Frauen und Terrorismus

Besonders der von Frauen ausgeübte Terrorismus ist für die Allgemeinbevölkerung schockierend. Er zerstört das in vielen Gesellschaften entworfene Rollenbild einer Frau als Repräsentantin von Weiblichkeit und Nächstenliebe.

 

Terroristinnen werden häufig eingesetzt, weil sie weniger Verdacht erregen. Meistens führen sie eine helfende und unterstützende Funktion aus, wie zum Beispiel als Spitzel oder Lockvogel, nehmen aber auch Führungspositionen wie z. B. in der RAF (Rote Armee Fraktion) ein.

Tritt eine Frau nicht aus Zwang einer Terrorgruppe bei, so handelt es sich in vielen Fällen um eine bewusstere Entscheidung als bei Männern. Peter Waldmann begründet dies mit den größeren Barrieren, die Frauen überbrücken müssen, um der politischen Gewalt näher zu kommen, da sie in ihrer Sozialisation eher konsensorientierte Werte erworben haben. Diese Beschlüsse sind in Industriestaaten, in denen die Frau emanzipatorischer orientiert ist (RAF), häufiger zu beobachten als in einem traditionellen Sozialmilieu (Euskadi Ta Askatasuna, ETA).  
Noch irritierender für die Allgemeinbevölkerung ist es, eine Frau in der Rolle der Selbstmordattentäterin zu sehen. Dass Frauen innerhalb einer Terrororganisation eine unterstützende, „passive“ Funktion einnehmen, ist fassbarer als sie in der Rolle der Selbstmordattentäterin zu sehen.

Die sogenannten „lebenden Bomben“ oder „Kamikaze-Frauen“ sind keine neue Erscheinung der Geschichte: Frauen wurden in Sri Lanka (Tamil Eelam) und in der Türkei (marxistische Arbeiterpartei von Kurdistan) schon seit  Jahren bei terroristischen Anschlägen eingesetzt. 1991 brachte ein Selbstmordattentäterin den indischen Premier Rajiv Gandhi um.

In Israel wurde 2002 das erste Mal von einer Kamikaze-Frau berichtet. Seitdem steigt die Anzahl der Frauen, die von palästinensischen Extremistengruppen als Selbstmordattentäterinnen verwendet werden. Üblicherweise werden in diesen Gruppen Selbstmordanschläge von Männern verursacht, wodurch sich palästinensische von tschetschenischen ExtremistInnen unterscheiden, die ausschließlich Frauen in den Tod jagen. (red)

Links und Lesetipps

tagesschau.de, 6. September 2004: Terror aus Tschetschenien. Die Bräute Allahs – entführt, isoliert, missbraucht.

Peter Waldmann: Terrorismus. Provokation der Macht. Muenchen, 1998

Quelle

Julia Jusik: Die Bräute Allahs. Selbstmord-Attentäterinnen aus Tschetscheinien