Akteure im öffentlichen Raum, die weder auf staatliche Initiativen hin zustande gekommen sind noch auf Profit zielen.  Wesentlich für NGOs ist außerdem, dass sie über einen organisatorischen Apparat bzw. eine organisatorische Struktur verfügen.“

Die Welt der NGOs, INGOs und sozialen Bewegungen

Hinter der Abkürzung „NGOs“ verbirgt sich eine ganze Reihe unterschiedlicher Akteure. Sie unterscheiden sich sehr stark im Hinblick auf Größe, Ausmaß und Bandbreite der Aktivitäten, Ideologie, kulturellen Hintergrund, Organisationsstruktur und -Kultur sowie ihren rechtlichen Status und natürlich auch, ob sie auf nationaler Ebene oder international (INGOs wie etwa Greenpeace oder Amnesty International) agieren.

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Seit dem ersten Weltsozialforum in Porto Alegre (2000) spricht man von einem „neuen Internationalismus“. Er beruht auf den sozialen Bewegungen, also massenhaften Aktivitäten einer spezifischen Gesellschaft, die wiederum in Beziehungen zu NGOs stehen. Die Träger der sozialen Bewegungen sind Gruppen, die durch ein oder mehrere Ziele zusammengehalten werden und sich zu einer politischen Kraft auf nationaler und internationaler Ebene entwickeln. NGOs können an solchen Bewegungen beteiligt sein, sind sympathisierende Experten oder Trittbrettfahrer. Manche NGOs bleiben bewusst auf ihren Themenbereich beschränkt und wollen keine Interaktion mit sozialen Bewegungen. Internationale Aktivitäten können also sowohl einer grenzüberschreitenden Solidarität dienen als auch auf traditionelles politisches Lobbying, grenzüberschreitende Kampagnen und Mitarbeit in Politiknetzwerken hinauslaufen.

Besonders auffällig ist, dass die Heterogenität der NGOs, das heißt die Vielfalt in Ausrichtung und Zielsetzung, in den 1990-er Jahren zugenommen hat. Aus diesem Grund wird dieser Zeitraum auch als „Ausdifferenzierungs- oder Fragmentierungsphase“ bezeichnet. Die stärkste Zunahme von NGOs ist heute in Osteuropa, Zentralasien und Südasien zu verzeichnen, am schwächsten sind sie im Nahen Osten und Nordafrika vertreten.

Kritische Aspekte: Staatliche Nähe, Sicherheit und Spenden

Es gibt allerdings Tendenzen, dass NGOs aufgrund pragmatischer Überlegungen ihre einst hochgehalteneUnabhängigkeit zur Disposition stellen, d. h. manche „NGOs“ haben diesen Namen nicht mehr verdient, denn ihre Nähe zu staatlichen Regimen ist unverkennbar. Diese unkritische Haltung begünstigt die Machenschaften internationaler Konzerne ebenso wie jene der korrupten staatlichen Politik – und das einstige Korrektiv einer unabhängigen dritten Macht wird degradiert.

Ein zweiter kritischer Aspekt, der aber weniger von den NGOs und mehr von der Sicherheitslage in den Einsatzländern abhängt, ist die Sicherheitssituation von NGOs in Kriegsländern. Fakt ist, dass die MitarbeiterInnen von NGOs häufig stärker bedroht sind als die Militärs. Bestimmte Organisationen entschließen sich auch dazu, ihre Büros zu räumen und ihre MitabeiterInnen aus Kriegsgebieten abzuziehen, um sie vor lebensbedrohlichen Angriffen zu schützen. Spendenverwendung von NGOs.

Der Spendenmarkt ist in vielen Ländern ein „umkämpftes“ Terrain und zu einem großen Geschäft geworden. Die organisierte Kriminalität hat diesen Bereich für sich entdeckt und versucht unter dem „Mäntelchen“ des sozialen Engagements einen Teil des Kuchens zu bekommen. Diese Fälle dürfen aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es viele ehrlich arbeitende NGOs gibt und sie „das Salz in der Suppe“ sind, deren Einsatz vielen Menschen rund um den Erdball eine wertvolle Hilfe ist. (red)

Links und Lesetipps

  • Ulrich Brand/Alex Demirovic u.a. (2001): Nichtregierungsorganisationen in der Transformation des Staates. Münster: Verlag Westfälisches Dampfboot.
  • Rolf Hanisch/Rodger Wegner (1995): Nichtregierungsorganisationen und Entwicklung: Auf dem Wege zu mehr Realismus. Hamburg: Deutsches Übersee-Institut.
  • Joachim Hirsch (1999): Das demokratisierende Potential von „Nichtregierungsorganisationen“. Reihe Politikwissenschaft des IHS. Wien: Institut für Höhere Studien.
  • Günter Metzges (2006): NGO-Kampagnen und ihr Einfluss auf internationale Verhandlungen. Das Multilateral Agreement on Investment (MAI) und die 1997 OECD Anti-Bribery Convention im Vergleich. Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft.
  • Ärzte ohne Grenzen: www.msf.org
  • Rotes Kreuz international: www.icrc.org
  • Friedensbrigaden International: www.peacebrigades.org
  • Amnesty International: : www.amnesty.org
  • Reporter ohne Grenzen international: www.rsf.org
  • Medico International: www.medico-international.de

(Alle Abgerufen am 19.12.17)

Quellen

Aktivisten einer globalen Zivilgesellschaft. In: Atlas der Globalisierung (2006). Le monde diplomatique: Berlin, Seite 74–75.

Achim Brunnengräber/Ansgar Klein u.a. (2005): NGOs iim Prozess der Globalisierung. Mächtige Zwerge – umstrittene Riesen. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften, S. 10-19

Dieter Nohlen, Rainer-Olaf Schultze (Hg.) (2006): Lexikon der Politikwissenschaft. Theorien, Methoden, Begriffe. Band 2. München: Beck

Bildquelle: Intersol (Abgerufen 19.12.17)