Aisa Gasujewa

„Eine Schmach, die man nur mit Blut vergelten kann.“

Aisa stürzte sich in lange, weite Kleidung gehüllt dem Kommandanten Geidar Gadschijew entgegen, aktivierte den Sprengmechanismus und riss ihn und mehrere Wachmänner mit in den Tod. Dieser Kommandant nahm Aisas Mann bei einer Säuberungsaktion auf der Suche nach bewaffneten Wahhabiten (Wahhabismus: fundementalistisch-militante Strömung des Islam) versehentlich gefangen. Als sich dessen Gefangenschaft als Fehler herausstellte, wurde er dennoch nicht freigelassen. Aisa wurde in die Kommandantur gerufen, wo sie ihren gnadenlos verprügelten Ehemann fast nicht mehr wieder erkannte. Gadschijew schlitzte seinen Bauch auf, packte Aisa bei den Haaren und drückte ihren Kopf ihn seine Gedärme.
Sie rächte sich für ihren ermordeten Ehemann, den sie im versprochenen Paradies wiedersehen würde.

Die Bräute Allahs

Julia Jusik, eine junge Reporterin, beschreibt in ihrem Buch „Die Bräute Allahs“ den Prozess, durch den eine Frau zur Marionette wird. Sie unterscheidet zwischen zwei Arten von Frauen, die auf der Suchliste von Terrororganisationen stehen, da sie für solch einen Prozess „empfänglich“ sind: 1. die Unglückliche, die entweder verwitwet oder einfach unglücklich ist und nie geheiratet hat und 2. die Braut, die schon aus einer wahhabitischen Familie stammt und gelernt hat, dem Mann zu folgen. Aisa fällt unter den Typ „Unglückliche“, da sie ihren Mann verloren hat und bei seiner Ermordung anwesend war.

  • Phase eins: Anwerbung und Entführung

Die Unglückliche: Das Opfer wird vollkommen von ihrer Familie isoliert und wird in das Haus ihres neuen Mannes oder einfach in ein anderes Dorf, zu ihrer „neuen“ Familie gebracht. Dieses Schicksal ist vielleicht auch Aisa widerfahren.
Die Braut: Sie wird von einer Frau zu Hause besucht, die einen Bekannten des Opfers als Begleitperson mitbringt (falls Gewalt angewendet werden muss). Verhandlungen mit den Eltern werden nicht getätigt, sie bekommen bestenfalls eine geringe Geldsumme, und ihre Tochter folgt aus Angst vor Erpressung, Bestrafung usw. der Frau.

  • Phase zwei: Isolation und Indoktrination

Den Frauen wird in wahhabitischen Untergrundschulen oder in islamischen Instituten und Lehranstalten radikales Gedankengut vermittelt. Sie leben in Isolation mit Musik und Gebeten. Die einzigen Gesprächsthemen der Organisationsmitglieder mit den Selbstmordattentäterinnen in spe sind die getöteten Geliebten und allgemein das zu erwartende Paradies.

  • Phase drei: Der Abschluss

Oft werden den unbiegsamen Frauen zum Schluss Drogen und Psychopharmaka verabreicht. Aisa war höchstwahrscheinlich voller Wut und Trauer, sodass sie sich nach den zwei Prozessphasen nur mehr rächen wollte. Sie werden zum Ort des Anschlags gebracht, tragen einen „Schahidengürtel“ und ein Begleiter, der in ihrer Nähe bleibt, bringt den Sprengsatz per Funksignal zur Detonation. (red)

Quelle

Julia Jusik: Die Bräute Allahs. Selbstmord-Attentäterinnen aus Tschetscheinien.